Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
nicht leicht gewesen, seinen Freunden alles zu erzählen. Aber am Ende hatte die alte Frau recht behalten. Luca, Brit, Josh, Dani, Filip und auch die anderen hatten ihm verziehen, und seitdem hatte niemand mehr ein Wort darüber verloren. Sie hatten sogar den Dieb von Lucas Hausaufgabenheft gefunden: Es war Dennis gewesen, der einen unachtsamen Moment genutzt hatte, um das Heft aus Lucas Tasche zu nehmen und unter Finns Matratze zu verstecken, um den Verdacht aufihn zu lenken. Am Montag nach dem Spiel in Krabbensiel, wenn Luca den Verlust in der Schule bemerkt hatte, hätte die Bombe eigentlich platzen sollen. Dazu kam es aber nicht mehr, weil Luca bereits vorher von Finn erfahren hatte, dass sein Hausaufgabenheft verschwunden war. Josh war Dennis schließlich auf die Schliche gekommen, weil ihm aufgefallen war, dass Dennis schon die ganze Zeit Sprüche gemacht hatte, die darauf hindeuteten, dass Finn nicht mehr lange in der Fußballschule bleiben würde.
Es war keine Frage, dass Dennis nach dieser Aktion sofort aus dem gemischten Team der «Pappnasen» rausgeflogen und natürlich auch für das Spiel gegen die Bremer nicht berücksichtigt worden war.
Ganz im Gegensatz zu Julia, Brit, Dani, Luca – und Finn! Pitt Fischer hatte ihn wegen der Roten Karte im Spiel gegen Krabbensiel eigentlich vereinsintern sperren wollen, aber auf dem Video der alten Frau in Rosa, die ständig für die Bettlägerigen im Seniorenstift alles filmte, was ihr vor die Linse kam, war deutlich zu sehen, dass Finn den Linksaußen überhaupt nicht berührt hatte. Außerdem hatte Finn inzwischen mit der Mathe-Nachhilfe begonnen und jeden Tag die Hausaufgaben gemacht – zumindest hatte er sich bemüht. Von alldem hatte sich Pitt Fischer überzeugen lassen, und deshalb wurde schließlich auch für Finn der Traum vom Eröffnungsspiel im neuen Stadion Realität.
Neben den fünf «Pappnasen» standen auch noch fünf aus dem Mädchen-Team, unter anderen auch Sarah undAntonia, die sich nach dem Spiel entscheiden wollten, bei welcher Mannschaft ihre Zukunft lag, und fünf Jungs aus der 1. D-Jugend im Kader der Norderdüner. Pitt Fischer coachte die bunt zusammengewürfelte Mannschaft. Seine Ansprache war kurz.
«Normalerweise haben wir keine Chance gegen so eine Mannschaft. Ihr könnt davon ausgehen, dass in der 1. Mannschaft die besten U1 3-Spieler aus ganz Bremen kicken, und das Team spielt auch noch seit Jahren zusammen. Entspannt auch also, und wenn ihr die Möglichkeit habt, schaut euch von euren Gegenspielern etwas ab. Die Laufwege, wie sie die Bälle annehmen, wie sie Flanken schlagen. Was ich damit sagen will: Niemand reißt euch den Kopf ab, wenn ihr heute verliert. Genießt das Spiel, es geht nur um die Goldene Ananas!»
«Hat der eine Ahnung», sagte Charly, die sich irgendwie in den Spielertunnel geschmuggelt hatte, um ihre eigene Ansprache an die «Pappnasen» zu halten.
«Ihr wisst Bescheid, Jungs», sagte sie zu Luca und Finn. «Kein Sieg – kein Nacktbaden!»
«Noch so ein Blick, Luca, und ich lasse jeden einzelnen Ball rein!», drohte Julia und schickte ihre Mitbewohnerin energisch zurück auf die Tribüne. Gerade noch rechtzeitig, bevor der Schiedsrichter einmal kurz pfiff und dann, an beiden Seiten flankiert von seinen Assistenten, auf den Platz lief.
Die 30.000 Zuschauer veranstalteten einen Höllenlärm. Offenbar wollte Herr Petersen sichergehen, dass die Eröffnung ein Erfolg würde, und hatte neben mehrerentausend Freikarten in den umliegenden Schulen auch noch Tröten, Rasseln und Trommeln kostenlos verteilen lassen.
«Angst?», fragte Luca, der zusammen mit Finn in der Start-Elf stand und seine Muskeln mit ein paar Lockerungsübungen warm hielt, während Dani als Spielführerin für den FC Norderdünen die Seitenwahl gewann.
«Frag mich in zwei Minuten nochmal», sagte Finn und lief auf die rechte Seite, um seinen Posten als Außenverteidiger einzunehmen.
Die Bremer hatten Anstoß und kickten den Ball erst einmal zurück in die eigene Hälfte. Dort spielten sie ihn zwei- oder dreimal quer und wollten dann die Norderdüner mit einem weiten Pass in die Spitze überraschen, doch Finn passte auf. Er stellte den Bremer Linksaußen circa zehn Meter hinter der Mittellinie in der eigenen Spielhälfte, im ungefährdeten Mittelfeld. Der Stürmer täuschte links an, täuschte rechts an, doch Finn reagierte überhaupt nicht. Er blieb ganz ruhig stehen, bis der Linksaußen sich durch ein kaum sichtbares Zucken in
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