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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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müssen. Ich nahm mir vor, den anderen Schülern nichts von meiner Bevorzugung zu erzählen, denn erstens ging es sie nichts an und zweitens würde ich damit den Hass, den sie mir entgegenbrachten, nur umso mehr schüren. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass Per von den Plänen des Königs wusste, und er würde nicht zögern, seinem Neid Luft zu machen.
    Ich entschied mich, in die zweite Kutsche zu steigen. Wir teilten uns zu viert den Fahrgastraum. Neben mir saß der schlaksige Junge mit dem mausbraunen Haar, mir gegenüber hatte das einzige Mädchen der Gruppe Platz genommen und an ihrer Seite rutschte ein Kerl mit Hasenzähnen, dessen dünnes blondes Haar ihm strähnig ins Gesicht hing, auf der Sitzbank hin und her.
    Der Kutscher ließ die Peitschen knallen, und ehe ich mich versah, rumpelten wir Richtung Hafen. Es war kein weiter Weg, notfalls wäre ich auch zu Fuß gegangen, wenn die schweren Koffer nicht gewesen wären. Die Fahrt dauerte nicht viel länger als eine Viertelstunde, gerade lang genug, um sich noch einmal untereinander bekannt zu machen, mehr ein Akt der Höflichkeit als des ehrlichen Interesses. Der drahtige Kerl neben mir hieß Galren, er schwieg beharrlich, was seine Herkunft anging und zog es vor, aus dem Fenster zu starren. Der Name des Mädchens lautete Silena, ihre Eltern waren wohlhabende Leute aus Avia, der zweitgrößten Stadt des Reiches. Der hässliche blonde Kerl hieß Trond, er stammte aus der ländlichen Provinz. Ich hatte kein Interesse daran, ein tiefgründiges Gespräch zu beginnen, und so beließ ich es dabei, meinen Namen zu nennen, den ohnehin schon alle kannten, aber ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen. Ich war mir sicher, dass Per ihnen bereits brühwarme Geschichten über mich erzählt hatte, die jegliche Erörterungen meinerseits überflüssig machten.
    Als wir endlich das Ziel unserer Reise erreichten, eilten Diener herbei, die an der Anlegestelle auf unsere Ankunft gewartet hatten. Sie luden unser Gepäck ab und gingen mit den Koffern voraus. Innerhalb der Akademie würde es keine Diener geben, nur einen Koch, der uns das Essen bereitete. Ich hatte Vater oft von der Akademie sprechen hören, und was er erzählte, verhieß keine angenehme Zeit.
    »Willkommen, meine Schüler!«, ertönte eine schnarrende Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und erblickte Myrius, den Meistermagier des Königs. Sein Kommen war unbemerkt geblieben, vermutlich hatte er sich mithilfe von Magie an uns herangeschlichen, um seinen Auftritt möglichst spektakulär zu gestalten. Myrius war bekannt dafür, dass er jedem ungefragt seine Fähigkeiten demonstrierte.
    Der Magier schritt an jedem der sieben Schüler vorbei und musterte uns, ohne eine Miene zu verziehen. Als er mir in die Augen sah, glaubte ich, ein kurzes zorniges Aufblitzen darin zu erkennen.
    Nachdem Myrius uns darüber aufgeklärt hatte, was wir während unserer Zeit an der Akademie durften und was nicht, wies er uns an, ihm zu folgen. Mich überraschten seine Ausführungen keinesfalls, denn Vater hatte mich bereits im Vorfeld über die Gepflogenheiten während der Ausbildungsjahre informiert. Jedes zweite Wochenende bekamen wir einen Tag frei, um private Erledigungen zu tätigen. Mir behagte es nicht, fern des Perlenturms einem anderen Alltag nachgehen zu müssen, außerdem würde ich meine technischen Forschungsprojekte vermissen.
    Die Akademie des Königs befand sich auf einer winzigen Insel vor der Küste, man hätte beinahe hinüberspucken können, wenn der Wind nicht so scharf gewesen wäre. Es handelte sich um ein kastenförmiges Gebäude mit weiß getünchter Fassade. Obwohl der König Schnickschnack und Prunk liebte, erschien es mir erfrischend zweckmäßig. Es war nicht besonders groß und hatte nur zwei Stockwerke. Die Grundfläche schätzte ich auf knapp fünfzig mal fünfzig Yards. Vom Ufer aus konnte ich einige der kleinen weißen Holzhütten erkennen, die sich um das Hauptgebäude herum verteilten. In den winzigen Behausungen – kaum größer als ein Zelt – würden die Schüler während ihrer Studienzeit leben. Wenigstens gab es eine Tür, und ich hoffte, dass man sie abschließen konnte. Ich war sehr froh über die Einzelzimmer. Die Schüler sollten dort ungestört lernen und sich nicht gegenseitig ablenken, wobei ich mich fragte, wie man sich bei dem Lärm des Windes und des tosenden Meeres konzentrieren sollte.
    Myrius führte uns durch ein kleines Tor auf das Amovium, eine etwa fünf mal fünf

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