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Fußballfieber

Fußballfieber

Titel: Fußballfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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verschieben müssten, und sagte mir Gute Nacht.«
    Emiliano hielt kurz inne und fügte dann mit gesenkter Stimme hinzu: »Das war das letzte Mal, dass ich meinen Vater gesehen habe. Am nächsten Tag wollten er und meine Mutter einen alten Freund abholen, der uns besuchen kam. Sie mussten dazu über die enge Passstraße zu einem nahe gelegenen kleinen Flugplatz fahren. Pedro, der damals noch ganz klein war, und ich schliefen noch, als sie aufbrachen. Gegen Mittag kam dann jemand von der örtlichen Polizei vorbei und sagte uns … sagte –« Emiliano brach ab. Seine Finger ließen die Fransen der Tischdecke los und krampften sich zu einer Faust zusammen. Er atmete schneller, gab aber ansonsten keinen Laut von sich.
    Auch Justus und Bob schwiegen. Es war jetzt nicht der Moment, in dem man groß Fragen stellte. Sich an die Zeiten zu erinnern, als seine Eltern noch gelebt hatten, hatte Emiliano sehr aufgewühlt. Das war unverkennbar. Er musste erst wieder zu sich finden und würde das Schweigen sicher von selbst brechen, wenn er so weit war. Außerdem mussten sie die Informationen, die er ihnen gerade gegeben hatte, erst einmal verarbeiten. Denn in welcher Verbindung stand die ganze Geschichte zu dem vorliegenden Fall. Und was hatte sie mit diesem Antonio de Mendoza zu tun?
    Plötzlich stand Emiliano wortlos auf und verschwand für einige Augenblicke in der Küche. Als er wiederkam, hatte er drei Gläser mit Wasser dabei. Er stellte Justus und Bob je eines hin, setzte sich und nahm selbst einen großen Schluck aus seinem Glas. Dann sprach er weiter: »Das Grab, das mein Vater damals geöffnet hatte, war das eines spanischen Konquistadors, der als einer der vielen Nachfolger von Francisco Pizarro und Diego de Almagro seit circa 1540 in Peru sein Unwesen trieb. Sein Name war Antonio de Mendoza und er starb im Mai 1552. So zumindest stand es auf dem Deckel des Sarges, in dem man ein männliches Skelett in einer roten Rüstung, einige Waffen, verschiedene Teile einer ebenfalls roten Pferdepanzerung und noch ein paar andere Grabbeigaben gefunden hatte. Aber noch etwas anderes entdeckte man in der Grabkammer. Um den Sarg herum lagen verstreut die Skelettreste von mindestens fünf weiteren Männern und Frauen. Man nimmt an, dass Antonio seine Diener mit ins Grab genommen hat, und zwar lebendig.«
    Bob setzte das Glas wieder ab, aus dem er gerade hatte trinken wollen. Plötzlich hatte er keinen Durst mehr, obwohl seine Kehle staubtrocken war.
    »Er hat seine«, Justus räusperte sich, weil ihm die Stimme versagte, »er hat seine Diener lebendig mit ins Grab genommen?«
    »Dieser Antonio war so eine Art Söldnerführer und ein ziemlich skrupelloser und brutaler dazu«, erwiderte Emiliano. »Ein Halsabschneider und Bandit wie er im Buche steht.«
    »Mann oh Mann!« Justus ließ geräuschvoll Luft aus den Backen entweichen und verdrehte die Augen. »Das ist ja mit das Schauerlichste, was ich je gehört habe!« Dann spülte er erst einmal mit einem kräftigen Schluck die Beklommenheit hinunter, die ihn bei Emilianos Bericht ergriffen hatte.
    »Und woher weißt du das alles?« Auch Bob hatte inzwischen seine Stimme wieder gefunden. »Ich meine, du warst doch nicht dabei, als man das Grab geöffnet hat.«
    »Ich bin vor gut einem Jahr zufällig auf einen alten Karton gestoßen, den Pancho auf dem Dachboden versteckt hatte. Und darin fand ich alle möglichen Zeitungsartikel, fachwissenschaftliche Berichte und Aufsätze über den Unfall, Antonio de Mendoza und die Graböffnung. Ich nehme an, Pancho hat irgendwie von der Sache mit dem Fluch Wind bekommen und dachte sofort, dass das etwas mit Mums und Dads Tod zu tun hatte. Ihr wisst ja inzwischen, wie er ist. Jedenfalls hat er alles zusammengetragen, was er darüber nur in die Finger bekommen konnte, und es in diesem Karton gesammelt.«
    »Dann wissen deine Großeltern also von diesem Antonio de Mendoza«, sagte Justus nachdenklich und mehr zu sich selbst.
    »Oh ja, allerdings.« Emiliano seufzte.
    »Das könnte erklären, wieso dein Großvater bei dem Kürbis so seltsam reagiert hat. Vielleicht hat ihn der schon an Antonio denken lassen.«
    »Und das Messer!«, fiel Bob ein. »Das, oder vielmehr das Original stammte doch genau aus der Zeit, in der dieser Antonio gelebt hat. Das kann doch kein Zufall sein!«
    Emiliano zuckte mit den Schultern. »Könnte durchaus sein, dass Pancho und Esperanza schon viel früher den Verdacht hegten, dass sich Antonios Fluch nun erfüllt. Zutrauen würde

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