Furor
schlug ihm entgegen. Er rannte in die Dunkelheit des Raumes hinein, die Tür fielhinter ihm zu und schnitt den Lichtschein ab. Wieso war es hier nur so heiß?
Er rannte weiter. Während er lief, hörte er seine Füße durch eine Flüssigkeit platschen. Der Gang machte einen Bogen, und Sebastian stand wieder vor der Halle, in der die Öfen brannten. Er machte die Tür auf, und über seine Schuhe schwappte eine Welle von Wasser. Feuchter Nebel schlug ihm entgegen. Natürlich! Barth hatte in die Rohre mit Heißwasser geballert, mit denen die Generatoren angetrieben wurden.
Der Dampf waberte rötlich um ihn herum. Dann erkannte er die Quelle des Lichts. Die Öfen glühten von innen. Das Wasser, an das sie ihre Hitze abgaben, lief nur noch langsam durch die durchlöcherten Rohre. Die Flüssigkeit führte die Wärme nicht mehr ab. Deshalb heizten sich die Öfen immer stärker auf.
Wieso schaltete die Heizung sich nicht ab? Dafür musste es doch eine Automatik geben. Jetzt konnte Sebastian es riechen. Gas. Barth hatte nicht nur die Wasserleitungen getroffen. Die Sirene heulte infernalisch. Wahnsinn! Wenn der Killer hier einen Schuss abgab, dann würde alles in die Luft fliegen.
Weg, dachte Sebastian, nur weg. Panisch rannte er los, blieb wieder stehen, schlug sinnlos nach den Dampfschwaden vor seinem Gesicht, wirbelte herum wie ein Derwisch. Dann stolperte er und stürzte in die warme Brühe, die den Boden bedeckte. Das brachte ihn zur Besinnung. Er stand auf und zog sich von der Tür zurück, wobei er vorsichtig Abstand zu den heißen Öfen hielt. Dann hatte er eine Idee.
Die Tür öffnete sich. Vorsichtig, aber mit einem Ausdruck sicherer Überlegenheit im Gesicht, betrat Barth den Heizungsraum. Er blieb an der Tür stehen und beschrieb mit der Taschenlampe einen Kreis. Dann begann er, systematisch die Ecken auszuleuchten. Dampfschwaden zogen durch den Lichtkegel der Lampe. Schließlich humpelte er tiefer in den Raum.Vor jeder Lücke zwischen den Öfen hielt er an und leuchtete vorsichtig hinein. Als er den dritten Zwischenraum erreicht hatte, sah Sebastian seine Chance. Er schnellte aus der Lücke, in die er sich zurückgezogen hatte, hervor und rammte den Killer mit voller Wucht. Barth reagierte schnell. Er drehte sich zur Seite und hob die Waffe, doch bevor er abdrücken konnte, verlor er das Gleichgewicht und prallte mit dem Gesicht gegen den glühend heißen Ofen. Sein Mund öffnete sich zu einem grauenhaften Schrei. Sebastian ließ sich zur Seite fallen, streifte dabei mit dem Oberarm den Ofen. Ein brennender Schmerz fuhr ihm durch die Haut. Sein T-Shirt klebte am heißen Metall, wurde aber durch seinen Fall wieder abgerissen. Dann lag er auf dem Boden und kroch zur Seite, weg von Barth. Der Killer brüllte wie am Spieß. Sein Schreien übertönte sogar die Sirene. Sebastian richtete sich auf und rannte zur Tür. Von dort sah er noch einmal zurück. Barth lag jetzt zusammengekrümmt auf dem Boden. Die eine Hand krampfte sich noch immer um die Pistole, hielt sie am ausgestreckten Arm der Decke entgegen.
Hinter Sebastian fiel die Tür zu. Hier, ohne den Schein der glühenden Öfen, stand er wieder in vollkommener Dunkelheit. Aber jetzt überkam ihn ein Gefühl der Erleichterung. Barth würde ihm keine Probleme mehr machen. Langsam tastete er sich voran. Auch hier war die Hitze unerträglich. Was aber würde passieren, wenn die Öfen sich weiter und weiter aufheizten? Irgendwie mussten Barths Kugeln so eingeschlagen sein, dass die Menge Gas, die ausströmte, zu gering war, als dass die Überdruckventile ansprangen. Wenn das ausströmende Gas jetzt auf einen Funken stieß . . .
Er musste verschwinden. Sofort.
Als er den Schaltraum erreichte, tastete er sich vorsichtig weiter in Richtung Flur. Dann erreichte er die Konsole der Notstromversorgung. Zwischen zwei Sirenentönen hörte erein leises Prasseln. Es klang nach Elektrizität. Er hob die Konsolenverkleidung hoch, die er vorhin losgerissen hatte, und sah, dass die herausgerissenen Kabel Funken sprühten. O Gott! Wenn das Gas bis hierher kam, dann . . . Er griff in die Konsole hinein und versuchte, die Kabel zu packen und so zu legen, dass sie keinen Kontakt mehr mit dem Metall der Verkleidung hatten. Diesmal fuhr der Stromschlag durch seinen ganzen Körper bis hinunter in seine feuchten Schuhe. Sebastian taumelte zurück.
Diese verdammte Sirene, diese verdammte Feuchtigkeit. Es war inzwischen heißer als in der Sauna. Drecksfunken. Wenn das Feuerwerk
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