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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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derlei Schnickschnack, die gesamte Dekoration der Halle zeugte davon. Als Kind hatte ich mich oft in den Thronsaal geschlichen, in den Spiegel gesehen und mir selbst Grimassen geschnitten, denn der Spiegel verzerrte das Bild auf amüsante Art und Weise. In meinen Augen war er alt, hässlich und nutzlos.
    Nur Augenblicke, nachdem die Götterkerze entzündet worden war, kamen mehrere Diener herein, die auf ihren Armen schwer beladene Tabletts mit herrlich duftenden Speisen trugen. Zielstrebig verteilten sie sich an den Tischen, als hätten sie diesen Aufmarsch wochenlang geübt. Sie stellten ihre Last ab, sofern sie einen freien Platz auf den hoffnungslos überladenen Tischen fanden. Es war typisch für König Castios, es mit der Dekoration zu übertreiben. Er liebte Kitsch und Kram, in meinen Augen Plunder, der lediglich dazu taugte, meinen Sinn für Ordnung zu strapazieren. Überall im Palast türmten sich scheußliche Vasen, goldene Kerzenständer, juwelenbesetzte Statuetten und hässliche Skulpturen, deren Sinn sich mir nicht erschloss.
    Nachdem es den Dienern gelungen war, ihre Teller irgendwo zwischen den Blumengestecken zu platzieren, brach der allgemeine Lärm wieder aus. Meine Tischnachbarn unterhielten sich angeregt über ihre Reise zum Palast, ihre Familien und die Erwartungen, mit denen sie ihre Ausbildung an der Akademie aufnahmen. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass sich einige der Schüler bereits kannten. Vielleicht täuschte ich mich auch, weil ich mich grundsätzlich schwer damit tat, ein Gespräch aufrechtzuerhalten. Ich hätte einfach nicht gewusst, was ich sagen sollte, und ich sah auch keinen Grund, mich krampfhaft in ihre Gruppe zu integrieren. Daher versuchte ich, möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Ich sehnte bereits den Moment herbei, wenn ich auf mein Zimmer zurückgehen und die letzte Nacht in Einsamkeit verbringen konnte, bevor ich am Morgen ins Akademiegebäude umziehen würde.
    Meine Taktik funktionierte bis zum Nachtisch. Dann gab es eine unangenehme Lücke in der Unterhaltung meiner Mitschüler, sodass jeder von ihnen die Gelegenheit nutzte, sich umzusehen. Unweigerlich fielen ihre Blicke auch auf mich.
    »Woher kommst du?«, fragte der Hochnäsige mit der Pomade im Haar. Vermutlich dachte er, ich wäre ein Vagabund niederer Herkunft und würde versehentlich im Erstsemestergewand an der Tafel des Königs sitzen, jedenfalls ließ sein Tonfall darauf schließen. Alle Augen wandten sich mir zu. Ich sah dem aufgeblasenen Gockel mit einem Blick in die Augen, den ich mir antrainiert hatte, um nervende Kinder auf der Straße abzuschrecken. Leider schien er bei fast volljährigen Alven nicht mehr zu funktionieren.
    »Ich bin im Palast aufgewachsen«, sagte ich und versuchte, nicht minder arrogant zu klingen.
    Der Wichtigtuer stieß ein Lachen aus, das beinahe dazu geführt hätte, dass ich ihm ins Gesicht schlug. »Dann bist du Fynrizz, das berüchtigte Findelkind?«
    Ich bemühte mich, mir meinen Schrecken darüber, dass er meinen Namen kannte, nicht anmerken zu lassen und nickte lediglich. Schon jetzt war mir die Lust vergangen, mich weiter mit ihm zu unterhalten. »Ich habe nicht gewusst, dass ich berüchtigt bin«, knurrte ich.
    Der Schaumschläger machte eine abwertende Handbewegung. »Ich bin Per Teverly, meine Eltern sind Lord und Lady Teverly aus dem Süden. Sie stehen dem Königshaus sehr nahe. Natürlich habe ich von dem Findelkind erfahren, dem der König Asyl gewährt hat. So krank, wie du aussiehst, hätte ich nicht geglaubt, dass du die Aufnahmetests bestanden hast. Und weshalb färbst du dir die Haare schwarz? Das sieht bescheuert aus.«
    Einer der anderen Schüler, ein schlaksiger Typ mit mausbraunem Haar, kicherte. Ich ignorierte ihn, schwor mir aber, ihn auf die Liste derjenigen zu setzen, die ich hasste. Ich war ihnen keinerlei Erklärung schuldig. Ganz sicher würde ich Per nicht auf die Nase binden, dass ich keine Tests absolviert hatte. Es ging auch keinen etwas an, dass meine Haare von Natur aus schwarz waren. Ich biss in mein Rosinenbrötchen und überging seine Frage.
    »Du bist nicht sehr gesprächig, was?« Per lächelte, aber es war ein boshaftes Lächeln. Ich ließ mich nicht provozieren. »Oder hast du bei den Tests etwa geschummelt?« Er schlug die Hände vors Gesicht und spielte den Bestürzten. »Hat der König dir Sonderrechte eingeräumt?«
    »Halt die Schnauze, sonst poliere ich sie dir.«
    Die Worte waren schneller heraus, als die

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