Fußballfieber
ich es ihnen allemal.«
»Noch mal zurück zu dem Fluch.« Bob umklammerte sein Glas und beugte sich ein Stück weit über den Tisch. »Du hast ja erwähnt, dass einer der Einheimischen von so etwas gesprochen hat, bevor das Grab geöffnet wurde. Was meinte er eigentlich damit?«
Emilianos Blick wurde wieder unscharf, starr. »Ich weiß nicht, was dieser Mann meinte. Vielleicht gibt es irgendeinen alten Stammesglauben, an den er sich erinnerte. Denn von der Tafel in dem Grab konnte er unmöglich wissen, das Grab war ja bis dahin nie geöffnet worden.«
»Eine Tafel? Da war noch eine Tafel in dem Grab?« Bob suchte im Dämmerlicht Emilianos Augen. »Meinst du so eine beschriebene Steintafel oder etwas in der Art?«
Emiliano nickte. »Es stand sinngemäß in etwa Folgendes drauf. Ich erinnere mich noch sehr gut, denn es hat mir damals eine Heidenangst eingejagt, als ich es zum ersten Mal gelesen habe: Wer immer Antonio in seiner Grabruhe stören oder ihn seiner Schätze berauben würde, sollte verflucht sein bis in alle Ewigkeit. Doch der Fluch erstreckte sich nicht nur auf den Grabschänder selbst. Antonio hat auch dessen Nachkommen verdammt und zwar bis in die zwanzigste Generation. Rein rechnerisch dauert der Fluch also immer noch an.«
Wieder schwiegen die Jungen für eine geraume Zeit. Und als Justus gerade etwas sagen wollte, drang ganz deutlich ein kläglicher, unheimlicher Ruf zu ihnen: der Ruf einer Eule!
Der Fluch des Söldners
»Jemand lässt einen blutrünstigen spanischen Raubritter wieder auferstehen, der schon seit über vierhundert Jahren tot und obendrein tausende Kilometer von hier begraben ist?« Peter kratzte sich verwirrt am Kopf. »Aber wozu? Was soll das? Und was hat das mit diesen Todesboten zu tun?«
»Ich habe mir diese Frage auch schon den ganzen Vormittag durch den Kopf gehen lassen und ein paar Thesen zusammengestellt, die die Zusammenhänge womöglich erhellen könnten.« Justus holte einen großen Block aus seiner Schultasche und schlug ihn auf.
»Hattest du ‘ne Freistunde oder was?« Peter deutete verwundert auf die dicht beschriebene Seite.
»Nein, wieso?«
»Und wann hast du das dann geschrieben?«
»Während Mathe und Physik.« Justus’ Blick verriet, dass er im Moment nicht so genau wusste, wo das Problem lag.
»Ah ja.« Peter lächelte unbestimmt. »Ich vergaß, dass dich der Unterricht nicht immer so auslastet, wie das bei uns Normalsterblichen der Fall ist. Na, dann schieß mal los, Superhirn.«
Justus schnitt seinem Freund eine Grimasse und nickte zur Bestätigung. »Also, hört zu«, begann er. »Folgende drei Szenarien könnte ich mir vorstellen. Alle haben auf ihre Weise mit Rache zu tun. Erstens: Ein ehemaliger Kollege von Emilianos Vater steckt hinter dem ganzen Spuk. Vielleicht hat ihn Señor de la Cruz irgendwann übervorteilt oder ist ihm bei einer Ausgrabung zuvorgekommen oder hat einen Fund als den seinen ausgegeben, der gar nicht seiner war, oder so ähnlich. Es muss aber nicht einmal eine böse Absicht von Emilianos Vater dahintergesteckt haben. Womöglich war dieser Kollege einfach nur neidisch, fühlte sich nur irgendwie benachteiligt, obwohl er gar keinen Grund dazu hatte, sah sich in seinem Stolz als Wissenschaftler verletzt – irgendetwas in der Art. Und jetzt will er sich für seine verkorkste Karriere rächen und macht die restliche Familie de la Cruz mit diesem abergläubischen Spektakel verrückt.«
»Hm.« Bob sah Justus skeptisch an.
»Was, hm? Könnte doch sein!«
»Nach sechs Jahren? So lange ist der Unfall ja schon her. Ich weiß nicht.«
»Scheint mir auch etwas unwahrscheinlich zu sein diese Variante«, pflichtete Peter Bob bei. »Außerdem – woher weiß der Typ, dass Emilianos Großeltern auf diesen Aberglaubenzauber abfahren?«
»Gut, zugegeben«, erwiderte Justus, »es müsste bei dieser These noch einiges andere hinzukommen. Dieser Kollege müsste zum Beispiel sehr lange gebraucht haben, bis er die restlichen de la Cruz’ aufgespürt hat, was ja eigentlich für ihn so schwierig nicht gewesen sein kann. Oder er war vielleicht im Gefängnis und wurde erst kürzlich freigelassen, oder dieser –«
Peter nickte scheinbar verständnisvoll. »Und das zweite Szenario?«
Justus warf seinem Freund einen ungnädigen Blick zu. Er konnte es gar nicht leiden, wenn man ihn in seinen Ausführungen unterbrach und ihn dazu so wenig ernst nahm. Aber im Grunde hatte auch er nie so recht an die Theorie mit dem Kollegen geglaubt. »Na
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