Fußballschule am Meer Bd. 2 - Teufelskick um Mitternacht
du gar nicht zu wissen.»
«Wenn du meinst», sagte Dennis, und sofort nach dem Anpfiff stürmte er auf den ballführenden Gegenspieler los.
«Der ist nicht beeindruckend, der ist bekloppt!», sagte Filip zu Finn. Aber das war dann auch der letzte Spruch, den er in den folgenden drei mal fünf Minuten machte, denn jetzt wurde es ernst, und das Spiel mit nur zwei Berührungen war nicht einfach!
In der ersten Begegnung hatte Didi als Schiedsrichter eine Menge zu tun. Alle Augenblicke pfiff er ab, weil der Ball, das unbekannte Wesen, einfach machte, was er wollte – und in der Anfangsphase des Spieles wollte er vor allem eines: möglichst oft gegen sämtliche Körperteile springen, die ihm in die Quere kamen!
Als Didi zum fünfzehnten Mal innerhalb der ersten zwei Minuten Freistoß pfiff, begriff Finn plötzlich, dass sie anders spielen mussten, um Erfolg zu haben. Nicht schnell, hoch und weit, sondern ganz im Gegenteil: ruhig, flach und vor allem mit kurzen Pässen!
Die Chance, seine Idee umzusetzen, bekam Finn schon einen Augenblick später. Der gegnerische Stürmer legte sich den Ball ein Stück zu weit vor. Finn stellte sich ihm in den Weg, nahm ihm den Ball ab und sicherte ihn. Eine Berührung!
«Komm!», rief er Brit zu und winkte sie näher heran.
Die Mittelfeldspielerin sah ihn zwar fragend an, kam ihm aber einige Meter entgegen und erhielt den Ball, als Finn sicher passen konnte. Das war die zweite Berührung.
«Kurzpassspiel», raunte er, und Brit verstand sofort. Anstatt wie vorher auf gut Glück einfach steil nach vorn zu spielen, in der Hoffnung, damit Dennis oder die aufrückende Dani zu erreichen, gab sie Luca das Zeichen, dass er näher kommen sollte. Luca bekam den Ball, nahm ihn mit dem linken Fuß an und kickte ihn mit dem rechten gleich weiter zu Dani, die Finns Plan ebenfalls sofort begriffen hatte. Sie stoppte den Ball und spielte zurück zu Filip, der an der linken Außenbahnnach vorne gelaufen war. Der linke Außenverteidiger kickte den Ball gleich wieder zurück zu Dani, die sich inzwischen freigelaufen hatte und nun Brit bediente, die plötzlich zehn Meter vor der Strafraumgrenze auftauchte. Brit lupfte den Ball, drehte sich einmal um ihre eigene Achse und zog ab. Der Ball zischte nur wenige Zentimeter über der Grasnarbe auf das Tor zu und klatschte gegen den Pfosten!
«Schade», rief Didi. «Das wäre ein Tor wert gewesen!»
So stand es zwar auch weiterhin nur 0 : 0, doch der Pfostentreffer und vor allem das erfolgreiche «Kleinklein»-Spiel gaben Finn und seinen Mitspielern weiteren Auftrieb. Das ganze Team war jetzt ständig in Bewegung, jeder rotierte, keiner blieb auf seinem Platz stehen. Außer Julia natürlich, der Torhüterin – und Dennis. Der Stürmer hatte entweder das Prinzip des Kurzpassspiels noch nicht begriffen, oder es interessierte ihn nicht. Auf jeden Fall hielt er sich nur in Höhe des Strafraums auf, unbeweglich und daher unanspielbar. Und das hatte Folgen!
Es war kurz vor dem Abpfiff. Das «Pappnasen»- Team wirbelte weiter über das Spielfeld, weil die gegnerischen Spieler noch kein Mittel gegen das quirlige und trotzdem genaue Passspiel gefunden hatten. Luca hatte den Ball im Mittelfeld, und Dani lief sich frei und bot sich an. Luca spielte sofort flach zu ihr, doch irgendetwas lag im Weg! Der Ball sprang hoch und traf Daniam Bein, fiel herunter und landete auf Danis Fuß! Zwei Berührungen! Instinktiv wollte sie trotzdem den Ball zum freistehenden Dennis spielen, doch im letzten Augenblick zuckte sie zurück.
«Gib doch ab!», schrie Dennis.
«Geht nicht!», schrie Dani zurück. «Komm her!»
«Spiel endlich!»
«Das waren schon zwei Berührungen!»
«Na und?»
«Dennis, jetzt hilf mir endlich!»
Dieses Hin-und-her-Geschreie dauerte knapp fünf Sekunden. Zeit genug für die Gegner, die Situation zu erfassen und Dani anzugreifen. Die Mittelfeldspielerin versuchte alles. Sie schirmte den Ball ab, so gut es ging, und versuchte die Gegenspieler zu sperren, aber bei drei Angreifern hatte sie keine Chance. Dennis machte immer noch keine Anstalten, Dani zu unterstützen, also gab sie auf. Die Gegner eroberten den Ball und starteten sofort einen letzten Angriff. Zu dritt liefen sie auf Julias Tor zu. Bis auf Finn war das gesamte «Pappnasen»-Team aufgerückt, sodass er jetzt allein gegen die Übermacht stand. Eigentlich war er chancenlos, doch Finn war plötzlich ganz cool. Er ließ sich bis an den eigenen Strafraum zurückfallen und beobachtete
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