Furor
Wir schauen uns gerade den Verkehr an.«
Auf dem Bildschirm sah Sebastian eine Liste von Vorgängen: Rechnerbezeichnungen, Uhrzeiten und völlig sinnlose Buchstaben- und Zahlenketten.
»Was ist denn das?«, fragte er und deutete auf eine der Zeilen.
»Ein Datenpaket. Mit solchen Paketen unterhält sich der Server, also der Hauptrechner, mit den einzelnen PCs in den Büros.« Robert zeigte auf einen Punkt auf dem Bildschirm. »Mit diesem hier zum Beispiel ruft der Client ins Netz Hallo, hier bin ich , und das hier ist der Server mit Und was willst Du? So labern die dann rum, um sich bei dem zuständigen Server anzumelden. Wie es aussieht, haben innerhalb der Zeit, in der wir geschnüffelt haben, fünf Leute ihre E-Mails von dort abgeholt. Und dafür mussten sie ihre Passwörter benutzen. Die stecken jetzt auch in diesen Datenpaketen.«
»Und woher weiß man, welches Datenpaket von Steadmans Rechner stammt und welches sein Passwort ist?«
»Erst mal müssen wir den Namen seines Rechners herausfinden. Sechs Rechner haben sich beim Server gemeldet: BC3, P2, P3, NC2 und 5 und V3«, antwortete Mato.
»Elementar, Watson. Was könnten BC, P, NC und V heißen?« Robert zog fragend die Augenbraue hoch.
»Ich schätze, dass die Rechner nicht mit viel Fantasie eingerichtet wurden, wahrscheinlich eher mit dem Ziel, eine gewisse Übersicht zu behalten. Die Buchstaben haben vermutlich einen Bezug zu den einzelnen Abteilungen«, fuhr Mato fort.
»Na, dann ist es doch klar«, warf Hobbes ein. »BC für Biochemie, NC für Neurochemie und V für Verwaltung. Bleibt noch P.«
»P steht für Primus«, erklärte Mato.
»P1 war dein Vater, P2 ist die Nummer zwei, Wallroth, P3 müsste dann Steadman sein«, stimmte Robert zu. »Schritt zwei: Passwortsuche. Ich möchte wetten, einer von den Herrschaften benutzt ein richtiges Wort oder ein Datum. Ich tippe auf Tag, Monat, Jahr, also zwei Zahlen, Punkt, zwei Zahlen, Punkt, zwei Zahlen. Richtig?«
Mato nickte und tippte auf die Tastatur. Ein Suchfenster ging auf. Er gab ein:
??.??.??
Jedes Fragezeichen stellte einen Platzhalter für beliebige Buchstaben oder Zahlen dar, so dass das Programm nun eine Zeichenfolge suchte, die dreimal zwei beliebige Zeichen mit einem Punkt getrennt enthielt. Der Rechner fand nichts.
»Pech gehabt. Wie wär’s mit
??.??.????
.«
Er wiederholte den Vorgang – nichts.
»Also müssen wir es von Hand machen«, entschied Robert.
Sie ließen die Daten über den Bildschirm laufen.
»Hier startet das Datenpaket von BC3.« Robert zeigte aufeine Symbolkette auf dem Bildschirm. »Ab hier antwortet der Server. Danach folgt Kommunikation. Das Passwort muss im ersten Teil stecken, mit dem der Rechner sich zu erkennen gibt.«
Sie konnten nichts erkennen.
»Also, schauen wir uns NC2 an. Hier geht es los.«
Auch hier war nichts zu finden, was wie ein Passwort aussah. Sie betrachteten das erste Datenpaket von P2. Plötzlich fing Mato an zu lachen, Hobbes und Robert fielen ein. Sebastian verstand gar nicht, was da so lustig war. Auf dem Bildschirm stand:
»Was ist denn?«, fragte er.
»Kannst du es echt nicht sehen?« Robert deutete auf einige Buchstaben in der zweiten Zeile. »Los geht’s.«
»Was geht los?«
»Das steht da. Siehst du es nicht?«
Sebastian schaute noch einmal. Dann musste auch er lachen.
»losgets?
Was für ein Schlaukopf. He, ihr habt gesagt, das ist P2? Mann, dann ist das ja Wallroth.«
»Ja. Ich denke, mit seiner freundlichen Hilfe kriegen wir die übrigen Passwörter auch raus. Ich schätze, ein Passwort wird immer von den gleichen Zeichen eingerahmt.«
Mato kopierte den größten Teil der Zeile mit dem Passwort und klickte wieder das Suchfenster auf. Dort fügte er die Zeile ein und ersetzte die Kombination
losgets
mit einem Sternchen.
Die Suchmaschine fand nichts. Nach und nach grenzte Matodie Zahl der Zeichen vor und hinter dem Sternchen ein. Plötzlich meldete die Suchmaschine einen Treffer.
»Bingo«, rief Robert. »Jetzt haben wir dich.«
»
tlf9eh
ist das Passwort von NC2. Der hält sich an die Ratschläge des Administrators, Buchstaben und Zahlen zu mischen. Na, dann schauen wir mal, wie viel Fantasie Steadman hat.« Mato setzte den Cursor in das Datenpaket, mit dem P3 sich beim Server angemeldet hatte, und startete die Suchmaschine erneut. Sie stoppte bei:
»Gotcha.« Robert grinste breit.
»Eine faule Sau, unser Freund Steadman«, meinte Mato. »Bei der Kombination
j1j2j3
braucht er kaum die Finger zu heben. Kaum
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