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Fußballfieber

Fußballfieber

Titel: Fußballfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Mendoza?«, fragte Bob.
    »Dazu muss ich weiter ausholen«, antwortete Emiliano. Er atmete noch einmal durch, wischte sich über die Augen und begann zu erzählen: »Mein Vater war Archäologe. Hauptsächlich hat er in Südamerika gearbeitet, vor allem in Peru, wo er einige Ausgrabungen geleitet hat. Kurz vor dem Unfall, von dem ich euch schon berichtet habe, erforschten er und sein Team ein paar Ruinen, die im ehemaligen Stammesgebiet der Aimara liegen, einem alten indianischen Volk, das rund um den Titicacasee, also vorwiegend in Südperu und Bolivien, beheimatet war.«
    »Darüber habe ich schon einmal etwas gelesen«, sagte Justus nachdenklich.
    »Ich fand die Arbeit meines Vaters immer sehr spannend«, fuhr Emiliano fort und sein Blick verschwamm und schweifte in eine weite Ferne. »Meist konnte ich es gar nicht erwarten, dass er am Abend nach Hause kam und mir endlich erzählte, was er und seine Leute tagsüber gemacht hatten. Und Dad schmückte seine Berichte auch immer äußerst fantasievoll aus, was mir aber natürlich erst sehr viel später aufgefallen ist.« Auf Emilianos Gesicht zeichnete sich ein kurzes, wehmütiges Lächeln ab. »In den Versionen, die ich zu hören bekam, kroch er eigentlich andauernd auf allen vieren durch dunkle Schächte, entschlüsselte geheimnisvolle Botschaften, öffnete im Schein einer flackernden Kerze einen Sargdeckel, der natürlich immer laut und unheimlich quietschte, entging fast täglich nur ganz knapp irgendwelchen tödlichen Fallen und so weiter. Ich weiß noch, wie ich dabei jedes Mal mit klappernden Zähnen im Bett gesessen und ihm atemlos und starr vor Angst zugehört habe. Oft kam dann meine Mutter herein und tadelte meinen Vater, er solle mir nicht solch einen Schrecken einjagen. Woraufhin ich aber immer ›Weiter, Dad, erzähl weiter!‹ gerufen habe, auch wenn ich wusste, dass ich wieder mal stundenlang nicht einschlafen würde.«
    Justus und Bob lachten leise, aber es klang auch irgendwie traurig.
    »Na ja.« Emiliano machte eine resignierende Handbewegung, die deutlicher als jedes Wort sagte, dass diese Zeit für immer vorbei war. »Ein paar Mal hat mich Dad sogar mitgenommen. Ich durfte dann auch ein bisschen herumgraben, aber natürlich nur da, wo sowieso nichts mehr zu finden war. Und auf Schächte, Särge oder Todesfallen bin ich auch nie gestoßen. Aber einmal ist doch etwas sehr Merkwürdiges passiert.«
    Bob merkte, wie es ihm die Härchen in seinem Nacken aufstellte. Im Zimmer war es jetzt schon ziemlich dunkel und das schwindende Tageslicht warf unwirkliche Schatten durch das Fenster. Einmal schien auch ein großer Vogel draußen vorbeizuflattern, aber er war sich nicht ganz sicher. Gespannt wandte er sich wieder Emiliano zu.
    »Es war ein Samstag, ich weiß es noch ganz genau, weil ich keine Schule hatte. Wir sind gleich nach dem Frühstück raus zum Ausgrabungsort gefahren.« Emiliano spielte gedankenverloren mit den Fransen der Tischdecke. »Plötzlich, wir waren noch keine halbe Stunde da, rief einer der Mitarbeiter, dass er etwas Seltsames entdeckt habe. Alle liefen hin und es stellte sich heraus, dass sich in einer künstlich verschlossenen Höhle eine noch völlig unversehrte Grabanlage befand. Der Eingang wurde freigelegt und erste Symbole und Schriftzeichen wurden sichtbar. Doch als einer der einheimischen Helfer diese Zeichen sah, flippte er völlig aus und schrie, dass wir uns sofort von dem Grab entfernen sollten und dass wir es auf keinen Fall öffnen dürften. Es wäre verflucht und furchtbares Unheil würde über uns alle kommen, wenn wir nicht auf ihn hörten. Aber natürlich konnte das meinen Vater nicht abhalten, ganz im Gegenteil. Dad brannte jetzt nur umso mehr darauf, diese mysteriöse Kammer zu erforschen. Vorher schickte er mich allerdings zu meinem großen Ärger nach Hause.«
    »Wegen des Fluchs? Glaubte dein Vater daran?« Bob hatte unwillkürlich geflüstert, aber auch so kam ihm seine Stimme immer noch sehr laut vor.
    »Nein, nicht wegen des Fluchs«, erwiderte Emiliano. »Ich nehme an, er wollte verhindern, dass ich vielleicht irgendetwas zu sehen bekäme, was mich allzu sehr entsetzen könnte. Jedenfalls protestierte ich und weigerte mich strikt zu gehen, aber mein Dad ließ nicht mit sich verhandeln. Ich musste heim und einer der Mitarbeiter fuhr mich nach Hause. An diesem Abend war Dad sehr wortkarg. Ich wollte unbedingt, dass er mir erzählt, was sie entdeckt hatten. Aber er meinte nur, dass wir das auf den nächsten Tag

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