Fyn - Erben des Lichts
den Gedanken vertreiben. »Ich war endlos erleichtert, als ich erfuhr, dass man dir die Ehre einer Feuerbestattung nicht gewähren wollte. Der nächste Schock ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Stattdessen wollte man dich zerteilen und an die Hunde verfüttern, so der Wachmann. Ich hielt es für einen Scherz, war jedoch beunruhigt. Wer weiß schon, auf welche kranken Ideen ihr Alven kommt. Letztlich habe ich einige Verbündete gefunden, die sich meiner Meinung angeschlossen haben, dass man dich in die Erde eingraben sollte, wie wir Menschen es tun. Es wäre doch eine schöne Demütigung deines alvischen Blutes, außerdem hätte man zugleich ein Mahnmal gesetzt für alle potenziellen Gesetzesbrecher. Ein nettes kleines Grab, das man unartigen Kindern zeigen könnte, wenn sie nicht gehorchen wollen. Und sollte es geschändet werden – egal.« Sie grinste und machte eine Pause.
Ich nutzte die Gelegenheit, um doch etwas zu sagen, obwohl ich mir vorgenommen hatte, sie ausreden zu lassen. »Vater hatte mir angekündigt, man würde mich nicht verbrennen. Aber ich kann kaum glauben, was du erzählst. Weißt du, wie irrsinnig das klingt? Du hast mich lebendig begraben lassen!«
Mir fuhr ein kalter Schauder über den Rücken. Etwas in mir wollte sich gegen die Vorstellung sträuben, dass viele Hände meinen toten Körper berührt und an mir herumgezerrt hatten. Beinahe hätte man mich an die Hunde verfüttert. Ich wusste nicht, ob der Ekel oder die Erleichterung in mir die Oberhand gewinnen sollte. Eine unfassbare Geschichte, die so skandalös war, dass es mir schwerfiel, mir eine Meinung darüber zu bilden. Es kam mir lächerlich vor, sie als Wahrheit zu akzeptieren. Dennoch, ich lag auf einer Wiese, weit weg vom königlichen Palast, obwohl ich eigentlich meinem Prozess hätte beiwohnen sollen. Ich entschied, zu einem späteren Zeitpunkt darüber nachzudenken. Für den Moment brannten mir wichtigere Fragen auf der Seele.
»Du sagtest, du hättest Verbündete gefunden, die sich für eine klassische Beerdigung ausgesprochen haben.« Ich versuchte, erst einmal die Fakten zusammenzutragen, ehe ich mir ein Urteil bildete. Wissenschaftler durch und durch. »Wen genau meintest du damit? Weiß noch jemand außer dir und Arc, wo wir jetzt sind?«
»Es wusste niemand von meinem Plan, dich zurückzuholen. Und ich hoffe, dass auch bis jetzt noch keiner bemerkt hat, dass dein Leichnam verschwunden ist. Ich habe mir Mühe gegeben, die Spuren zu verwischen.« Sie wandte den Kopf von mir ab und biss sich auf die Unterlippe, ehe sie fortfuhr. »Yeshard hat sich für meine Idee mit dem Mahnmal ausgesprochen, außerdem noch die blonde Alvenfrau, die Magierin. Ich kenne ihren Namen nicht.«
»Silena?«
Ylenia zuckte die Achseln. »Ich glaube, sie mochte dich.«
Ich versuchte erneut, mich ein Stück höher zu setzen, und diesmal ließ Arc mich gewähren. Es kam mir albern vor, meinen Kopf in seinem Schoß zu betten. Obwohl mich ein Kopfschmerz durchfuhr, biss ich die Zähne aufeinander und schaffte es schließlich, mich aufzurichten. Arc blieb hinter mir knien, vielleicht vermutete er, ich könnte schwach werden und umkippen.
»Weshalb sprach sich Yeshard für eine Erdbestattung aus? Von ihm hätte ich erwartet, mir persönlich die Gliedmaßen abhacken zu wollen.«
Ylenias Augen weiteten sich, dann blies sie die Wangen auf. »Yeshard ist ein anständiger Kerl«, sagte sie im Brustton der Überzeugung.
»Ich hätte gewettet, dass er hinter dem bösen Streich gesteckt hat. Jemand verabreichte mir Drogen und wollte hinterher die Tat vertuschen, weil die Sache aus dem Ruder gelaufen ist. Yeshard ist mein Hauptverdächtiger.« Ich wollte noch weiterreden, aber Ylenia schnitt mir das Wort ab.
»Wir sollten froh über seine Hilfe sein. Müßig, jetzt Spekulationen anzustellen. Ich weiß nichts von seiner Beteiligung an einem Streich, und wir werden es auch nie erfahren.«
Sie hatte recht. Ich würde nie wieder in den Perlenturm zurückkehren. Es sei denn, um Rache zu üben an denen, die mich misshandelt hatten. Allen voran Myrius, Breanor und Galren. Meine Eingeweide krampften sich zusammen. Der aufkochende Hass ließ meine Kräfte zurückkehren. Ich schüttelte die Müdigkeit, die mir die Usberussamen beschert hatten, von mir ab, auch mein Verstand schärfte sich. Mit einem Mal fühlte ich mich wieder wach.
Ylenia stand auf und strich ihr dunkelblaues Schürzenkleid glatt. Es war ordentlich und sauber. Sie achtete stets auf ihr
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