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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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Grundlagenforschung. Wir beschäftigen uns mit den Fragen, wie das menschliche Gehirn funktioniert und was den menschlichen Geist ausmacht.«
    »Der Geist in der Maschine und so.«
    Er grinste und sprach weiter: »Anhand der Wiedergabequalität lässt sich zum Beispiel feststellen, wie genau wir das Gedächtnis aktivieren können. Aber wir könnten auch etwas über Ereignisse im Leben von Menschen herausfinden, die für die Gesellschaft von Bedeutung sind. Wir hätten vielleicht nachweisen können, ob Lee Harvey Oswald der Kennedy-Mörder war oder ob die Kubaner dahinter gesteckt haben. Wenn wir Erinnerungen aus dem Hippocampus holen können, dann ist es auch möglich, aus dem Gehirn von Mordopfern Informationen über den Täter zu gewinnen. Natürlich nur, wenn das Opfer selbst etwas gesehen hat und die Informationen die Zeit hatten, im Hippocampus gespeichert zu werden. Aber es dauert lange, bis man unter all den verworrenen Erinnerungen, die man ja zufällig abspeichert, die richtige gefunden hat. Und selbst dann gibt sie oft genug nichts her. Deshalb kann die Polizei mit unserer Methode nur wenig anfangen. Dreimal hat das Institut bisher mit der Polizei zusammengearbeitet, und nur in einem Fall war es nützlich.«
    »Und was ist mit Spionage, militärischen Geheimnissen und so weiter? So nach dem Motto, wenn der Spion nicht redet, dann untersuchen wir sein Gehirn?«
    Er lachte. Die Sorge konnte er ihr schnell vertreiben.
    »Es gibt sicher bessere Methoden, um Menschen ihre Geheimnisse zu ›entlocken‹. Nicht, dass ich mich damit auskenne. Aber es gibt ein echtes Problem. Wir können zwar bei lebenden Menschen die Erinnerungen mithilfe von Elektroden auslösen, wie Penfield es schon gemacht hat. Aber bei lebenden Menschen gelingt es nicht, die Erinnerungen auf dem Computer zu speichern. Da läuft im Gehirn ja nicht nur der Erinnerungsfilm ab, sondern gleichzeitig werden im Arbeitsgedächtnis die Erinnerungen mit aktuellen Informationen abgestimmt und so weiter. Arbeitsgedächtnis und Flaschenhals liegen zu dicht beieinander. Die Aktivitäten, die wir bei lebenden Menschen ableiten, ergeben immer ein völliges Chaos. Erinnerungsfilme zu speichern gelingt bislang nur bei Toten. Und ich vermute, dem Geheimdienst ist ein lebender Spion lieber als ein toter. Da können sie ihre bewährten Methoden anwenden.«
    »Und was ist mit Gehirnwäsche, indem man Menschen mit falschen Erinnerungen ausstattet? Indem man diese vierdimensionalen Muster künstlich herstellt?«
    »Interessante Idee. Aber das scheitert schlicht daran, dass diese Muster zu kompliziert sind. Wenn ich jemandem die Erinnerung an ein rotes Auto einpflanzen wollte, dann müsste ich ja das Muster für ein rotes Auto herausfinden, das in sein Gehirn passt. Auf einem Computerbildschirm dargestellt, sieht ein solches Muster ungefähr so aus, als würde man in ein Klo schauen, in dem jemand Millionen von Glühwürmchen herunterspült. Nein, ich glaube, für diese Spionagegeschichten taugt die Technik nicht. Wir sind höchstens für die Polizei interessant, wenn überhaupt. Wir sind auf der richtigen Seite.«
    »Kommt darauf an, auf welcher Seite die Polizei ist«, sagtesie und klang dabei sehr ernst. Was meinte sie denn damit, fragte sich Sebastian. Hatte sie Probleme mit der Polizei? Na ja, ging ihn ja nichts an.
    Mit einem Knacken schaltete sich das Aufnahmegerät ab. Sareah nahm das Band heraus und legte ein neues ein. Sebastian nutzte die Pause, um eine weitere Zigarette bei ihr zu schnorren. Schweigend rauchten sie eine Weile. Dann schaltete die Journalistin den Rekorder wieder ein.
    »Und was hältst du von Ideen wie in dem Film ›Strange Days‹, wo Träume und Erinnerungen wie Drogen gehandelt werden?«
    »Die Technik, die man braucht, um an Erinnerungen heranzukommen und sie jemandem wieder zugänglich zu machen, ist so kompliziert, dass so etwas kaum vorstellbar ist. Bisher klappt das nur in Hollywood.«
    »Okay, vielen Dank. Im Augenblick fällt mir nichts mehr ein, das ich dich fragen müsste«, erklärte Sareah. »Aber es kann natürlich sein, dass ich beim Bearbeiten noch Fragen habe. Kann ich dich anrufen?«
    Er gab ihr seine Telefonnummern und E-Mail-Adresse. Immerhin, dachte er. Das ist doch ein Fuß in der Tür.
    »Wie kommt man eigentlich dazu, hier zu studieren?«, fragte Sareah Anderwald. »Gibt es Schlüsselerlebnisse, motivierende Biologielehrer? Wie bist du auf die Idee gekommen?«
    Sebastian freute sich, dass das Interview wider

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