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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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einem Disziplinarverfahren. Und jetzt machen Sie, dass Sie dort hinübergehen, damit wir anfangen können.« Myrius deutete auf einen Punkt, an den ich mich stellen sollte.
    »Nein.« Wieder eine von den einfachen, aber wirkungsvollen Aussagen.
    Der Blick des Meistermagiers verwandelte sich in Eis, beinahe hätte ich geglaubt, blaue Blitze hinter seinen Pupillen zucken zu sehen. »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Weshalb haben Sie ein ganzes Jahr auf dieser Akademie geschuftet, wenn Sie Ihren Abschluss jetzt kampflos auf den Müll werfen wollen? Glauben Sie tatsächlich, man wird ein Auge zudrücken, weil Sie als Kämpfer herausragend sind? Sie überschätzen sich gewaltig, mein lieber Fynrizz. Es mag sein, dass Ihr Vater Sie über lange Jahre verwöhnt hat. Sie haben stets alle Privilegien genossen. Den Platz an der Akademie haben Sie sich ohne Aufnahmetest erschlichen, und jetzt wollen Sie den Abschluss auch noch geschenkt bekommen. Vati wird’s schon richten, wie? Sie haben einen meiner besten Schüler zum Krüppel gemacht, körperlich und in der Seele. Ich hoffe, Sie bekommen das, was Sie verdienen, nämlich nichts.«
    Ich hatte nicht das Gefühl, Per hätte sich seit dem Unfall charakterlich verändert. Auch sein Selbstbewusstsein schien nicht angekratzt zu sein. Seelischer Krüppel, pah! Am liebsten hätte ich Myrius einen Vortrag darüber gehalten, dass mein Vater mich ganz sicher nie verhätschelt hat. Er ließ mir keine Wahl und zwang mich, technische Studien zu betreiben und mich gleichzeitig auf ein Leben als Soldat vorzubereiten. Ich hätte Myrius außerdem gern ins Gesicht gesagt, dass ich ihn für einen dummen Wichtigtuer hielt, doch dazu kam es nicht mehr. Er beförderte mich mit einem Wink seiner Hand ein paar Yards nach hinten. Ein heftiger Ruck ging durch meinen Körper. Ich taumelte. Ich wollte mich aufraffen und ihm ins Gesicht springen, denn ich war kaum noch in der Lage, meine Aggressionen zu kontrollieren, doch eine Sekunde später erwischte mich ein blauer Blitz, den er aus seiner Handfläche abgefeuert hatte. Er drang in jede Faser meines Körpers ein und vermittelte mir das Gefühl, lichterloh zu brennen. Ich stieß einen Schrei aus.
    »Die erste Lektion ist das Heraufbeschwören eines Schutzschildes«, sagte Myrius, als wäre zwischen uns nichts vorgefallen. Noch betäubt vom Schmerz und schockiert von seinen Worten benötigte ich wertvolle Sekunden, um meinen Verstand zu schärfen und mir einen Ausweg aus der Situation zu überlegen. Unterdessen feuerte der Magier weitere Blitze auf mich ab, die mich beinahe ohnmächtig werden ließen. Ich versuchte, Myrius’ schnell aufeinanderfolgenden magischen Attacken auszuweichen, doch es erwies sich als ein aussichtsloses Unterfangen. Wenn ich nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, die Schmerzen zu ertragen, hätte ich Myrius womöglich getötet.
    »Du sollst einen Schild heraufbeschwören, du Nichtsnutz! Hast du nicht verstanden?« Seine wütende Stimme durchdrang das Surren der Blitze und das Rauschen in meinen Ohren. Ich hoffte, er würde die Prüfung abbrechen, wenn er mein Unvermögen bemerkte, und so harrte ich qualvolle Minuten zusammengekauert auf dem Boden aus und ertrug die Schmerzen, die er mir bereitwillig zufügte. Leider gab Myrius nicht auf. Es ging ihm nicht mehr um die Prüfung, dessen war ich mir sicher. Er hasste mich, wollte mich vielleicht sogar töten. Ich zweifelte keinen Moment daran. Er würde es als tragischen Unfall deklarieren, und niemand würde in Betracht ziehen, dass er mich qualvoll hatte verrecken lassen. Ich wollte so nicht sterben. Nein!
    Unbändige Wut brachte mich schließlich dazu, aufzustehen und dem Magier in die Augen zu sehen. Als ein erneuter blauer Blitz auf mich zuflog, riss ich in einer Reflexbewegung die Arme hoch. Eine heiße Woge breitete sich in mir aus, Hitze, die mit bloßer Wut oder Hass nicht zu erklären war. Sie kroch durch meine Körpermitte, in meine Arme und schließlich in meine Finger. Es fühlte sich an, als würde sie dort aus mir herausfließen wie Wasser aus einem undichten Eimer. Eine gewaltige Druckwelle ließ mich einige Schritte zurücktaumeln. Gleichzeitig erhaschte ich einen Blick auf Myrius’ angstverzerrtes Gesicht. Das Bombardement mit blauen Blitzen brach schlagartig ab. Die Luft knisterte, als würde sie brennen. Myrius wurde von etwas Unsichtbarem getroffen und stolperte rückwärts, als hätte er einen Schlag gegen die Brust abbekommen. Er fiel

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