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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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bin ich davon auch gar nicht entfernt, dachte er.
    Er folgte Sareah zum Sofa hinüber und ließ sich in die Kissen fallen. Sie setzte sich neben seinen Beinen auf den Boden, stützte ihr Kinn auf sein Knie und schaute zu ihm hoch. Er las die Fragen in ihren Augen. Was sollte er ihr sagen? Er konnte es ja selbst nicht fassen: Die Wohnung war durchsucht worden. Vielleicht schwebte er wirklich in Gefahr. Er schaute sie an. Ihre Augen verrieten Unsicherheit und Sorge. Sonst strahlte sie eine Sicherheit aus, die er sich selbst wünschte. Was sollte er tun?
    Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder, er machte mit ihr Schluss, noch bevor sie richtig angefangen hatten. Oder er hielt sie auf dem Laufenden, weihte sie vollständig ein, und zog sie damit vielleicht in den Abgrund, der sich vor ihm auftat.
    Ihre Augen sagten ihm, was sie wollte. Sie wollte Bescheid wissen. Es war ihre Entscheidung. Sie hatte sich mit ihm eingelassen, obwohl sie wusste, dass möglicherweise die IS/STA hinter ihm her war. Er musste es ihr erzählen. Dann konnte sie selbst entscheiden, welches Risiko sie eingehen wollte. Sie machte auf ihn den Eindruck, als wüsste sie sehr gut, was sie wollte.
    »Du kennst bereits den Anfang der Geschichte und einen großen Teil des Hintergrunds. Mehr als ich, wenn es um dieIS/STA geht. Aber was hier passiert . . . Ich weiß einfach nicht, ob ich dich da reinziehen darf.« Er stockte. »Indem ich mit dir zusammen bin.«
    »Ich bin schon mitten drin, glaub mir«, antwortete sie. »Und ich wäre froh, wenn du mir weiterhin alles erzählen würdest, ohne dass ich dich dazu auffordern muss. Ich will mich nicht in dein Leben drängen, sondern . . .«, sie suchte nach passenden Worten, »sondern durch eine offene Tür eintreten.«
    Sebastian war erleichtert. »Wenn sie nicht offen wäre, dann würde ich hoffen, dass du sie eintrittst. Ich warte schon ziemlich lange auf Besuch. Und vielleicht habe ich gar nicht bemerkt, dass abgeschlossen war. Hm, ich glaube, ein Poet bin ich nicht. Komm, lass uns gehen, hier können wir nicht reden.«
    Er schlug vor, einen Spaziergang zu machen, bevor sie sich mit den anderen treffen würden. Durch die nasse Fensterscheibe sah man die Strahlen der frühen Nachmittagssonne durch die Wolken stoßen. Der Regen hatte aufgehört, und ein Regenbogen spannte sich über die Häuserdächer. Ein gutes Zeichen, dachte er.
    Sie gingen zum Westpark, Hand in Hand unter den tropfenden Bäumen, während er Sareah von dem verschwundenen Tagebuch erzählte – dem Beweis, dass jemand in seiner Wohnung gewesen war. Und er erzählte ihr von dem Massaker in den peruanischen Anden. Als er seine Geschichte beendet hatte, schwiegen sie eine Weile. Dann blieb Sareah stehen, umarmte ihn und drückte sein Gesicht an ihre Schulter. Endlich konnte er weinen.
    Mato war schon beim zweiten Bier, als Sebastian und Sareah das Café betraten. Kurze Zeit später traf auch Hobbes ein. Er entschuldigte seine Verspätung damit, dass er noch etwas habe erledigen müssen, und zwinkerte Sebastian zu. Hatte vielleicht mit der Pistole zu tun, dachte der.
    »Hast du inzwischen mit Wallroth gesprochen?«, fragte Hobbes. Sebastian nickte.
    »Ja. Und seine Erklärung leuchtet mir ein.« Er erzählte ihnen von seinem Gespräch mit Wallroth.
    »Ein Unglück also?«, fragte Mato.
    »Ja. Vielleicht haben die Soldaten eine Biersorte getrunken, und die Flaschen waren mit einem Spülmittel behandelt worden . . . Und dann gab es diese Reaktion – wie bei der plötzlichen Teilung von Brustkrebszellen im Reagenzglas ohne Hormonzufuhr – ihr wisst schon«, fasste Sebastian zusammen.
    »Glaubst du das im Ernst? Nur wegen eines blöden Zufalls mutieren entspannte Soldaten plötzlich zu wahnsinnigen Kampfmaschinen?«
    »Ich fand das, so wie Wallroth es erklärt hat, überzeugend«, antwortete Sebastian.
    Mato warf Hobbes einen Blick zu. Der schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Wenn unsere Regierung den Peruanern so selbstlos helfen wollte, wieso war dann dort ein deutscher Agent beteiligt, der heute Chef der IS/STA ist?« Drei Augenpaare richteten sich auf Sareah. Als sie weitersprach, senkte sie ihre Stimme. »Ich weiß nicht. Jedenfalls wäre es auch für unser Militär doch von größtem Interesse, zu wissen, wie man aus einem einfachen Soldaten – oder aus irgendjemandem – einen Killer macht. Und Dietz gehört zur IS/STA. Das ist keine soziale Hilfsorganisation! Die gehören zum Geheimdienst.«
    »Du glaubst wirklich, das Massaker

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