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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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dies als Ruhe vor einem Sturm, auf den sich Elvar vorbereiten musste. Der König setzte alles daran, eine diplomatische Lösung für das Problem zu erwirken, dennoch kursierten Gerüchte, nach denen der Norden bereits aufrüstete. All dies hatte Vater mir berichtet, denn ich kehrte nach wie vor einmal im Monat in den Perlenturm zurück, auch wenn die anderen Schüler freiwillig auf ihren freien Tag verzichteten, um zu lernen.
    »Vielleicht wird es bald ein bisschen ruhiger, wenn deine Aufgaben in der Akademie wegfallen«, sagte ich in Ermangelung eines anderen Trosts. Ich pflegte Jonnef zu duzen, denn wir kannten uns, seit ich als Baby auf der Schwelle des Perlenturms gefunden wurde. Es erschien mir unnatürlich, den Freund meines Vaters höflich anzusprechen.
    Jonnef rang sich ein Lächeln ab. »Ich hoffe, dass du recht behältst. Jetzt schieße bitte, ich möchte, so schnell es geht, hier fertig werden. Der König erwartet mich bereits.«
    Ich erwiderte sein Lächeln, wenn auch etwas gequält. In den letzten Monaten hatte ich es scheinbar verlernt. Manchmal fragte ich mich, wie es wohl gewesen wäre, wenn Jonnef anstelle von Breanor meine Erziehung übernommen hätte, doch ich verbot mir diesen Gedanken. Es stand mir nicht zu, ihn mit meinem Ziehvater zu vergleichen.
    Ich feuerte drei Bolzen auf drei Zielscheiben ab, alle trafen den inneren Kreis. Jamael notierte meine Ergebnisse, doch seine Miene blieb ungerührt.
    Der letzte Teil bestand darin, mit dem Schwert gegen Jonnef anzutreten. Die Prüfung galt als bestanden, wenn ich es schaffte, mit der stumpfen Übungsklinge seinen Körper zu berühren oder ihn aus einem auf den Boden aufgezeichneten Kreis hinauszudrängen. Schon nach wenigen Augenblicken erfüllte ich sowohl das eine als auch das andere Kriterium, doch ich konnte mich des Verdachts nicht erwehren, dass Jonnef heute nicht in Form war. Müdigkeit und Erschöpfung zeichneten ihn und er regagierte dementsprechend lustlos. Er wusste genau, dass er nicht einmal einen ernst zu nehmenden Gegner für mich darstellte, wenn wir es darauf ankommen ließen. Ich reagierte einfach schneller als er, und ich war mir nicht sicher, ob es lediglich an unserem Altersunterschied lag. Vater hatte mir schon vor Jahren prophezeit, dass ich eines Tages der beste Kämpfer der Liga sein würde. Damals hatte ich sein seltenes Lob und die wenigen Momente, in denen er mir Vertrauen entgegengebracht hatte, genossen und mich in ihnen gesuhlt wie eine Sau im Dreck. Entweder hatten mich seine Worte angespornt, seinen Ansprüchen gerecht zu werden, oder er hatte tatsächlich früh erkannt, welches Talent in mir schlummerte. Es war einerlei.
    Obwohl ich mir aus Rücksicht auf meinen Mentor absichtlich Zeit ließ und Jonnef nicht sofort den Gnadenstoß versetzte, lobte er meine Arbeit. Er entließ mich und zog sich mit Jamael zurück, um sich zu besprechen. Ich wandte mich ab. Dies war mit Abstand der angenehmste Teil meiner Prüfungen, der unangenehmste würde am nächsten Tag folgen. Ich verdrängte den Gedanken an Myrius, so gut es ging, und schwor mir, den Rest des Tages nicht mit Magieübungen zu verbringen, die bei mir ohnehin nicht fruchteten. Ich würde vollkommen unvorbereitet in die Prüfung gehen und Myrius bitten, mich durchfallen zu lassen. Das nahm ich mir fest vor, als ich am Abend allein in meiner Hütte saß und in einem Fachjournal über Verteidigungsanlagen blätterte.
    Am nächsten Tag spürte man ein merkliches Aufatmen innerhalb unserer Gruppe, denn alle Schüler hatten sämtliche Prüfungen bereits abgelegt – mit Ausnahme von mir. Doch dafür schien sich niemand zu interessieren, denn beim Frühstück herrschte eine ausgelassene Stimmung. Die Lehrer, die uns beaufsichtigten, waren heute nicht so streng mit ihren Zurechtweisungen, und so plapperten und diskutierten die meisten meiner Mitschüler eifrig über ihre Prüfungsergebnisse. Ihren Schilderungen nach zu urteilen hatten zumindest Galren, Per und Kel ein gutes Gefühl, Silena war wie immer bescheiden und äußerte sich nicht zu ihrer Einschätzung. Ich gab mir alle Mühe, die Aufmerksamkeit nicht auf mich zu lenken. Stattdessen stocherte ich in meinem Obstsalat herum. Ich blieb auch noch am Tisch sitzen, als die anderen die Erlaubnis bekamen, ihn zu verlassen. Sogar die Lehrer ließen mich allein. Meine letzte Prüfung würde erst in einer Stunde stattfinden, und ich beabsichtigte, mich bis dahin in Selbstmitleid zu vergraben. Es ärgerte mich, dass ich zu

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