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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Abschluss zu machen. Überflüssig zu erwähnen, dass ich die Laufbahn als Kämpfer gewählt hatte. Ich hatte keine Angst vor der Spezialprüfung, ich glaubte sogar, dass Jonnef sich mehr davor fürchtete als ich, denn mehrfach konnte ich ihn schon besiegen. Die anderen Fächer bereiteten mir keine unüberwindbaren Schwierigkeiten. Ich erwartete zwar nicht, die gesamte Geschichte unseres Landes bis zur Prüfung auswendig lernen zu können, aber zum Bestehen würde es reichen. In Alvisch war ich mittlerweile so gut, dass ich freie Texte in dieser mit Zischlauten angereicherten Sprache sowohl lesen als auch schreiben konnte. Mein einziges Sorgenkind blieb die Magie. Ich verdrängte den Gedanken an die nahende Prüfung und hoffte auf ein Wunder. Vielleicht würden die Lehrer ein Einsehen haben, dass ich als erstklassiger Kämpfer keine Grundausbildung in Magie benötigte. Ich setzte alle meine Hoffnungen auf meine guten Beziehungen zum König und der Liga.
    Nur zwei von sieben Schülern, namentlich Trond und ich, strebten eine Karriere an der Waffe an, während die anderen fünf sich auf Magie spezialisierten. Silena war mit Abstand die Talentierteste unter ihnen, ein Ass auf dem Gebiet der Levitation, was Per oftmals gelb vor Neid werden ließ. Per war zwar nicht unbegabt, aber bei Weitem nicht so gut wie die einzige Frau unter uns. Ihm kam jedoch zugute, dass er Myrius’ Liebling war.
    So rückten die Tage der Abschlussprüfungen näher, bis sie schließlich an unsere Türen klopften. In den Fächern Geschichte, Alvisch und Mathematik gab es gemeinsame Prüfungen für alle Schüler, in denen wir drei Stunden lang Zeit bekamen, um unsere Aufgaben zu lösen. Norrizz erschwerte mir die Prüfungen unnötig. Er rief wieder einmal wahllos Zahlen in den Raum, die niemand außer mir hören konnte. Im Anschluss war ich zwar nicht zufrieden mit meiner Leistung, das war ich grundsätzlich nie, aber zumindest glaubte ich sicher, bestanden zu haben. Silena bedankte sich bei mir in der Mittagspause nach der Mathematikprüfung für meine wochenlangen Bemühungen, ihr zu helfen, was mir schmeichelte. Sie nahm an, gerade so bestanden zu haben. Könnte ich das doch bloß auch nach der anstehenden Magieprüfung behaupten! Ich verdrängte den Gedanken daran allzu gern. Manchmal, wenn ich abends noch wach in meinem Bett lag, legte ich mir Worte zurecht, wie ich Myrius davon überzeugen konnte, mich nicht zu prüfen, sondern einfach durchfallen zu lassen. Ich wollte mir die Schmach des Versagens ersparen. Instinktiv wusste ich jedoch, dass sich der Meistermagier nie darauf einlassen würde.
    In den Fächern Kampf und Magie wurden wir zu Einzelprüfungen gebeten, denn je nach Spezialisierung legten wir eine Grund- oder Spezialprüfung ab. Jeden Tag wurde nur ein Schüler geprüft, und ich war natürlich als Letzter an der Reihe. Ich schätzte, auch dies war wieder eine nette kleine Schikane von Myrius, der mich hinhalten wollte. Vielleicht gestattete er mir aber auch ein paar Tage länger zum Üben, haha.
    Am Tag vor meiner Magieprüfung testete Jonnef mein Können in Militärwesen und Kampf. Beim theoretischen Teil kam ich ins Straucheln, aber ich setzte ohnehin all meine Hoffnung auf den praktischen Teil.
    Jonnef reichte mir ein Icteor, ein dampfbetriebenes Bolzenschussgerät, das zwar nicht die Reichweite eines anständigen Gewehres aufwies, jedoch weitaus mehr Zerstörungskraft besaß. Als hätte ich nie etwas anderes getan, entsicherte ich das Gerät und trat an den Schießstand. Jamael, ein Soldat der Liga, der etwas abseits des Geschehens stand und mit einem Stift über die Seiten eines Notizheftes kratzte, dokumentierte eifrig den Ablauf der Prüfung.
    »Ich bin froh, wenn wir endlich damit fertig sind. Zum Glück bist du der Letzte.« Jonnef seufzte.
    Ich ließ den Lauf wieder sinken und wandte mich meinem Lehrer zu. Er wirkte müde und erschöpft. Das Kratzen von Jamaels Stift auf dem Papier setzte aus.
    Jonnef hatte in den letzten Wochen neben seiner Arbeit an der Akademie noch allerhand Aufgaben in der Stadt zu erledigen, zudem tagte seit einiger Zeit der Rat des Königs, an dem er als Mitglied der Liga stets teilnahm. Die Doppelbelastung war dem Waffenmeister deutlich ins Gesicht geschrieben. Die Situation im Land hatte sich über den Sommer nicht verbessert, eher noch verschärft. Der Norden Calaniens war zwar ruhig geblieben, auch hatte man seit einiger Zeit keine Boten mehr von dort empfangen, doch gemeinhin wertete man

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