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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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sah traurig aus. Regentropfen rannen ihm über das Gesicht. Oder waren es Tränen? Im Hintergrund fiel ihm Steadman auf, der seinen schlecht sitzenden schwarzen Anzug mit einem rosaroten Schirm vor dem Regen zu schützen versuchte und sich die Augen rieb. Irgendwann bemerkte Sebastian Hobbes und Matoneben sich. Sie stehen mir sprichwörtlich zur Seite, dachte er. So gut sie können.
    Während die Trauergäste schließlich so schnell, wie es der Anstand gerade noch zuließ, den Friedhof verließen, bemerkte Sebastian eine junge Frau in schwarzem Blazer und knielangem Rock. Sie stand ohne Schirm im Regen, das Haar hing ihr in nassen Strähnen ins Gesicht. Sie lächelte ihn ein wenig unsicher an – und plötzlich war die Welt nicht mehr ganz so trübe.
    Er ging zu ihr.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte er.
    »Ja.« Sareahs Lächeln wurde sicherer. Dann nahm sie ihn in den Arm. Sie hielten sich eine Weile fest.
    »Woher wusstest du von der Beerdigung?«, fragte er.
    »Das war nicht schwer herauszubekommen. Dein Vater war ja nicht ganz unbekannt. Ich wusste nicht, ob du mich dabei haben wolltest, weil du nichts gesagt hast.«
    »Beerdigungen sind nicht gerade ein schöner Anlass für ein Rendezvous. Ich wollte dir das nicht zumuten.«
    Er küsste sie auf die Wange. Seine Freunde waren inzwischen zu ihnen getreten.
    »Gibt es etwas, das wir wissen sollten?«, fragte Mato vorsichtig grinsend. Sebastian lächelte und wusste nicht, was er sagen sollte. Also ergriff Hobbes die Initiative.
    »Für den Fall, dass es dem Kerl schon wieder die Sprache verschlagen hat: Ich interpretiere die Situation als Zeichen einer tief greifenden Veränderung im Leben unseres Freundes. Meinen Glückwunsch.«
    »Dito«, erklärte Mato und machte einen förmlichen Diener.
    »Sollten wir nicht irgendwohin gehen, wo es trockener ist?« schlug Hobbes vor. Sie waren alle völlig durchnässt, und wollten sich zuerst umziehen, um sich dann zum Leichenschmaus im T-Rex in Haidhausen zu treffen.
    »Soll ich dir was von mir leihen?«, fragte Sebastian Sareah.Als Sebastian und Sareah das Treppenhaus auf seiner Etage verließen, trafen sie auf Barth, der auf dem Weg zum Aufzug war. Sie begrüßten sich, diesmal ohne Handschlag. Für einen kurzen Moment überkam Sebastian das Gefühl, Barth erst kürzlich auf der Straße gesehen zu haben. Aber er konnte sich nicht erinnern, wo und wann.
    »Ich habe übrigens Ihren Rat befolgt. Vermutlich sind Herz und Niere meines Vaters schon verpflanzt. Danke übrigens für den Hinweis.«
    »Nichts zu danken. Die Organ-Empfänger sollten Ihnen danken.«
    In der Wohnung suchten sie unter Sebastians Kleidern eine Jeans und ein Sweatshirt, und Sareah ging ins Bad, um sich umzuziehen. Sie machte die Tür nicht ganz zu, und Sebastian konnte nicht anders . . . Sie hatte sich, von der Tür verdeckt, auf den Rand der Badewanne gesetzt. Er konnte ihre Arme sehen, als sie sich ihren Pullover und den Rock auszog, mehr nicht. Den Rest musste seine Fantasie leisten. Als sie aus dem Bad kam, wusste er, dass sie unter der Jeans nichts trug – sie war bis auf die Haut nass gewesen, aber mit passender Unterwäsche hatte er wirklich nicht dienen können. Er musste sich jetzt zusammenreißen. Sie hatten schließlich gerade seinen Vater unter die Erde gebracht. Aber die Jeans stand Sareah wirklich gut . . .
    Als Sebastian etwas nervös durch die Zimmer ging, überkam ihn ein eigenartiges Gefühl. Er hatte es bereits gespürt, als sie die Wohnung betreten hatten, aber Sareah hatte ihn doch ziemlich abgelenkt. Jetzt spürte er etwas Seltsames, ihm war, als herrschte eine andere Atmosphäre in der Wohnung als sonst. Es war wie eine Ahnung, ein fremder Hauch. Er ging in die Küche, um Gläser zu holen. Etwas war verändert. Er nahm die Gläser aus dem Küchenschrank, von denen er sicher war, dass er sie nicht erst spülen musste, und ging zurück.
    Dann fühlte er einen kalten Stich in den Eingeweiden. Daswar’s. Das Tagebuch seines Vaters lag nicht mehr auf dem Küchentisch. Er dachte nach, ob er es vielleicht in Gedanken weggeräumt haben könnte. Aber es war nirgends zu sehen.
    Jemand musste in der Wohnung gewesen sein. Das war es also. Der Duft von fremdem Rasierwasser und kaltem Rauch. Er wankte auf weichen Beinen ins Wohnzimmer, wo Sareah mit angezogenen Beinen auf dem Sofa saß.
    »Was ist los? Du bist ja ganz blass!« Sie sprang auf und nahm seinen Arm, als glaubte sie, er würde jeden Moment in Ohnmacht fallen. So weit

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