Furious love
essen.‹ Also ließ ich alles stehen und liegen und ging in den Restaurantbereich. Ich musste mich bei einem Sicherheitsmann ausweisen und dann eine Treppe hinaufgehen. Da saßen sie mit vielen Leuten an einer langen Tafel und aßen. Elizabeth trug ein Handtuch um den Kopf und sah hinreißend aus.«
Hussein, der Richard aufrichtig bewunderte, setzte sich neben ihn und erzählte ihm, dass er ihn in Hamlet am Old Vic gesehen hatte. Richard stellte unvermittelt sein Weinglas ab und hakte nach: »Sie haben mich gesehen?«
»Ja. Und danach lief ich eine Woche lang wie betäubt herum, weil ich Sie so großartig fand. Ich habe Sie wie einen Helden verehrt.«
»Das ist das Netteste, was je einer zu mir gesagt hat.« Richard erzählte daraufhin einige Geschichten vom Old Vic – zum Beispiel habe er einmal vor der Vorstellung so viel getrunken, dass er sich auf der Bühne in seiner Rüstung erleichtern musste. Doch dann traf sich sein Blick mit Elizabeths, und er verstummte.
»Wir sollten nicht darüber reden«, sagte er. »Schließlich drehen wir einen Film, und ich stehe tief in der Schuld bei dieser Dame da drüben
für das, was mir im Filmbusiness möglich ist. Das ist mein Leben. Sie hat mich alles gelehrt, was ich weiß.« Sämtliche Augen richteten sich auf Elizabeth.
»Oh, Richard, werd bitte nicht sentimental«, sagte sie sarkastisch. »Wir wissen, was für ein wunderbarer Theaterschauspieler du warst.«
»Nein, nein, wir reden übers Filmemachen.«
»Ja, ich weiß, aber Waris sagte dir doch gerade, wie großartig du als Hamlet warst. Wir wollen gar nicht hören, wie ich dir beibrachte, wie es beim Film läuft.«
Sie waren wie »George und Martha. Richard brachte das Gespräch auf die Adoption von Maria, einem Kind, so krank wie sonst keines weit und breit. Elizabeth habe Maria gepflegt, bis sie gesund war und normal leben konnte. Tränen standen in seinen Augen. ›Sie war der beste Mensch, den man sich vorstellen kann, unsere Tochter Maria‹, sagte Richard. Aber es war klar, dass er über sie beide sprach, über Elizabeth und die Tochter« – ein Versuch, zusammenzuhalten, was auseinanderzubrechen drohte.
Nach dem Nathalie-Delon-Vorfall verstärkte sich Elizabeths besitzergreifende Art. »Ich dachte damals, sie lässt ihn überhaupt nicht mehr in Ruhe«, erinnert sich Hussein. Richard war »ein echter Kerl, ein Bild von einem Mann. Gut aussehend, charismatisch. Jede Frau auf der Welt wollte ihn. Und Elizabeth hatte ihn. Das musste schwierig sein für sie. Ich halte sie nicht für lieblos.« In einer Szene, die in einem italienischen Hotel spielen sollte, muss Richard zum Telefon gehen. Genau hinter ihm steht eine Gruppe Frauen, die sich auf Englisch unterhalten. Bevor die Szene gedreht werden konnte, sagte Husseins Assistent ihm, die Frauen müssten weg. Eines der Mädchen sei in Richards Garderobe eingeladen worden, wo Elizabeth sich hinter dem Sofa versteckt hielt. Angeblich sei sie aufgesprungen, eine zerbrochene Wodkaflasche in der Hand, und habe das verängstigte Mädchen aus dem Zimmer gejagt. »Es wird keine Frauen mehr am Set geben«, wurde dem Regisseur danach unmissverständlich mitgeteilt.
Richard Burtons Trunksucht brach dem jungen Regisseur, der ihn so verehrte, schier das Herz. Zusehen zu müssen, wie jemand, der so charismatisch und talentiert war, sich zugrunde richtete, berührte Hussein zutiefst. Einmal kam Burton ans Set und konnte kaum noch gerade auf dem Stuhl sitzen. Er schwankte sogar so sehr, dass der Kameramann ihm nicht folgen konnte. Ein anderes Mal wartete Elizabeth geduldig während eines langen Dialogs – etwas, das Burton im Schlaf beherrschte – auf ihren Einsatz. Plötzlich stieß Richard »einen unheimlich lauten, kehligen Schrei aus. Das gesamte Set erbebte. Keiner rührte sich.« Richard musste praktisch nach Hause getragen werden. Dabei rief er: »Ich hätte König Lear sein können. Ich hätte Lear spielen können!« Hussein verzog sich erschüttert in sein Büro und verließ es für den Rest des Tages nicht mehr. Mit dem Dreh ging es da bereits bergab.
Trotz allem begehrte Richard Elizabeth noch. Trug sie etwa »das blaue Nachthemd, das er so liebte« und blitzte ihr Bein unter der Decke hervor, während sie im Bett las, gab es für ihn kein Halten mehr: Die Tür wurde zugeschlagen und sie »machten allerliebste Liebe«. Dann fühlten sie sich wie das heimliche Liebespaar, das sie einst gewesen waren, und erinnerten sich an »das wunderbar anregende Gefühl
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