Fußballfieber
er neugieriges Interesse, aber es schien so, als hätte noch keiner so recht verstanden, worauf er hinauswollte. Einzig Abelardo blickte ihn hasserfüllt an. Doch Justus ließ sich nicht beirren, ganz im Gegenteil.
»Und jetzt kommt das Entscheidende«, sagte er und seine Stimme nahm einen fast schneidenden Klang an. »In einem Interview in derselben Zeitung verriet Emiliano, dass die Entscheidung, zu welchem Verein er später gehen würde, kurz nach den Finals fallen würde. Dann erst erhielten die Vertreter dieser Vereine seine Antwort. Allerdings würde er diese Entscheidung in jedem Fall seinen Großeltern überlassen und zwar nicht nur, weil er erst sechzehn sei. Sie seien immer für ihn da gewesen, ihnen würde er unbedingt vertrauen und auf ihren Rat würde er allein hören. So!« Justus tippte noch einmal auf die Briefe und zeigte dann auf die Männer. »Und jetzt, meine Herren, sehen Sie sich Ihre Briefe und Vertragsentwürfe an. Betrachten Sie Ihre Vereinsjacketts und -krawatten und die Verschlüsse Ihrer Aktenmappen. Und stellen Sie sich dann bitte eine Frage: Welchen Einfluss werden jene mysteriösen Todesbotschaften und die damit verbundenen Symbole, Zahlen und Farben auf zwei alte, extrem abergläubische Menschen haben, die in diesem Moment genau diese Symbole, Zahlen und Farben vor Augen haben und dabei die vielleicht wichtigste Entscheidung im Leben ihres Enkels treffen müssen? Was glauben Sie?«
Für eine geraume Zeit sagte niemand etwas. Man hörte förmlich, wie es in den Gehirnen der Männer arbeitete. Auch Panchos Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Hatte er Justus vorhin noch recht unfreundlich und griesgrämig angeschaut, so wirkte er nun zunehmend verblüfft.
»Willst du uns damit sagen«, brachte Lagard schließlich ungläubig hervor, »dass uns Monsieur Abelardo, dass Monsieur Abelardo hier –«
»Eine mehr oder weniger bewusste Abneigung gegenüber den anderen Vereinen schüren wollte. Jawohl!«, ergänzte Justus. »Da Sie alle, meine Herren, im Grunde dasselbe zu bieten haben – Geld, Unterkunft, ein Haus für die Großeltern und so weiter –, sich die de la Cruz aber daraus nichts machen, sondern nach ganz anderen Kriterien urteilen, musste man sie, beziehungsweise ihr Unterbewusstsein manipulieren. Und das hat ja auch prima geklappt, wie man an der Entscheidung sehen kann. Sie haben sich instinktiv und aus einer unbewussten Angst vor all den genannten Symbolen und Zahlen gegen Ihre Vereine entschieden!«
»Das ist doch völliger Blödsinn!«, fuhr Abelardo in diesem Moment auf. »Wer glaubt denn –«
»Dass Sie die de la Cruz eingeschüchtert haben?«, fiel ihm jedoch Peter ins Wort. »Na, dann überlegen Sie doch mal! Wessen Verein wurde denn hier als Einziger nicht negativ vorbelastet? Ihrer! Und für wen haben sich die de la Cruz entschieden? Na so was! Für Ihren Verein! Und wer hat an der Universität von Palo Alto recherchiert, um etwas über die Vergangenheit der de la Cruz herausfinden? Jemand, der zufällig diese Krone, das Vereinslogo von Real Lissabon «, er tippte auf das Symbol auf dem Briefkopf des portugiesischen Vereins, »auf einen Artikel über die Arbeit von Emilianos Vater gezeichnet hat und der diesen Anstecker hier mit genau dieser Krone verloren hat, als er bei uns rumschnüffelte und dabei Justus bewusstlos schlug!« Wie eine Waffe hielt Peter Abelardo den Anstecker vors Gesicht.
Der Portugiese lächelte immer noch, aber sein Lächeln wirkte jetzt zunehmend verkrampft und aufgesetzt. Und die Mienen der anderen Männer verdunkelten sich von Sekunde zu Sekunde.
»Das mit dem Artikel war ziemlich genial«, sagte Bob mit unüberhörbarem Spott. »Damit man die mysteriösen Ereignisse nicht gleich als bloßen Schabernack abtut und die Parallelen zu den anderen Vereinen nicht entdeckt, haben Sie die Geschichte um Antonio de Mendoza ausgegraben. Sie wussten um die tiefen Wunden und Ängste, die diese Sache bei den de la Cruz hinterlassen hatte. Und jetzt arrangierten Sie alles so, dass die Großeltern glauben mussten, Antonio wäre zurückgekommen, um seinen Fluch wahr werden zu lassen und sich an den verbliebenen Familienmitgliedern zu rächen. Die Indio-Kalebasse, das alte Messer, die Farbe Rot, die Ihnen in Bezug auf den FC Birmingham natürlich prima ins Konzept passte, und – nicht zuletzt – der gespenstische Reiter, der Señora de la Cruz einen fast tödlichen Schrecken eingejagt hat! Das alles sollte die de la Cruz quasi in eine seelische
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