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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Gedanken ihnen folgen konnten. Die anderen Schüler wandten beschämt den Kopf ab, sogar Per blieb für einen Augenblick ruhig. Seine Gesichtsfarbe wechselte von schweinchenrosa zu weiß. Vermutlich hatte ihm mein Tonfall verraten, dass ich nicht zögern würde, meine Drohung in die Tat umzusetzen. Für den Rest des Abends sprach niemand mehr ein Wort mit mir. Im Anschluss an das Festmahl stellte König Castios uns unsere zukünftigen Lehrer vor. Myrius, der Meistermagier des Königs, würde den Part des Magielehrers übernehmen, was mich nicht überraschte. Er war ein Mann mittleren Alters, der um seinen Status wusste und ihn gern zur Schau stellte. Stets aufrecht gehend machte er kein Geheimnis um seine Fähigkeiten. Ich hielt ihn für engstirnig und humorlos.
    Umso mehr freute ich mich, dass Jonnef, ein guter Freund meines Vaters, unser Waffenlehrer sein würde. Ich war ohnehin mehr an der Ausbildung zum Kämpfer als an der zum Magier interessiert. Für mich stand schon jetzt fest, welchen der beiden Wege ich einschlagen würde. Natürlich käme ich nicht umhin, eine solide Grundausbildung in beiden Bereichen zu absolvieren, allerdings hatte ich mich nie mit Magie befasst. Ich war vermutlich der einzige Alve, der nicht versucht hatte, durch die Kraft seiner Gedanken Gegenstände zu bewegen oder all den anderen Firlefanz. Angeblich wohnte jedem Alven die Kraft der Magie inne, dem einen mehr, dem anderen weniger. Nur selten verfügte jemand über hinreichend Talent, um zum Kampfmagier aufzusteigen. Die Kadetten, die alle paar Jahre strenge Tests durchliefen, zeichneten sich entweder durch besondere magische oder kämpferische Fähigkeiten aus. Die meisten meiner schmächtigen Mitschüler würden sicherlich die magische Ausbildung bevorzugen. Vermutlich bildete ich die große Ausnahme. Wie immer.
    Im Anschluss an das Essen und die Formalitäten ging die Festgesellschaft zu Tanz und Musik über. Ich blieb stumm auf meinem Platz sitzen. Einmal streifte mein Blick den meines Vaters, der in der Nähe des Königs an einem der Ehrentische saß. Er lächelte mir zu, was mich irritierte. Ich rang mir ebenfalls ein gequältes Lächeln ab. Vielleicht war er froh, mich ab dem nächsten Tag für eine Weile los zu sein. Oder er war wirklich stolz auf mich, weil ich nun endlich die Ausbildung antreten würde, auf die er mich fast achtzehn Jahre lang vorbereitet hatte. Ich vermochte es nicht zu beurteilen.
    Noch bevor das Fest offiziell endete, machte ich mich aus dem Staub. Vielleicht würde ich noch ein wenig basteln und herumschrauben, oder ich herzte meine in vollendeter Perfektion fertiggestellte Armbrust und stellte mir dabei vor, wie ich Per damit in den Hintern schoss. Zu schade, dass es nicht gestattet war, eigene Waffen mit an die Akademie zu nehmen.

    Am nächsten Morgen warteten zwei von schneeweißen Hengsten gezogene Kutschen auf dem ebenso weißen Kiesweg vor dem großen Haupttor des Palastes. Goldene Malereien zierten die Türen und die Räder. Kitsch durch und durch. Obwohl König Castios durchaus über die finanziellen Mittel verfügt hätte, jeden Schüler einzeln in einem Automobil zur Anlegestelle fahren zu lassen, zeigte sich sein Hang zu Prunk und Nostalgie auch an seinen Kutschen. Ich schüttelte den Kopf, als ich die dekadenten Gespanne betrachtete, Per hingegen war außer sich vor Verzückung. Seine Eltern, zwei gut gekleidete Personen, die die Nase ebenfalls recht weit oben trugen, klopften ihrem Sohnemann zum Abschied auf die Schulter. Auch die Eltern der anderen Schüler waren gekommen, die meisten von ihnen einfache Leute, die vermutlich noch nie eine königliche Kutsche gesehen hatten. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass außer Per und mir keiner nagelneue und maßgeschneiderte Erstsemesterkleidung trug. Die anderen Schüler hatten sie vermutlich geliehen.
    Der Abschied vollzog sich zumeist schnell, aber herzlich. Nacheinander stiegen die Schüler in den Fahrgastraum. Auch mein Vater war zum Abschied gekommen. Er legte mir eine Hand auf die Schulter, lächelte und bat mich ein weiteres Mal, ihn stolz zu machen. Ich redete mir ein, der Tapetenwechsel und eine Karriere als Soldat würden mir guttun. Zumindest unterlag ich nicht dem Druck, als einer der Besten abzuschneiden, um als Mitglied in die Liga aufgenommen zu werden. Der König würde mich ungeachtet meiner schulischen Leistungen im Perlenturm behalten, denn abseits meines Soldatenlebens würde ich noch den Pflichten eines Ingenieurs nachkommen

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