Furious love
Todd gelebt hatte. Sie spazierte mit Peter Lawford, vor ewigen Zeiten ihr Filmpartner in Die unvollkommene Dame , durch die Stadt. Damals war Taylor zwar noch ein junges Mädchen gewesen, aber wie eine Erwachsene verliebt in den charmanten britischen Schauspieler. Von ihm bekam sie ihren ersten Filmkuss, doch er hatte kein Interesse an einer romantischen Beziehung mit der erst Sechzehnjährigen. Der Darsteller war inzwischen von Pat Kennedy, der Schwester des ermordeten Präsidenten, geschieden, und befand sich auf dem absteigenden Ast. Er nahm Methaqualon, Kokain und trank Wodka. Elizabeth traf sich in Hollywood auch mit Dominick Dunne und ihrem alten Vertrauten Roddy McDowall. Sie unternahm Dinge, die sie mit Richard zusammen nie getan hätte, zum Beispiel einen ausgelassenen Tagesausflug ins Disneyland. Mit Dunne und seiner Tochter Dominique, Lawford und dessen Sohn Christopher sowie Roddy McDowall flog sie im Helikopter dorthin. Zum ersten Mal in der Geschichte des gigantischen Freizeitparks durfte dort ein Hubschrauber landen. Als sich Menschenmengen um Elizabeth und ihre Begleiter versammelten, verzogen sie sich in die Fluch-der-Karibik-Welt. Die Erwachsenen ließen eine Flasche Jack Daniel’s herumgehen. Es war ein verzweifelter Versuch, sich zu vergnügen.
Was ihr dann nicht mehr behagte, war ein Besuch bei Mae West, zu dem sie Roddy McDowall und der achtzehnjährige Christopher Lawford
mitnahmen. Die füllige 81-jährige ehemalige Sexgöttin begrüßte sie in einem hautengen Silberkleid. Ihr langes, platinblondes Haar umrahmte das starre Gesicht wie Zuckerwatte. Zwei muskelbepackte Bodyguards standen neben ihr. Nach einer Viertelstunde verkrampfter Konversation flüsterte Elizabeth Roddy McDowall zu: »Können wir hier bitte abhauen?« Einige Jahre zuvor war Elizabeth gebeten worden, in der Satire Myra Breckinridge von Gore Vidal aufzutreten, in der auch Mae West einen herrlich bizarren Leinwandauftritt hatte (ihren ersten nach 27 Jahren). Elizabeth hatte abgelehnt. Der Anblick dieser kleinen Diva in Aspik ließ sie über ihre eigene Zukunft nachdenken. Lief sie ebenfalls Gefahr, zu einer Karikatur ihrer selbst zu werden? Und konnte sie diese Gefahr ohne Richard an ihrer Seite abwenden? Ein Preis für ihren Ruhm war eben auch die Unwirklichkeit, in der die endlosen und zunehmend weniger authentischen Kopien ihrer selbst (wie Warhols Porträt) drohten, sie als Geisel zu nehmen. Glichen Richard und sie sich den starren Gestalten in Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett an (die übrigens nach der Trennung auch dort nicht mehr nebeneinander standen)? Sie trat schleunigst den Rückzug an.
Auch den Schriftsteller Truman Capote traf Elizabeth wieder, den sie noch aus Cleopatra -Zeiten kannte. Er war immer wieder Zeuge der »herzlichen Kräche« dieses unerhörten Paares geworden. »Sie stachelten sich gegenseitig an«, glaubte Capote, »und ich hatte immer den Eindruck, sie machten das absichtlich, um sich hinterher im Bett versöhnen zu können.« Capote war jedoch von Anfang an skeptisch in Bezug auf Richards Motive gewesen. Er hatte das Gefühl, Burton habe Taylor nur geheiratet, um seine Karriere anzukurbeln. »Sie liebte ihn, er sie aber nicht«, glaubte der Schriftsteller. Nach ihrer Trennung wurde Burton in Hollywood demontiert. Es war immer Elizabeths Reich geblieben, in dem Richard nie recht Fuß gefasst hatte. Doch besser als jeder andere wusste Elizabeth, dass Truman Capote sich schlicht und einfach irrte. Das bewies nicht nur ihr reges Liebesleben, die Tausenden gemeinsamen Nächte, sein Einsatz für ihre Kinder, die prächtigen Juwelen, die er ihr schenkte, sondern auch
die Unmengen an Briefen, mit denen er ihr zeigte, wie sehr er sie liebte und brauchte. Zehn Tage, nachdem sie ihre Trennung bekannt gegeben hatte, bekam sie aus Rom ein Telegramm von Richard: Ref 633
GELIEBTER DUMMKOPF. ICH VERMISSE DICH FÜRCHTERLICH … ICH BIN DIR NUN EINEN VORAUS HABE DEN DONATELLO AWARD FÜR MASSACRO IN ROMA GEWONNEN ICH SOLLTE ALSO HINGEHEN.
Lawford, der wie das übrige »alte« Hollywood Richard Burton nicht besonders zugetan war, stellte Elizabeth einem anderen Lebemann vor: dem niederländischen Geschäftsmann, Fotografen und Gebrauchtwagenhändler Henry Wynberg, einem lebenslustigen Junggesellen, der bei Hollywoods Frauen jeglichen Alters ankam. Er war hochgewachsen, attraktiv, geschieden und sprach ein charmantes Englisch mit niederländischem Akzent. Er war fünf Jahre jünger als Elizabeth und schien
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