Fyn - Erben des Lichts
dämlich war, ein paar nutzlose und bescheuerte magische Dinge zu vollbringen, wie einen Gegenstand fliegen zu lassen oder einen Lichtball zu entzünden. Ich hasste Magie, aber so schwer konnte es doch eigentlich nicht sein, oder? Jetzt würde mein grenzenloses Unvermögen mich dazu zwingen, vor Myrius darum zu betteln, mich durchfallen zu lassen. Die Situation erschien mir aussichtslos.
Als ich gerade das letzte Stück Apfel hinuntergeschlungen hatte, hörte ich auf dem Gang vor der Tür lauten Tumult: freudige Ausrufe, Lachen und aufgeregte Stimmen. Ich hob den Kopf, machte jedoch keine Anstalten, nach der Ursache des Lärms zu sehen, obwohl mich die Neugier kitzelte.
Erst als sich die Verursacher des Radaus entfernt zu haben schienen und wieder Stille auf dem Flur einkehrte, erhob ich mich und trat vor die Tür des Speisesaals. Ich wandte mich nach links und erblickte zu meinem Verdruss das blasse Gesicht von Per, der in einigem Abstand auf dem Gang stand und ein Stück Papier anstarrte, das an der Wand hing. Ich stellte mich neben Per, um nachzusehen, was die Schüler in Aufregung versetzt hatte. Er ging demonstrativ einen Schritt zur Seite, vermutlich, um mir sein Missbehagen kundzutun. Ich ignorierte ihn.
Es handelte sich um die Prüfungsergebnisse. In der linken Spalte standen unsere Namen, daneben jeweils die erreichte Punktzahl. Einzig bei Magie fehlte ein Eintrag hinter meinem Namen. Ich überflog die Zeilen. In allen Fächern hatte ich bestanden, im Kampf sogar mit besonderer Leistung. Bis auf Trond, der in Alvisch durchgefallen war, hatten alle Schüler ihren Abschluss erreicht. Ich empfand rein gar nichts, konnte mich nicht für sie freuen. Die einzige Prüfung eines anderen Schülers, die mich wirklich interessierte, war die Mathematikprüfung von Silena, doch außer Frust regte sich nichts in mir. Silena hatte in ihrem schwächsten Fach bestanden. Es war ein niederträchtiger Gedanke, aber ich hätte Erleichterung empfunden, wenn Silena ebenfalls durchgefallen wäre. Dann wäre ich nicht allein mit meiner Schmach geblieben.
»Du hast deine schwerste Hürde noch zu nehmen, wie?« Pers helle, schneidende Stimme hallte über den Gang und riss mich aus meinen Gedanken.
»Ich habe nicht vor, mich der Prüfung zu unterziehen.« Im selben Moment hasste ich mich dafür, auf seine Stichelei eingegangen zu sein.
»Bist du ein Feigling? Oder ein Dummkopf? Weshalb plagst du dich dann ein Jahr mit der Ausbildung? Du weißt doch, dass du in jedem Fach bestehen musst, um einen Abschluss zu erreichen.«
Ich ballte die Fäuste, rührte mich jedoch nicht von der Stelle und ignorierte die Fragen. Das hielt Per keineswegs davon ab, mit seinen Verbalattacken fortzufahren. »Ich glaube, du bildest dir zu viel auf deine Herkunft ein.«
Sagte ausgerechnet Per? Ha!
»Du glaubst, dein Vater, der in Wahrheit gar nicht dein leiblicher Vater ist, wird die Sache für dich regeln, oder?«
Um ehrlich zu sein, hatte ich tatsächlich darauf spekuliert. Zumindest gegen Ende des Semesters.
»Du bist das widerlichste Stück Dreck, das mir je untergekommen ist.« Die Schärfe in Pers Stimme sollte mich vermutlich einschüchtern, aber Per rüttelte dadurch nur noch heftiger am Ohrfeigenbaum. Einzig meine gute Erziehung, die es mir verbot, einen wehrlosen einarmigen Krüppel zu schlagen, hielt mich davon ab, meinen Frust an ihm auszulassen. Wie zur Demonstration hielt Per mir seinen Armstumpf vor die Nase.
»Erzähl mir nicht, du hättest mich nicht töten wollen. Es war Absicht!« Sein Gesicht lief rot an, ein Speicheltropfen rann aus seinem Mundwinkel. Er löste den Verband an seinem Arm, warf ihn auf den Boden und wedelte mit dem entblößten Stumpf vor meinem Gesicht herum. Der Anblick schockierte mich keineswegs. Ein vernarbtes und gerötetes Stück Fleisch. Na und?
»Siehst du das? Das ist deine Schuld!« Pers Worte hallten von den Wänden wider. »Ich habe die Kampfprüfung nur deshalb bestanden, weil man mir erlaubt hat, die Kanone und andere Schusswaffen zu benutzen anstelle eines Schwerts! Du hast mir meine Karriere kaputt gemacht!«
Ich wischte mir seinen Speichel aus dem Gesicht, griff nach seinem gesunden Arm und stieß ihn von mir weg. »Dann hast du also eine Sonderbehandlung bekommen, wie? Und das willst du mir vorwerfen?« Ich grinste hämisch.
Per holte mit der Faust aus und schlug nach meinem Gesicht, obwohl ihm hätte klar sein müssen, dass meine Reaktionen doppelt so schnell waren wie seine. Mühelos fing
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