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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Magengrube. Die Aufregung begann, meinen geschwächten Körper zu überfordern. Aber Ylenia hatte verdammt noch mal recht. Ich war dem Tod ein zweites Mal durch ihre Hilfe knapp entkommen. Wollte ich ihn ein drittes Mal herausfordern? Andererseits … Wie ein Held zu sterben, wenn ich zurückging, gegen die Liga kämpfte und versuchte, möglichst viele Leben mit mir in den Tod zu reißen, hatte etwas Verlockendes an sich. Mein Auftritt als Totgeglaubter wäre atemberaubend.
    »Bevor ich von hier verschwinde, würde ich gern Rache üben.« Ich ballte die Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. »Mehr als alles andere auf der Welt sehne ich mich danach, meine Peiniger zu töten, allen voran Breanor und Myrius. Sie haben mich gehasst, misshandelt und verstoßen – seelisch und körperlich.« Eine Träne schlich sich in meinen Augenwinkel.
    »Das ist ausgeschlossen, Fyn. Bitte entehre mein Opfer nicht, ich habe einiges für dich riskiert. Vielleicht wirst du irgendwann einmal die Gelegenheit bekommen, dich an ihnen zu rächen, aber es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, zumal du allein keine Überlebenschance hättest. Sieh es ein und lass die Vergangenheit ruhen.«
    »Was rätst du mir dann?« Ich konnte kaum glauben, dass ich tatsächlich an einem Punkt angelangt war, an dem ich eine Frau – eine Menschenfrau – um Rat fragte. Die Dinge hatten sich wahrlich geändert.
    Ylenia schnaubte. »Ich rate dir, mich nach Norden zu begleiten. Deinetwegen habe ich mit mir gehadert, aber jetzt, da du bei mir bist, muss ich nicht mehr fürchten, der Kontakt zu dir könnte abbrechen.«
    Resigniert gab ich ihr recht. Ich durfte mich nicht von meinen albernen Rachegelüsten leiten lassen. Noch nicht.
    Ylenia kroch auf Knien näher zu mir heran, bis ihr Gesicht nahe an meinem war. Ich saß im Gras, die Beine ausgestreckt, die Arme als Stütze hinter dem Körper. Heißes Blut stieg mir in den Kopf, ich hörte es in meinen Ohren rauschen. Mein Herz hämmerte heftig gegen die Rippen. Hilfe suchend sah ich mich um und fing den Blick von Arc auf, der nur zwei Yards neben uns kniete und unserer Unterhaltung still folgte. Seltsamerweise huschte ein Lächeln über seine Züge, eine Geste, die mir zu menschlich erschien für einen Technoiden.
    Ich sog Ylenias Duft ein, eine Mischung aus Zimt und Jasmin. Meine körperliche Reaktion darauf war mir peinlich. Ich atmete flach und eine Schweißperle rann mir die Wirbelsäule hinab. Jede Faser meines Körpers schrie nach Flucht, und doch vermochte ich mich nicht zu bewegen. Nun ja, mein Verstand schrie zwar nach Flucht, aber mein Körper war anderer Meinung. Als junger Mann von knapp zwanzig Jahren vermochte ich nicht, mich meinen Instinkten zu verschließen, auch wenn es mich ärgerte.
    Ihr Gesicht kam näher, und in Erwartung des Unvermeidbaren schloss ich die Augen. Doch sie hauchte mir nur einen Kuss auf die Wange und zog sich zurück. Anstelle ihrer Körperwärme umhüllte mich wieder kühle Frühlingsluft. Ich spürte einen kurzen Stich des Bedauerns, als ich mich auch schon darüber ärgerte. Was hatte ich denn erwartet? War ich tatsächlich so dumm zu glauben, Ylenia könnte über mich herfallen wie eine liebestolle Nymphe? Eindeutig am schlimmsten war jedoch meine Enttäuschung darüber, dass sie es nicht getan hatte. War ich nun dabei völlig den Verstand zu verlieren? Disziplin und Ordnung – das waren Dinge, mit denen ich mich identifizieren musste. Schwäche, gleich welcher Art, hatte in meinem Leben nichts verloren. Ich zwang mich, diese Gedankengänge sofort und unverzüglich zu beenden und sah Ylenia fest in die Augen, als sei nichts vorgefallen. Auch das beschämte Lächeln auf ihrem Gesicht versuchte ich, zu ignorieren.
    »Wer hat mir die Kleidung angezogen?«, fragte ich, einfach nur, um das Thema zu wechseln.
    Ylenia zog verwundert die Augenbrauen hoch und ich glaubte, einen Anflug der Enttäuschung in ihrem Blick zu lesen. Vielleicht hatte sie sich eine Reaktion auf ihr unziemliches Verhalten erhofft, doch da musste ich sie enttäuschen. Sofort wurde ihre Miene wieder ernst. Sie räusperte sich.
    »Arc hat dir das Leichenhemd ausgezogen«, sagte sie. »Wir haben es verbrannt. Ich habe frische Kleidung in meinem Gepäck für dich mitgenommen, und Arc hat sie dir angezogen. Ich wollte es selbst tun, aber er hat darauf bestanden, dass ich dich nicht entkleidet sehen dürfte.« Sie legte ihre kleine weiße Hand auf mein Knie. Eine Berührung, die mir wie ein Blitz

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