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Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko

Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko

Titel: Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schubert
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Professor schüttelte den Kopf.
    «Aber es sieht nicht gut aus», sagte er dann. «Das Herz, verstehst du?»
    Finn sagte nichts, und er tat auch sonst nichts. Er standeinfach nur da, auf dem Platz vor dem Eingang des Altenstifts, und war den Tränen nahe. Verdammt nahe!
    Professor Hellroth ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm.
    «Irgendwann müssen wir alle einmal gehen», sagte er und fügte hinzu, als er spürte, dass das wohl nicht die richtigen Worte für einen traurigen 1 2-jährigen Jungen waren: «Magda ist vergangenen Monat 84 geworden. Sie hatte ein langes und sehr schönes, ausgefülltes Leben. Das hat sie an jedem Tag mindestens einmal zu mir gesagt!»
    Finn musste lachen, obwohl er eigentlich traurig war.
    «Zu mir auch», sagte er.
    In dem Haus ertönte ein leiser, melodischer Gong, und die Versammlung vor dem Eingang löste sich auf.
    «Kaffeezeit», sagte Professor Hellroth. «Willst du mit reinkommen?»
    Finn dachte nach. Dann schüttelte er stumm den Kopf. Er wollte lieber alleine sein, und er hatte an diesem Tag überhaupt keine Lust auf Nachhilfestunden.
    «Ist gut», sagte der Professor. «Sehen wir uns am Donnerstag?»
    «Ja, natürlich», sagte Finn, auch wenn er schon wusste, dass es ihm nicht leichtfallen würde, die Altenwohnanlage zu betreten. Aber der Nachhilfeunterricht tat seinen Noten gut, und er konnte wohl kaum von dem Professor erwarten, dass er auf das Fahrrad steigen und zu ihm nach Norderdünersiel fahren würde. Immerhin war der Lehrer auch schon mindestens   …?
    «Wie alt sind Sie eigentlich?», fragte Finn unvermittelt.
    Der Professor lächelte.
    «Ich bin 79», antwortete er. «Aber keine Angst – ich habe vor, noch eine ganze Weile zu leben. Mindestens bis wir dich durch das Abitur gebracht haben!»
    Finn atmete erleichtert auf.
    «Das ist gut», sagte er, verabschiedete sich und schwang sich auf das Fahrrad.
    Wie von einem unsichtbaren Magneten angezogen, lenkte er das Rad zu der Bank in der Nähe des Strands, wo er vor einiger Zeit von Oma Möller den richtigen Rat bekommen hatte. Finn setzte sich und schaute über die Nordsee, so, wie sie es damals getan hatte. Er wollte sich der alten Frau nahe fühlen, wollte an sie denken, über sie nachdenken. Aber eigentlich wusste er gar nichts über sie. Außer, dass sie stets mit einem Camcorder unterwegs war, mit dem sie alles aufnahm, was sie sah und erlebte. Die Videos zeigte sie dann ihren bettlägerigen Mitbewohnern im Altenstift.
    Ich würde mir die Filme gern mal ansehen, dachte Finn. Bestimmt hatte sie auch den Blick von der Bank über den Strand, die Wellen und auf die Küsten von Langeoog und Spiekeroog aufgenommen. Er war sehr schön und entspannend.
    Ein bisschen zu entspannend! Finn spürte die Müdigkeit, die wieder in ihm hochkroch und seine Gliedmaßen schwer machte.
    «Noch ist sie ja nicht tot», sagte er laut zu sich selbst, weil er es einfach nicht schaffte, um sie zu trauern, und lieber nach Hause fahren wollte, bevor er auf der Bankeinschlief. Mit letzter Kraft schwang er sich auf das Rad und begab sich auf den Heimweg.
    Hinter dem Deich war es so windstill wie beim Hinweg, und Finn kam gut und schnell voran. Erst kurz vor der Brücke über den Kanal, der zum Norderdünersieler Fischerhafen führte, musste er abbremsen. Etwa 20, vielleicht 25   Radfahrer standen mitten auf der Straße und schauten sich ratlos um. Die meisten waren Kinder oder Jugendliche in Finns Alter, die von zwei Erwachsenen begleitet wurden. Sie wirkten ziemlich hinüber. Offenbar hatten sie schon eine etwas längere Radtour hinter sich!

    «Hallo», wurde Finn von einem der beiden Erwachsenen angesprochen. Beiden konnte man auf zehn Kilometer Entfernung den Beruf ansehen!
    «Moin», grüßte Finn in perfektem Norddeutsch zurück.
    «Oh, ein Einheimischer», freute sich der Lehrer. «Dann kannst du uns vielleicht helfen. Wir suchen ‹Ollis Campingplatz› in Norderdünersiel.»
    «Ach», sagte Finn. Er war müde und antwortete deshalb so einsilbig wie die echten Ureinwohner Ostfrieslands, wenn die mal keine Lust hatten, mit jemandem zu reden. In aller Regel traf es die Touristen.
    «Kennst du den Campingplatz?», fragte die Kollegin des Lehrers.
    «Ja.» Finn nickte.
    «Und?»
    «Wie – und?» Finn sah die Lehrerin mit großen fragenden Augen an.
    Die Schülerinnen und Schüler der Hamburger Klasse, um die es sich bei der Gruppe zweifellos handelte, rückten näher. Einige grinsten breit. Sie hatten Finns Spiel durchschaut und

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