Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
Genauso gut konnte es aber auch jemand ganz anderes sein – wie zum Beispiel Schimpansen, Pinguine oder Strandgeister.
Da die Punkte sich anscheinend nicht auf ihn zu bewegten, blieb Finn einfach in dem hellen, von der Spätsommersonne angewärmten Sand liegen, bis der Strand wieder menschenleer war, und suchte dann nach einem Versteck. Er fand eines in Form eines alten, leicht defekten Strandkorbs, der nicht verschlossen war und kaum sichtbar zwischen den Dünen stand. Finn zog sein Trikot aus und wischte damit die Sitzbank sauber. Dann entledigte er sich auch noch seiner Fußballschuhe, wunderte sich, wie er mit den enggeschnürten Stiefeln so weit durch den tiefen Sand hatte laufen können, ließ die Stutzen folgen und zog am Ende auch noch seine Sporthose aus.
Nur noch mit der Unterhose bekleidet, saß Finn imStrandkorb und ließ die Nachmittagssonne auf sich scheinen.
Warum finden es eigentlich alle so toll, nackt zu baden, dachte Finn und bedauerte tatsächlich ein wenig, dass er das nun wohl nicht mehr herausfinden würde. Egal, ob der FC Norderdünen in einer Woche gegen die Bremer nun gewann oder nicht.
Finn erhob sich und sah sich um. Der Strandabschnitt war menschenleer. Er wusste nicht, wie lange er nun schon hier war.
Finn zögerte. Aber dann fiel ihm ein, dass er nach dem Spiel noch nicht einmal geduscht hatte, und er gab sich einen Ruck. Er zog seine Unterhose aus, rannte über den Strand hinunter zum Wasser und sprang mit Anlauf in die Fluten!
Es war tatsächlich etwas anderes, nackt im Meer zu schwimmen. Finn fühlte sich irgendwie – freier! Aber warum das nun so etwas Besonderes sein sollte, wusste er immer noch nicht. Vielleicht lag es daran, dass er allein im Wasser war und nicht etwa zusammen mit Mädchen?
Finn dachte an Brit und wurde traurig, weil er sie wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Außerdem wurde ihm im Wasser langsam kalt, und so ging er lieber raus, bevor er noch erfror oder doch entdeckt wurde.
Er lief zurück zum Strandkorb und stellte fest, dass er wieder einmal nicht richtig nachgedacht hatte. Ein Handtuch zum Abtrocknen brauchte er nicht unbedingt, das übernahm die Sonne. Aber er hatte keine andereKleidung dabei als seine durchgeschwitzten Sportklamotten, und vor allem bekam er nach dem Schwimmen Hunger!
Eigentlich hatte Finn sich vorgenommen, so lange in dem Strandkorb zu bleiben, bis er eine gute Idee hatte, wie es weitergehen könnte. Aber jetzt merkte er, dass er so lange nicht warten konnte. Er zog sich wieder an und beschloss, zurück zum Sportplatz von Fortuna Krabbensiel zu laufen. Wenn die anderen seine Sachen nicht nach Norderdünersiel mitgenommen hatten – und warum sollten sie; sie waren doch bestimmt froh, wenn sie ihn nicht wiedersehen würden! –, mussten sie eigentlich noch an dem Haken über seinem Platz in der Umkleidekabine hängen. Vielleicht waren in seiner Hosentasche auch noch ein paar Münzen, die für eine Currywurst oder eine Portion Pommes reichten!
Finn lief den ganzen Weg zurück und war überrascht, wie weit er geflüchtet war! Doch endlich tauchten die Flutlichtmasten des Krabbensieler Sportplatzes vor ihm auf. Finn lief den Deich hinauf und wollte schon jubeln, da entdeckte er auf dem Parkplatz hinter dem Sportlerheim den Bus der Fußballschule. Und direkt dahinter zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei!
«Verdammt», murmelte Finn und konnte nicht verhindern, dass er schon wieder heulen musste. Hoffentlich war Luca nichts Schlimmes passiert!
Finn ging erst einmal auf der anderen Seite des Deiches in Deckung. Er beschloss, trotzdem weiter in Richtung Sportplatz zu laufen in der Hoffnung, dass er nocheine gute Idee bekam, wie er an seine Klamotten rankommen sollte – oder auf einen Zufall.
Und der passierte tatsächlich. Wobei ihm erst sehr viel später klar werden sollte, dass es eigentlich gar kein richtiger Zufall war! Auf alle Fälle tauchte ganz plötzlich hinter einer Biegung eine Bank auf, und auf dieser Bank saß – die Oma in Rosa!
«Na, wenn das nicht der Finn ist», sagte sie und klopfte auf den freien Platz neben sich. «Komm, setz dich.»
Finn war so perplex, dass er tatsächlich tat, worum sie ihn gebeten hatte. Ohne lange nachzudenken. Und genau wie am Abend zuvor im Speisesaal fühlte er sich in der Nähe der alten Frau auf wundersame Weise sicher und geborgen.
«Alles in Ordnung, mein Junge?», fragte die Oma, die auch an diesem Tag nur rosa Kleider trug. Wahrscheinlich war es ihre
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