Furor
allem, was er gesagt hat, sicherlich Recht. Aber es gibt eine Reihe von Punkten, die seine Erklärung in dem konkreten Fall nicht sehr nahe liegend erscheinen lassen. Herr B. hat das bereits angesprochen. Gerade die besonderen Umstände führen mich zu der Vermutung, dass hier kein dynamischer Prozess abgelaufen ist, der schließlich in diesen Amoklauf mündete. Es scheint mir eher, als sei die Psyche der Betroffenen innerhalb kurzer Zeit verändert worden.
Dr. Heidrun F. (CDU): Herr Vorsitzender, ich schlage vor, die an dem Massaker beteiligten Zeugen nochmals zu befragen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass deutsche Soldaten während ihrer Einsätze Drogen genommen haben, wäre das ein ungeheuerliches Vergehen – gemessen an den Folgen.
27. April, Morgen
Als Sebastian aufwachte, wusste er für einen Augenblick nicht, wo er war. Dann spürte er den warmen Körper an seiner Seite und erinnerte sich. Er ließ sich in die Kissen zurücksinken und betrachtete Sareah. Das Laken bedeckte nur knapp noch ihre Hüfte, von dort an aufwärts war sie nackt. Sie lag auf dem Bauch. Licht fiel durch die Rollospalten und malte hell schimmernde Streifen auf ihren Rücken. Sebastian fuhr mit dem Finger sanft die Wirbelsäule entlang. Sie seufzte und drehte sich um. Wieder stockte Sebastian beim Anblick ihrer Brüste der Atem. Er beugte sich vor und küsste ihre dunklen Brustwarzen. Sarrah öffnete die Augen und schaute verwirrt zu ihm hoch. Dann lächelte sie, und er legte seinen Kopf auf ihren Bauch.
»Ich muss gehen«, flüsterte er.
Sie nickte.
»Ist es nicht verdammt schäbig, im Leben anderer Menschen herumzuschnüffeln?«, fragte er. Sie spielte mit seinen Haaren.
»Hast Du denn eine andere Wahl? Du drehst den Spieß doch nur um. Es ist richtig.«
Sebastian trat hinaus in die Morgendämmerung. Es war frisch. Er spürte, wie sich die Gänsehaut über seine Unterarme zog, und rieb sie warm. Nach wenigen Schritten fiel ihm ein, dass er sein Handy vergessen hatte. Als er in den Hausflur zurückgekehrt war, hörte er Schritte auf der Treppe. Doch bevor er sehen konnte, wer ihm da entgegenkam, kehrte derjenige wieder um und lief fast lautlos hinauf, an Sareahs Wohnung vorbei. Sebastian schaute nach oben ins Treppenhaus, konnte aber nichts erkennen. Als er an Sareahs Tür klopfte, hatte er den Vorfall schon wieder vergessen.
Er erreichte die Bushaltestelle und seine Linie war weg.
Etwa zwanzig Minuten zu spät stieg er schließlich vor dem Institut aus dem Bus. Die Haltestelle lag vor dem Hauptportal an der Lindwurmstraße. Wenn man Pech hatte, hielt der Bus so, dass man beim Aussteigen direkt in den Sprühregen geriet, den der Springbrunnen nach der Winterruhe seit einigen Tagen wieder auf dem Vorplatz verbreitete. Im Sommer, wenn man meinte, die Tropfen auf den grauen und blauen Steinplatten verdampfen zu hören, war das ja sehr angenehm. Um diese Jahreszeit aber war es verdammt ungemütlich.
Mato, Robert und Hobbes warteten am Haupteingang des Instituts und tranken Kaffee aus einem der Automaten in der Halle. »Wir dachten schon, du kneifst«, begrüßte ihn Robert. Ohne zu antworten, holte sich Sebastian einen Kaffee.
»Also, wir nehmen mal an, dass Steadman etwa in einer Viertelstunde in sein Büro kommen wird«, erklärte Mato. »Irgendwann zwischen halb acht und acht. Wahrscheinlich sieht er dann als Erstes seine Post durch. In dieser Zeit müssen wir aktiv werden. Robert und ich gehen jetzt in die Bibliothek und installieren dort ein Sniff-Programm. Damit können wir die Vorgänge im Netzwerk beobachten. Wenn Steadman sich dann einloggt und seine E-Mails vom Server lädt, können wir das Passwort feststellen.«
»Aber es gibt da ein Problem«, Robert legte die Stirn in Falten. »Und das ist unser Administrator. Wenn der an seinem Rechner sitzt, könnte er Wind bekommen. Der hat nämlich seinen eigenen Netzwerkmonitor. Deshalb müssen wir fertig sein mit der Installation, bevor er kommt. Auch wenn er seinen Sniffer nicht dauernd in Betrieb hat – sicher ist sicher.«
»Ja«, sagte Mato, »und einer von euch beiden«, er sah Hobbes und Sebastian an, »muss uns Bescheid geben, wenn Steadman in seinem Büro auftaucht. Dann starten wir unser Programm. Der andere muss im Rechenzentrum sein und unswarnen, wenn der Admin in sein Büro geht, dann brechen wir die Aktion sofort ab.«
»Hobbes, übernimmst du Steadmans Zimmer? Sebastian würde er bestimmt ansprechen. Und du, Sebastian, könntest ins Rechenzentrum
Weitere Kostenlose Bücher