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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Erstsemestergewänder in den Schrank hängen wollte, wäre ich beinahe vor Schreck zurück auf das Bett gefallen. Eine dicke Staubschicht bedeckte die Kleiderfächer und Regalbretter.
    Ich beschloss, als Erstes für Sauberkeit zu sorgen. Myrius hatte uns die Waschräume im Erdgeschoss des Haupthauses gezeigt, dort gab es frisches Wasser und Putzutensilien. Obwohl ich ziemlich müde war, verbrachte ich den Nachmittag damit, meine Hütte von Staub und Dreck zu befreien. Nach getaner Arbeit nahm ich ein Buch aus dem Koffer, legte mich aufs Bett und begann in dem dicken Schmöker über physikalische Gesetze zu lesen.
    Bald dämmerte es und ich konnte kaum noch einen Buchstaben entziffern, weshalb ich mich vom Bett erhob, um die Deckenlampe zu entzünden. In dem Moment vernahm ich den Glockenschlag, der uns zum Abendessen rief.
    Wir versammelten uns im Speisesaal. Zum ersten Mal sah ich alle Bewohner der Insel vereint an einem Ort. Ich zählte insgesamt fünf Lehrer, wobei ich zwei von ihnen nie zuvor gesehen hatte. Der eine war ein für einen Alven kleiner Mann, den ich auf kaum älter als fünfundzwanzig schätzte, der andere ein ernst dreinblickender Herr mit einem Spitzbart. Sie stellten sich als Professor Wornett und Professor Hood vor. Jonnef, unseren künftigen Kampflehrer, Myrius und Professor Chatlone kannte ich bereits. Die Lehrer saßen am Ende der Tafel in einigem Abstand zu den Schülern. Jonnef schenkte mir ein Lächeln, als sich unsere Blicke trafen. Meine Laune erhellte sich ein bisschen.
    Das Essen schmeckte erstaunlich gut, ich hatte mit weitaus kärgeren Mahlzeiten gerechnet. Man servierte dicke Suppe, Brot, Käse und Obst. Es herrschte angespannte Stille am Tisch, weil niemand sich traute, etwas zu sagen. Myrius’ Gesichtsausdruck nach zu urteilen war es auch besser so, denn er bedachte uns alle mit strengen Blicken. Ich nutzte die Gelegenheit, meine Mitschüler genauer zu inspizieren. Per saß aufrecht wie ein Stock, seine Mundwinkel umspielte ein zufriedenes Lächeln. Galren bemühte sich, eine gute Erziehung vorzutäuschen, doch meinen geübten Blicken entging nicht, dass er keine Ahnung von höfischer Etikette hatte. Er legte sein Besteck in falscher Reihenfolge ab und schien insgesamt eher unbeholfen. Der hässliche Trond gab sich gar nicht erst die Mühe, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Er schmatzte und schaufelte sich so viel auf den Teller, als bekäme er für die nächsten drei Wochen nichts mehr zu essen. Silena verhielt sich unauffällig, ihr merkte man die gute Kinderstube deutlich an. Noch immer verwirrte mich der Anblick einer Frau in unseren Reihen. Die anderen beiden jungen Männer kannte ich nicht, ich hatte sie nur am Abend des Begrüßungsfestes einmal kurz gesehen. Der eine hatte breite Schultern und kleine Schweinsaugen, den anderen hätte man mit seinen hellen, akkurat gescheitelten Haaren fast als gut aussehend bezeichnen können. Während des Essens bemerkte ich immer wieder, dass die anderen Schüler auch mich kritisch beäugten, sie wandten jedoch jedes Mal, wenn sich unsere Blicke trafen, die Köpfe ab. Natürlich fiel ich in den Reihen der hellhaarigen Alven auf, meine Erscheinung war nun einmal sonderbar, das konnte ich nicht leugnen. Trotzdem hätte ich künftigen Absolventen einer Eliteschule so viel Benehmen zugetraut, dass sie einen anderen Alven nicht so offenkundig anstarrten.
    Für den Rest des Abends bekamen wir frei. Man versicherte uns, dass ab morgen andere Sitten herrschen würden. Ich ließ mich von Myrius’ Worten nicht einschüchtern. Glaubte er, ich war harte Arbeit nicht gewohnt? Da kannte er Vater aber schlecht.
    Auf dem Weg zu meiner Hütte sog ich die kühle Abendluft tief in die Lungen. Es versprach, eine wunderschöne Nacht zu werden. Über die Insel verteilt, erhellten blaue Magiekugeln die Wege. Man hätte die Atmosphäre beinahe als friedlich bezeichnen können. Ich ging früh zu Bett, denn bereits um sieben Uhr morgens begann der Unterricht.

    Wir starteten unsere Ausbildung mit Magiekunde. Man hatte uns die Stundenpläne beim Frühstück ausgehändigt. Ich war kaum überrascht angesichts des straffen Terminplans, aber Trond und Kel, wie der gut aussehende Hüne sich nannte, ich hatte Per seinen Namen rufen hören, stöhnten laut und unmissverständlich, was ihnen einen Rüffel von Professor Hood einbrachte.
    Myrius unterrichtete in der großen Halle im Kellergewölbe. Etwas anderes hätte ich einem Angeber seines Kalibers auch nicht

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