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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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nur eine Frage der Zeit, bis die Stimmung gänzlich umschlägt.«
    Wir verharrten einen Moment in Schweigen. Mein Blick glitt wieder hinüber zu der geheimnisvollen Glaskugel auf dem Schreibtisch. »Arbeitest du deshalb an der Entwicklung neuer Waffen?«
    Vater zuckte zusammen, als wäre er in Gedanken gewesen. Er folgte meinem Blick. »Du meinst die Demoveruskugel? Nein, die habe ich schon vor Jahren erfunden. Sie würde mir gegen eine Horde wild gewordener Menschen auch nichts nützen.« Er stand auf, ging zum Tisch und ließ die Kugel elegant in eine Schublade gleiten. »Wenn es tatsächlich zu einem Krieg kommt, dann bete, dass unsere Anhänger noch zahlreich genug sind, um uns gegen den Norden zu verteidigen.« Er zog eine Uhr aus seiner Westentasche und warf einen Blick darauf. »Während wir hier herumsitzen, wartet man unten in der Stadt auf mich. Bitte geh jetzt und sieh nach dem Technoiden. Arc ist zwar zu einem braven Hausdiener verkommen, dennoch ist er immer noch eine der besten Waffen, die die Liga zu bieten hat.«
    Ich nickte und erhob mich aus meinem Sessel. Als ich die Tür hinter mir schloss, zitterten meine Knie. Ich hatte die gesamten letzten Wochen und Monate damit zugebracht, mich in Schuldgefühlen zu vergraben, während die Liga alles daran setzte, einen drohenden Bürgerkrieg zu verhindern. Mit einem Mal kamen mir meine Probleme unbedeutend und kleinlich vor. Ich fühlte mich schlecht.
    Bevor ich mich auf die Suche nach dem Technoiden machte, gönnte ich mir einen Abstecher in mein altes Zimmer. Nicht nur, um mein Werkzeug zu holen, sondern auch, um mir noch einmal des Lebens bewusst zu werden, das ich bald für immer hinter mir lassen würde. Mit einem Hauch Melancholie betrachtete ich den akkurat aufgeräumten Schreibtisch und die glatt gestrichene Bettwäsche. Ich war seit drei Wochen nicht mehr hier gewesen. Lag dort etwa Staub auf dem Bücherregal? Obwohl ich ursprünglich hergekommen war, um ein wenig in Schwermut zu baden, konnte ich nicht umhin, den Staubwedel unter dem Bett hervorzuziehen und die Möbel zu säubern. Genau genommen hätte ich die Zeit dazu nicht gehabt, denn Vater erwartete sehnsüchtig die Rückkehr des Technoiden. Doch Chaos und Unvollkommenheit machten mich nervös. Ich würde mich der Reparatur nicht widmen können, wenn mir die ganze Zeit der Dreck auf meinen Möbeln im Kopf herumschwirrte.
    Ich öffnete das Fenster und ließ frische Luft herein. Auf dem Fensterbrett lagen einige tote Fliegen, die ich zum Leben erweckte. Ich befahl ihnen, sich an anderer Stelle hinzulegen, Hauptsache, weit weg von meinem Zimmer. Es war sehr lange her, seit ich das letzte Mal von meiner Gabe Gebrauch gemacht hatte. Ich hatte sie schon beinahe vergessen.
    Als ich den Staubwedel zurück unter das Bett schob, fiel mein Blick auf die Armbrust, die ich vor meiner Zeit an der Akademie mit viel Akribie angefertigt hatte. Wenn ich meinen Abschluss schaffte, würde ich sie vielleicht benutzen dürfen, um das Land vor den rebellischen Menschenhorden zu beschützen. Ich erwischte mich dabei, wie ich Tagträumen nachhing, als mir schlagartig wieder bewusst wurde, weshalb ich gekommen war. Hastig griff ich meinen Werkzeugkoffer und trat auf den Flur hinaus. Ich machte mir nicht die Mühe, den Technoiden umständlich auf dem Palastgelände zu suchen. Ein lang gezogener Pfiff, der über die Flure und Gänge hallte, sollte reichen. Ich ging die Treppe hinunter in den Werkraum meines Vaters, den er mir schon oft zur Verfügung gestellt hatte. Gern war ich nicht dort, denn es war dreckig, staubig und unordentlich. Aber man konnte im Werkraum am besten seinen technischen Basteleien nachgehen. Eine Reihe heller Lampen sorgten für optimales Licht, außerdem gab es erstklassige Werkzeuge, mehr, als in meinen kleinen Koffer gepasst hätten.
    Ich wartete nicht mehr als fünf Minuten, bis sich die Tür öffnete und Arc auf der Schwelle erschien. Kein Soldat der Liga konnte sich erklären, weshalb Arc so sehr auf mich fixiert war. Ich genoss dieses Privileg. Immer schon folgte er meinem Ruf, und das sogar über sehr weite Distanzen hinweg.
    Erwartungsgemäß stellte mich die Reparatur vor keine große Herausforderung, ich zog lediglich ein paar Zahnräder nach, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass dies der Grund für Arcs Ohnmachtsanfälle gewesen sein sollte. Als ich ihn darauf ansprach, zuckte er nur die Achseln und sagte, er würde mich eben vermissen. Ich ließ es auf dieser merkwürdigen

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