Fußballschule am Meer Bd. 2 - Teufelskick um Mitternacht
Training, und am Abend trafen sich die «Pappnasen» im Bistro, im Billardzimmer oder einem anderen Raum, um ungestört über das Mitternachtsspiel gegen die Norderdüner Jungs zu reden und vor allem Ideen zu entwickeln, wie sie auch weiterhin zusammen Fußball spielen konnten!
Obwohl der Alltag nicht besonders aufregend war, genoss Finn trotzdem jede einzelne Sekunde seines neuen Lebens. Frau Mikelsen hatte schon bei der ersten Nachhilfestunde festgestellt, dass er gar nicht so dumm war, wie die Zeugnisse seiner früheren Lehrer vermuten ließen, und meinte, dass zwei Nachhilfetermine pro Woche zunächst einmal reichen würden. Finn hatte sofort zugestimmt. Einerseits war er erleichtert, weil er wesentlich mehr Extraunterricht befürchtet hatte. Andererseits hatte ihm die Nachhilfestunde bei Frau Mikelsen sogar Spaß gemacht, denn die Lehrerin hatte ihm alles so erklärt, dass er es nicht nur verstand, sondern später im Unterricht auch umsetzenkonnte. Zum ersten Mal in seinem Leben behauptete Finn nicht nur, dass er nicht dumm war – er spürte es tatsächlich!
In der Schule waren die Weichen für Finn also auf Erfolg gestellt, und auch beim Fußball lief alles super. Wie schon am Montag gelang ihm in dieser ersten Woche beim Training einfach alles. Er konnte jede Übung, machte Gymnastik, ohne zu murren, ließ beim Techniktraining keinen einzigen Ball verspringen und glänzte bei den Abschlussspielen jedes Mal als ebenso eisenharter wie technisch versierter Verteidiger!
«Hoffentlich schaut nicht mal zufällig ein Spion von Werder Bremen zu, die schnappen dich uns doch sofort weg!», hatte Didi am Donnerstag nach dem Training gesagt, und Finn strahlte, als wären Weihnachten, Geburtstag, erster Tag der Sommerferien und Gewinn der deutschen Meisterschaft auf einen Tag gefallen!
Nicht ganz so gut lief jedoch die Vorbereitung auf das Mitternachtsspiel. Joshs Verletzung stellte sich als Bänderdehnung heraus. Dr. Wiegand, der genau so nett war wie seine Frau, hatte das Fußgelenk bandagiert, um es zu stabilisieren, und Josh geraten, den Fuß zwar zu belasten, aber mindestens zwei Wochen auf Sport zu verzichten. Josh fiel damit definitiv für das Mitternachtsspiel gegen die selbst ernannten «Phantastischen Acht» aus. Den «Pappnasen» fehlten also mindestens ein Spieler und dazu noch ein bis zwei Ergänzungsspieler!
Die Suche gestaltete sich schwierig. Da das Spiel geheim war und auch bleiben sollte, mussten sie sehr vorsichtig vorgehen und konnten längst nicht jeden fragen, ob er Lust hatte, bei ihnen mitzuspielen. Die, die sie fragten, hatten entweder keine Lust oder sagten aus Angst nein, weil es nicht erlaubt war, nachts Fußball zu spielen. Auch Leon und die vier anderen, die am Samstag bei dem Streit mit den Norderdüner Jungs dabei gewesen waren, erteilten ihnen eine Absage. Keiner wollte noch etwas mit den «Pappnasen» zu tun haben.
Finn, Luca, Filip, Dani, Brit und Julia ließen sich von den Absagen jedoch ebenso wenig beeindrucken wie von der Weigerung der Norderdüner Jungs, aus Gründen der Fairness ebenfalls auf einen Spieler zu verzichten und mit sechs gegen sechs zu spielen. Noch nicht einmal das Argument, dass sie im Gegensatz zu den «Pappnasen» einen Auswechselspieler hätten, konnte die Jungs überzeugen. Im Grunde kein Wunder, da sie ja zu acht waren und deshalb auch bei einer 7er-Mannschaft stets einen Spieler mehr hatten, den sie ein- und auswechseln konnten. Außerdem waren sie von den «Pappnasen» tödlich beleidigt worden – warum also sollten sie den Internatsfußballern auch nur einen Zentimeter entgegenkommen?!
Für die «Pappnasen» war das natürlich ein erheblicher Nachteil, aber Finn ließ sich auch davon nicht beirren.
«Dann schlagen wir sie eben zu sechst», hatte er sich selbst und den anderen Mut gemacht, und damit es kein leerer Spruch blieb, trainierten sie in jeder freien Minute für das Mitternachtsspiel.
Eine Idee, wie sie das Internat trotz der Party unbeobachtet verlassen und nach dem Spiel wieder in ihre Zimmer kommen konnten, hatten sie auch schon entwickelt. Joshs Verletzung kam ihnen dabei entgegen. Wie Strafgefangene auf der Flucht wollten sie sich mit zwei aneinandergeknoteten Bettlaken vom Balkon abseilen. Damit die weißen Laken in der Nacht nichtauffielen, sollte Josh sie nach dem erfolgten Abstieg wieder einholen und erst wieder hinunterlassen, wenn die «Pappnasen» nach dem Spiel unter dem Balkon standen. Ein guter Plan, der bei der
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