Furor
gehen.« Robert war jetzt ganz in seinem Element.
Das Rechenzentrum lag im ersten Stock, drei oder vier Büros, ein Raum, voll gepackt mit Hard- und Software und ein kleiner Saal für Schulungen. Um diese Uhrzeit waren die Räume noch verschlossen. Mato, der Sebastian begleitet hatte, blieb vor einer der Türen stehen.
»Hier ist das Büro. Wenn jemand kommt, dann tust du einfach so, als würdest du hier an der Pinnwand was lesen. Und dann ruf sofort an. Alles klar?«
»Wie sieht der Typ denn aus? Dieser Administrator?«
»Das ist dieser Dicke mit Vollbart und Schlafzimmerblick. Den erkennst du sofort. Also, bis nachher. Meine Handynummer hast du?« Sebastian nickte.
Auf dem Flur stand ein Sofa, daneben ein niedriger Tisch, auf dem sich alte Computerzeitschriften stapelten. Ist ja wie beim Arzt hier, dachte Sebastian. Beim Computer-Doktor durfte allerdings geraucht werden. Neben dem Tisch stand ein Aschenbecher auf einem kniehohen Ständer. Sebastian setzte sich und steckte sich eine Kippe an. Auf seiner Uhr war es zwanzig nach sieben. Wenn Robert Recht hatte, dann konnte es jetzt noch eine Dreiviertelstunde dauern, bis der Typ auftauchen würde. Mist. Er hätte sich was zum Lesen mitnehmen sollen. Gelangweilt blätterte er in den Zeitschriften. Er zuckte zusammen, als sein Telefon klingelte. Mato. »Wir haben das Programm installiert. Wenn der Typ kommt, ruf mich gleich an. Lass es eine Weile klingeln. Ich habe mein Handy auf Vibration gestellt. Wenn ich’s merke, nehme ich kurz das Gespräch an, sage aber nichts. Okay? Also dann, bis nachher.«
Nach einer Weile stand Sebastian auf und begann, die verschiedenen Zettel am Schwarzen Brett zu lesen. Nichts von dem, was da stand, interessierte ihn. Was werden wir auf deinem Rechner finden, Steadman, dachte er und spürte, wie sich seine Hand um das Handy krampfte. Er zwang sich, die Finger zu lösen, um nicht aus Versehen Mato zu alarmieren.
Jemand kam den Gang entlang. Noch konnte er nicht sehen, wer es war, er hörte nur die Schritte. Sebastian holte das Mobiltelefon aus der Tasche.
Eine Frau kam um die Ecke. Sie grüßte, als sie an Sebastian vorbeiging, und öffnete die nächste Tür. Er nahm den Finger von der Wähltaste und entspannte sich. Es war inzwischen kurz vor acht. Ob Steadman schon da war? Sebastian überlegte, ob er Hobbes anrufen sollte, ließ es aber sein. Stattdessen begann er wieder, in den Zeitschriften zu blättern. Als er das nächste Mal auf die Uhr sah, hatte der Zeiger die Acht hinter sich gelassen. Wieder hörte er Schritte und legte den Finger auf die Wähltaste. Ein Mann mit Vollbart, Brille und Cowboyhemd. Seinen Bauch trug er wie eine Trophäe vor sich her. Das musste er sein. Aber von einer Brille war nicht die Rede gewesen. Wenn er jetzt die Aktion abbrach, und der Typ war es nicht? Sebastian hatte keine Ahnung, wie viel Zeit Mato und Robert brauchten. Hatte es gereicht, das Programm zum Laufen zu bringen? Er entschloss sich, noch nicht zu wählen.
Der Mann kam herüber. »Warten Sie auf mich?«, fragte er Sebastian. Überrascht schaute Sebastian auf. »Wer sind Sie denn?« fragte er zurück. Der Mann deutete mit dem Daumen auf die Tür zum Büro des Administrators. Sebastian schüttelte den Kopf und drückte gleichzeitig die Wähltaste. Der Mann schloss auf und verschwand in seinem Büro. Sebastian holte das Handy heraus. Auf dem Display erschien Matos Nummer. Es klingelte. Mato ging nicht ran. Was war da los? Hatte er eine falsche Nummer gespeichert? Sebastian brach der Schweißaus. Er kramte seinen Taschenkalender heraus und schlug Matos Nummer nach. Dann brach er den Anruf ab und tippte sie von Hand noch einmal ein. Wieder klingelte das Telefon eine Weile, ohne dass Mato den Anruf bestätigte. Scheiße. Spürte er sein Handy nicht? Dann musste Sebastian ihnen so Bescheid geben. Er rannte los.
Als er völlig außer Atem in der Bibliothek ankam, sah er Robert, Mato und Hobbes an einem der Computer-Terminals sitzen und konzentriert auf den Bildschirm starren.
»Raus, raus«, rief er. Erschrocken sahen die drei sich um. »Der Typ ist schon lange da! Macht, dass ihr aussteigt!«
Mato lächelte verlegen. »Oh, sorry. Ich habe ganz vergessen, deinen Anruf zu bestätigen. Wir haben uns sofort ausgeloggt, als du angerufen hast, beruhige dich.«
Erleichtert fiel Sebastian auf den Stuhl.
»Und? Hat’s geklappt?«
»Wir checken das gerade. War nicht sehr viel los. Aber Steadman war nicht der Einzige, der im Netz unterwegs war.
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