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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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    Von der Tür zum Flur hörte man ein Krachen. Eine Tür barst. Hastige Schritte auf der Treppe.
    »Die sind abgehauen und haben mich hier liegen gelassen? Diese . . .«
    »Dann zeig mal, wie schnell du dich von den Socken machen kannst.«
    Mit großen Augen starrte der Junge Hobbes an.
    »Was bist du eigentlich für einer?«, fragte er.
    Hobbes wusste genau, wie er die Situation für sich ausnutzen konnte. Er würde dem Bengel imponieren.
    »Ich bin einer, der von einem ganzen Bataillon Bullen gesucht wird. Und die stehen jetzt ziemlich genau vor dieser Tür.«
    Tatsächlich spiegelte sich Anerkennung in den Augen des Jungen. Dann sprang er auf und hastete durch den Raum. Von draußen kamen wieder Geräusche einer zersplitternden Tür. Eine Stimme war zu hören, die irgendetwas brüllte. Schwere Schritte näherten sich der Wohnung.
    Der Junge hatte die Wand erreicht und hob ein altes Poster von einer Heavymetal-Band an. Dahinter war eine Klappe und dahinter ein Loch. Der Kleine hechtete kopfüber hinein. Hobbes schaute in die schwarze Öffnung. Zum Teufel, wenn der Bengel da reinsprang, dann musste das in Ordnung sein. Er stürzte hinterher. Der Schacht, durch den er fiel, war so eng, dass er die Reibung der Wände an seinen Schultern spürte. Ein Scheißgefühl, so mit dem Kopf voran in die Tiefe zu stürzen. Aber der Junge wusste hoffentlich, was er tat. Das hier war der Fluchtweg. Und Hobbes’ einzige Chance.
    Tiefer und tiefer ging es hinunter, ein alter Müllschacht, vermutlich. Er streckte die Hände weit vor, um den Sturz am Endeetwas abfangen zu können. Aber dann bemerkte er, wie die Reibung an seiner Brust zunahm. Schließlich rutschte er noch einige Meter schräg auf dem Bauch und flog dann durch ein fast waagerecht angelegtes Endstück des Schachtes ins Freie. Schützend warf er die Arme vor das Gesicht. Aber er landete verhältnismäßig weich auf einem Haufen alter Matratzen und zerrissener Wäsche.
    Der Haufen lag inmitten eines Raumes mit rohen Backsteinwänden. An einer Seite war eine Türöffnung zu erkennen, doch sie schien zugemauert. Durch ein Loch im Boden verschwand in diesem Augenblick der Junge, Hobbes stand auf und stieg hinterher. Er gelangte in einen niedrigen Gang aus Backsteinen. Gedämpftes Licht fiel ab und zu durch Ritzen in der Decke. Nach einer Weile wurde ihm klar, dass er sich nicht mehr unter dem Haus befinden konnte, aus dessen oberstem Stockwerk er eben heruntergestürzt war. Der Gang schien verschiedene Häuser des Viertels unterirdisch zu verbinden. Wunderbar. Das musste eines der alten Tunnelsysteme unter dem Glockenbachviertel sein. Immer wieder stieß er auf abzweigende Gänge, aber er folgte dem Jungen, dessen Schritte er dumpf vor sich hörte. Immer geradeaus, dachte er. Je größer die Entfernung zu dem Ort, an dem die Polizei ihn vermuten musste, umso besser.
    Schließlich erreichte er den Jungen, der gerade dabei war, einen Kanaldeckel über seinem Kopf zur Seite zu schieben. Gemeinsam schafften sie es. Sie gelangten in einen Hinterhof. Der Junge brachte den Kanaldeckel wieder in seine ursprüngliche Position und begann, Müll darüber aufzuschichten. Er sah Hobbes an. Der wusste genau, was der Junge befürchtete.
    »Pass auf. Ich kenne euren Schlupfwinkel nicht und schon gar nicht euren Fluchtweg. Und du hast ihn mir auch nicht gezeigt. Okay? Und wenn deine Kumpel blöde Fragen stellen,dann verfluch sie dafür, dass sie dich liegen gelassen haben. Jemanden im Stich zu lassen ist ja wohl immer noch das Letzte, oder?«
    Der Junge nickte ernst. Dann schaute er sich noch einmal um und ging auf die Eingangstür eines der umliegenden Häuser zu. Auch Hobbes setzte sich wieder in Bewegung, weiter, immer weiter weg von den Bullen. Unterwegs begegneten ihm ein paar Streifenwagen, aber da er jetzt in einem völlig anderen Viertel war, brauchte er sie nicht mehr zu fürchten. Die Bullen würden sich nach wie vor auf die Gegend konzentrieren, in der er auf den Häusern herumgeklettert war.
    Er fühlte sich gut. Es war wie früher. Besser als früher. Nie hatte er sich lebendiger gefühlt als nach einer Jagd. Und diesmal, dachte er, diesmal bin ich sogar auf der richtigen Seite. Bis auf ein leichtes Zittern in den Knien hatte sein Körper das Adrenalin gut verkraftet.
    Er machte sich eilig auf den Weg zum Institut.
    Sebastian hörte, wie eine Tür aufging und wieder ins Schloss fiel. Alles wurde still. Erleichtert stieß er die Luft aus und

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