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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Begründung beruhen und brachte ihn zu Vaters Gemächern.
    Auf dem Rückweg durch die Stadt gingen mir mannigfaltige Gedanken durch den Kopf. Ich hatte Vater versichert, auf Geleitschutz verzichten zu können und selbst auf mich achtzugeben, dennoch fühlte ich mich unwohl, als ich die Abkürzung durch die heruntergekommenen Stadtviertel Elvars benutzte. Es war niemals eine nette Gegend gewesen, aber seit meinem letzten Besuch hatten sich die ein oder andere Schmiererei an den Häuserwänden und eingetretene Fensterscheiben hinzugesellt. Erneut begann es zu regnen. Elvar war eine hässliche Stadt, über der fortwährend eine scheußliche graue Dunstglocke hing. Die zahlreichen Fabriken spuckten ihren Dreck in den Himmel und hüllten alles in einen gleichförmig grauen Farbton. Die Gassen des Stadtviertels, durch das ich mich bewegte, verliefen wie schmale Spinnfäden in alle Richtungen, und jemand, der sich nicht auskannte, hätte sich hoffnungslos verlaufen. Die Häuserschluchten ragten bedrohlich über mir auf, die Fenster schienen mich wie tausend Augen aus dunklen Löchern anzustarren. Ich zog mir die Kapuze meines Mantels über den Kopf. Hier wohnten ausschließlich Menschen, und trotz meines dunklen Haars befürchtete ich, als Alve erkannt und getötet zu werden. Das Bild der Leiche auf dem Schrottplatz hielt sich hartnäckig in meiner Erinnerung. Es war später Nachmittag, und allmählich wagten sich die Straßenhuren vor die Türen. Aus heruntergekommenen Kaschemmen wehte mir der Lärm von Betrunkenen entgegen. In mancherlei Hauseingängen erspähte ich die blassen Gesichter von Drogenabhängigen, die ihren Rausch ausschliefen oder darauf warteten, dass der heilige Sinjar sie holte. Elvar hatte durchaus auch schönere Gegenden zu bieten, wie die gepflegten Anwesen der zumeist alvischen Prokuristen und Industriellen. Sie verschanzten sich in ihren Villen und kamen nur selten in Viertel wie dieses, nach Ausbruch der Unruhen wohl überhaupt nicht mehr. Ich fragte mich, ob der König wusste, unter welchen Umständen einige Menschen in Elvar lebten und ob es ihn überhaupt interessierte.
    Ich war erleichtert, als ich ohne nennenswerte Zwischenfälle das Amovium erreichte, das mich auf die Insel bringen würde, auch wenn ich mich nicht gerade darauf freute, meinen Mitschülern zu begegnen. Ein Blick auf meine Taschenuhr verriet mir, dass der Nachmittagsunterricht beendet war und es bald Abendessen geben würde. Wenn ich Glück hatte, traf ich auf dem Weg zu meiner Hütte niemanden, weil alle Schüler die Nasen in ihre Schulaufgaben versenkten.
    Als sich das Amovium knarrend in Bewegung setzte, warf ich noch einen Blick zurück auf die Stadt. Grau, hässlich und eintönig lag sie da, aus der Ferne betrachtet wirkte alles wie immer.
    Es gelang mir tatsächlich, meine Hütte zu erreichen, ohne jemandem zu begegnen. Ich fasste nach der Klinke, doch wie zwei Magneten, die sich gegenseitig abstießen, war es mir unmöglich, sie zu greifen. Im nächsten Moment bemerkte ich den Zettel, der an der Außenseite klebte. Geh doch hinein, wenn du es schaffst, du magiefreier Krüppel. Die Worte genügten, um zu begreifen, was geschehen war. Jemand hatte eine magische Barriere um meine Hütte herum errichtet. Erst in der vergangenen Woche lernten wir bei Myrius, wie man magische Schutzschilde aufbaute und niederriss, was mir als Einzigem natürlich nicht gelang. Wäre ich nur halb so talentiert wie der Durchschnitt der alvischen Bevölkerung, wäre es ein Leichtes für mich gewesen, meine Hütte zu betreten. Unter diesen Umständen jedoch musste ich mir meine Unfähigkeit eingestehen. Es versetzte mir einen Stich in der Brust. Wer auch immer dafür verantwortlich war, spekulierte darauf, mich zu demütigen, weil ich jemanden um Hilfe bitten musste. Doch er hatte nicht mit meinem Starrsinn gerechnet. Ich setzte mich auf die Türschwelle und blieb dort im Nieselregen sitzen, bis die Sonne unterging und der Glockenschlag ertönte, der zum Abendessen rief. Natürlich bekam ich einen Rüffel, weil ich klitschnass zum Essen erschien. Ansonsten ließ ich mir nichts anmerken, aber das dämliche Gekicher von Per und Galren verriet mir, wer für den dummen Streich verantwortlich war.
    Nach dem Essen kehrte ich zu meiner Hütte zurück. Glücklicherweise hatte es aufgehört zu regnen, jedoch änderte dies nichts an meinem hartnäckigen Problem. Ich fragte mich, ob eine magische Barriere irgendwann von allein nachgab. Ich würde es

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