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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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herausfinden, sofern ich mir heute Nacht nicht den Tod holte.
    Mitten in der Nacht schreckte ich aus einem unruhigen Schlaf hoch, als ich Schritte auf dem Kiesweg hörte. Mein Rücken schmerzte von der unbequemen Sitzposition auf der Fußmatte. Ich sah noch immer sehr gut im Dunkeln und so erblickte ich das kleine Gesicht von Silena, das zwischen einem hochgeschlagenen Mantelkragen herauslugte. Sie kam auf mich zu, die Haare durcheinander, als wäre sie gerade erst dem Bett entstiegen. Sofort straffte ich mich, ein Schwall heißen Bluts schoss mir in den Kopf. Ich wollte nicht, dass mich jemand mit dieser Schmach erwischte.
    »Hallo Fyn«, flüsterte Silena. Sie blieb direkt vor mir stehen und sah auf mich herab. In ihr Gesicht trat ein mitleidiger Ausdruck, der mich noch mehr beschämte.
    »Was machst du hier mitten in der Nacht?«, fragte ich, um einen beiläufigen Tonfall bemüht, als sei es nichts Ungewöhnliches, auf der Fußmatte zu sitzen und ein Nickerchen zu halten.
    »Ich möchte dir helfen. Es tut mir leid, dass Per dich quält.«
    Ich schüttelte den Kopf und setzte eine empörte Miene auf, jedoch wenig überzeugend. »Es muss dir nicht leidtun. Wenn mir jemand die Hand zerfetzt hätte, würde ich vielleicht genauso denken.« Ich stand auf und strich meine Kleidung glatt. Aus direkter Nähe fiel mir auf, dass ich Silena um mehr als eine Kopflänge überragte.
    »Man hat dich freigesprochen. Es war keine Absicht, oder?«
    »Selbstverständlich nicht«, stieß ich mit so viel Nachdruck hervor, wie es der Flüsterton zuließ.
    »Myrius behandelt dich nicht fair. Du hast mich immer in Mathematik abschreiben lassen, es ist nur gerecht, wenn ich dir jetzt helfe. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil mich das schlechte Gewissen plagte.« Sie lächelte mich an, aber es fiel mir schwer, es zu erwidern. Ich fühlte mich unwohl bei dem Gedanken, mir von einer Frau aus der Klemme helfen zu lassen.
    Silena bat mich, von der Tür wegzutreten, und mit einer geschickten Handbewegung vollführte sie einen Zauber. Sie deutete auf die Türklinke, die ich daraufhin wieder greifen konnte. Es versetzte mich in Erstaunen, wie einfach man eine Barriere einreißen konnte. Ich schämte mich für mein Unvermögen.
    »Danke«, presste ich hervor. Silena warf mir noch einen undeutbaren Blick zu, ehe sie wieder in der Dunkelheit verschwand.

    Die Wochen und Monate tröpfelten dahin und wurden für mich zu einem schier endlosen Kampf, den ich mir zu gewinnen geschworen hatte. Ich ertrug die Demütigungen meiner Mitschüler, die oftmals in Gestalt von kindischen Streichen daherkamen. Vieles davon war simple Schikane, manches sogar lustig, anderes mitunter bösartig. Einmal leerten sie einen Eimer mit Dreck in meiner Hütte aus, was vermutlich als einfacher Streich gedacht war, dessen Beseitigung mich jedoch einen ganzen Abend kostete. Sie schmuggelten mir sogar ein Stück Seife in meinen Suppenteller oder tauschten mein Waschwasser gegen abgestandene Brühe aus einem Wasserloch aus. Jedoch mieden sie es stets, mir allein über den Weg zu laufen. Meine Fortschritte im Kampfunterricht waren spektakulär und hatten sich mittlerweile sogar bis zu Vater herumgesprochen.
    So verbrachte ich den Sommer damit, mich auf die im Herbst anstehenden Abschlussprüfungen vorzubereiten, sofern es mir die Hänseleien und Drangsalierungen meiner Mitschüler erlaubten. Zum ersten Mal in der Geschichte der Akademie würden die Kadetten schon nach einem Jahr einen Abschluss machen, was uns zwang, etwas von dem Lehrstoff ausfallen zu lassen. Gegen Ende des Sommers ließen die Schikanen von Per und Galren sichtlich nach, denn alle stöhnten unter der Last der Schulaufgaben. Es war mir zur Gewohnheit geworden, Silena bei ihren Mathematikaufgaben zu unterstützen, was mir sichtlich schwerfiel, denn als Lehrer schien ich völlig ungeeignet zu sein. Es machte mich nervös, wenn ich etwas mehrfach erklären musste. Ich war es von Haus aus nicht gewohnt, auf andere Rücksicht zu nehmen. Dennoch kam Silena tapfer zweimal in der Woche, um mit mir zu üben. Sie gab sich Mühe, mir ein wenig Magie beizubringen, aber mehr als ein paar Funken und eine Rauchwolke brachte ich nicht zustande. Da wir mittlerweile unsere Wahl getroffen hatten, ob wir künftig mit der Waffe oder mit Magie kämpfen wollten, erschien es mir mehr als unsinnig, die Magieprüfung überhaupt ablegen zu müssen. Doch alle Schüler waren verpflichtet, in allen Unterrichtsfächern einen

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