Fyn - Erben des Lichts
Yards große metallene Plattform, die zwischen den gegenüberliegenden Ufern über ein Rollsystem an zwei straff gespannten parallel verlaufenden Ketten befestigt war. Ein hüfthohes Geländer verhinderte, dass jemand hinabfiel. Ich hatte seinerzeit an der Entwicklung des Gefährts mitgewirkt, obwohl ich es seitdem nie im Einsatz sah. In den frühen Jahren der Akademie brachte man die Schüler noch über eine wacklige Brücke auf die Insel.
Als Myrius den Motor startete, knarrte und zischte das Amovium, eine kleine Dampfwolke stieg empor und verlor sich in der kühlen Herbstluft. Die anderen Schüler starrten mit bangen Blicken in den Abgrund, sogar Per hatte es die Sprache verschlagen. Die Wellen warfen sich unter uns gegen die felsige Küste.
Als wir auf der anderen Seite an Land gingen, bemerkte ich die Trostlosigkeit dieses Ortes. Hier würde es definitiv nichts geben, das einen Schüler vom Lernen abhalten konnte, nicht einmal Bäume oder andere Pflanzen, nur nackter Felsen.
Myrius führte uns ins Innere des Hauptgebäudes, das wie erwartet spartanisch und zweckmäßig eingerichtet war. Im unteren Stockwerk befanden sich die Küche und der Speisesaal, im oberen gab es drei große Klassenräume sowie die Privatgemächer der Lehrer. Alles wirkte steril und aufgeräumt. Ich atmete auf. Hier konnte ich mich wohlfühlen.
Als wir die Kellerräume betraten, entzündete Myrius eine magische blaue Flamme in seiner Handfläche, vermutlich eine weitere Demonstration seiner Macht. Ich wollte ihm seine Autorität nicht aberkennen, immerhin war er ein erprobter Magier, der sein Können vielfach unter Beweis gestellt hatte und sich durch zahlreiche ehrenvolle Taten auszeichnete. Dennoch kam mir sein Gehabe bisweilen albern vor.
Während er uns durch das Gewölbe führte, erzählte er fortwährend von der Bedeutung der Magie, wobei er den Fortschritt der Technik als störend und schädlich darstellte. Mehr als einmal warf er mir dabei einen strengen Blick zu, als wäre es meine Schuld, dass Luxus heutzutage nicht mehr nur den Magiern vorbehalten war.
Der größte Raum im Untergeschoss glich einer Halle, in der jedes Wort von den nackten Steinwänden widerhallte. In regelmäßigen Abständen hatte man Halterungen für Fackeln befestigt, denn Tageslicht gab es nicht. Myrius bevorzugte es jedoch, den Raum mithilfe seines magischen Lichts zu erleuchten. Er sagte, Fackeln seien nur etwas für Nichtskönner. Niemand kommentierte seine Worte, aber aus den Augenwinkeln sah ich, wie Per eifrig nickte.
Nachdem Myrius noch einen Vortrag darüber gehalten hatte, dass eine tadellose Abstammung und frühe Ausbildung die besten Voraussetzungen für eine Laufbahn als Elitesoldat seien, verließ er mit uns die große Halle im Untergeschoss und trat wieder hinaus ins Freie, wo er sich fürs Erste verabschiedete. Es hatte zu nieseln begonnen, typisch für den Herbst in West-Calanien. Einer der anderen Lehrer, der sich als Professor Chatlone vorstellte, führte uns über sorgsam gefegte Steinwege zu den Behausungen der Schüler. Jedem von uns wurde seine eigene kleine Hütte zugesprochen. Sie verteilten sich über die Insel, die im Durchmesser etwa dreihundert Yards maß. Insgesamt gab es zehn kleine weiße Behausungen, sieben davon würden in diesem Semester belegt sein. Mir wies man eine Hütte zu, die recht weit oben auf einem Felsvorsprung thronte. Ich hoffte inständig, dass ich nicht dazu neigte zu schlafwandeln, andernfalls würde meine Ausbildung ein jähes und unschönes Ende finden. Professor Chatlone ließ uns allein, damit wir die Koffer auspacken und uns mit der neuen Umgebung vertraut machen konnten. Den Rest des Tages durften wir gestalten, wie es uns beliebte, vorerst zum letzten Mal.
Als ich die Tür hinter mir schloss und mit Schrecken feststellte, dass es keinen Riegel gab, ließ ich mich auf ein Bett fallen, das die Bezeichnung kaum verdiente, denn es handelte sich um einen lieblos zusammengenagelten Rahmen, der unter der Belastung bedenklich knarrte. Ich atmete einmal tief durch und sah mich um. Man hatte mein Gepäck bereits hergebracht, es stand am Fußende der Pritsche.
Die Hütte bestand nur aus einem einzigen Raum. Neben dem Bett gab es noch einen Schreibtisch, ein Regal und einen Kleiderschrank, mehr nicht. Die spartanische Einrichtung störte mich nicht, im Gegenteil. Es würde mir leichter fallen, meine Behausung sauber und ordentlich zu halten. Ich stand auf und öffnete den Koffer. Als ich meine neuen
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