Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
freuten sich diebisch darüber, dass er versuchte, ihre Lehrer zu verarschen!
«Könntest du uns den Weg beschreiben?»
«Ja.» Wieder nickte Finn.
Die Lehrerin wartete einen Augenblick. Sie hatte offensichtlich sehr viel Geduld.
«Und?», fragte sie dann, als nichts mehr von Finn kam.
«Wie – und?», fragte einer ihrer Schüler. Die ganze Klasse lachte.
In diesem Moment begriffen auch die beiden Lehrer, dass sie von Finn hochgenommen worden waren.
«Na toll, vielen Dank auch», sagte der Lehrer ziemlich verärgert. Er wandte sich ab und wollte auf sein Fahrrad steigen, um den Zeltplatz ohne fremde Hilfe zu finden.
Doch plötzlich hatte Finn keine Lust mehr auf das Spiel. Es war seine Lehrer-Verarsche gewesen, und er ärgerte sich darüber, dass einer der Schüler sich eingemischt und ihm den Gag geklaut hatte.
«Sie fahren über die Brücke und dann einfach weiter geradeaus, immer am Deich entlang», begann er deshalb den keinesfalls schwierigen Weg zu beschreiben. «Auf der linken Seite kommt nach ungefähr 50 Metern ein ziemlich großes Gelände mit zwei Fußballplätzen und einem sehr neu aussehenden Haus.»
«Ist das die Fußballschule am Meer?», fragte einer der Schüler neugierig. Es war der Typ, der den Gag kaputt gemacht hatte.
«Ja», sagte Finn.
«Wohnst du auch dort?»
«Marcel!», ermahnte der Lehrer seinen Schüler und forderte Finn mit einem Kopfnicken auf, mit der Wegbeschreibung fortzufahren.
Finn schilderte das letzte kurze Stück des Weges zu Ollis Campingplatz. Die Lehrer bedankten sich und gaben das Kommando zum Weiterfahren. Alle schwangen sich auf ihre Fahrräder. Alle, außer Marcel.
«Ich hätte nicht gedacht, dass es diese Fußballschule wirklich gibt», sagte er. «Und du wohnst auch dort?»
Finn nickte stumm.
«Kennst du einen Luca?»
Die Frage kam plötzlich, wie ein Angriff aus dem Nichts, und Finn musste genau überlegen, was er sagte.
«Warum?», fragte er deshalb und versuchte, ganz cool zu bleiben.
Marcel musterte ihn abschätzig. Er lächelte dabei, aber sein Blick war kalt. Eiskalt.
«Wir sehen uns», sagte er. «Und schönen Gruß an Luca!»
Er schwang sich auf sein Fahrrad und fuhr seiner Klasse hinterher.
«Wir sehen uns», murmelte Finn und sah ihm nach. So lange, bis er ihn nicht mehr erkennen konnte. Erst dann fuhr er selbst weiter. Unterwegs überlegte er, ob er Luca wirklich von diesem Marcel grüßen sollte.
Die Entscheidung wurde Finn erst einmal abgenommen. Luca hatte in der Zwischenzeit offensichtlich ausgeschlafen und trieb sich jetzt irgendwo herum; im Schwimmbad,im Tischtennisraum, vielleicht war er auch bei Julia. Im Zimmer war er jedenfalls nicht.
Gut so, dachte Finn, und setzte sich an seinen Schreibtisch. Normalerweise machte er die Hausaufgaben zusammen mit dem Professor während des Nachhilfeunterrichts. Da der aber ausgefallen war, musste er sie jetzt allein machen, wenn er Ärger in der Schule vermeiden wollte. Finn schaute auf die Uhr. Bis zum Abendessen hatte er noch knapp eine Stunde Zeit. Bis dahin wollte er mit den Aufgaben fertig sein. Zum Glück hatte er an diesem Tag nicht so viel auf.
Finn schaffte es tatsächlich, aber beim Abendessen im Speisesaal fragte er sich, warum er sich eigentlich so beeilt hatte. Die Stimmung am Tisch der «Pappnasen» war nämlich nicht besonders gut.
An Sarah, Antonia, David und Alex, den vier neuen Mitspielern im Team, lag es mit Sicherheit nicht, dass die übrigen acht «Pappnasen» sich an diesem Abend kaum etwas zu erzählen hatten. In dem riesigen Saal, der viel gemütlicher und ansprechender eingerichtet war als die Bezeichnung vermuten ließ, gab es nur 8er-Tische. Seit der ersten Mahlzeit am Tag der Eröffnung hatten Finn, Brit, Dani, Josh, Filip, Luca und Julia an einem Tisch zusammengesessen, etwas später war Charly noch hinzugekommen. Damit war jeder Platz am Tisch besetzt. Die vier neuen waren deshalb an ihrem angestammten Tisch geblieben, als sie vor kurzem zu den «Pappnasen» gewechselt waren. Leider bekamen sie dort nicht immer alles mit, was am Tisch der «Ur-Pappnasen» passierte. Manchmalwar das allerdings auch gar nicht so schlecht. So wie an diesem Abend.
Luca starrte nur gedankenverloren auf seinen Teller und schaufelte stumm das Essen in sich hinein. Dabei hatte Finn ihm weder erzählt, dass die Hamburger Klasse in Norderdünersiel angekommen war, noch den Gruß von diesem Marcel ausgerichtet. Aber vielleicht hatte Luca ihn inzwischen ja auch selber schon
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