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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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rücklings auf sein Hinterteil. Ein Schrei gellte durch die Luft. Der Magier krümmte sich, wand sich wie ein Aal und schrie dabei unablässig. Ich beobachtete, wie sich die Haut in seinem Gesicht und an den Händen rot verfärbte, Blasen warf und sich schließlich in rohes Fleisch verwandelte. Die Arme herunternehmend starrte ich wie gebannt auf die erschütternde Szene, die sich vor meinen Augen abspielte. Was ich sah, vermochte mein Verstand nicht zu begreifen. Mein Herz schlug wie eine Kriegstrommel heftig gegen meine Rippen und ich wollte nur noch weglaufen. Ich fühlte mich hilflos. Der Anblick brannte sich in mein Gehirn. Nach nur wenigen Sekunden verstummte Myrius’ Winseln abrupt, er kippte zur Seite und blieb reglos liegen. Eine Weile hörte ich nichts als meinen Herzschlag. Ich trat einen Schritt auf ihn zu, der Geruch von verbranntem Fleisch stieg mir in die Nase. Fast hätte ich mich übergeben. Was hatte ich getan?
    Myrius’ Brustkorb hob und senkte sich in unregelmäßigen Abständen. Er lebte noch. Dennoch empfand ich keine Erleichterung darüber. Ich war so entsetzt, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Erst als ich das Knarren der Tür zur Halle vernahm, kehrte mein Verstand allmählich zurück. Ich hob ruckartig den Kopf und sah direkt in das blasse Gesicht von Per, der auf der Schwelle stand und auf den am Boden liegenden Magier starrte. Endlose Sekunden verstrichen, in denen Per vermutlich versuchte, seine Gedanken zu sortieren und sich einen Reim auf die Ereignisse zu machen.
    »Ich habe Schreie gehört«, sagte er, aber seine Stimme klang dünn und zittrig. Weitere Sekunden verstrichen. Per sah abwechselnd mich und Myrius an, bevor er nach vorn stürzte und sich zu dem Magier hinabbeugte. »Er atmet noch.« Per verbrannte mich mit einem Blick, der dem heiligen Sinjar persönlich einen Schauder über den Rücken hätte laufen lassen.
    »Was ist hier passiert?«
    »Ich habe nichts getan«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass das eine dämliche Ausrede war. Natürlich hatte ich etwas getan, auch, wenn ich mir noch nicht erklären konnte, was genau.
    Per machte einen Schritt auf mich zu, packte mich mit seiner gesunden Hand am Revers meines Hemds und holte aus, um mir mit dem Armstumpf ins Gesicht zu schlagen. Ich duckte mich unter seinem Hieb und stieß ihn von mir weg.
    »Du wolltest ihn töten, du mieses Stück Scheiße!« Dafür, dass Per sich zum Adel zählte, bediente er sich einer recht saloppen Ausdrucksweise. Ich machte einen Schritt rückwärts, um einen erneuten Schlag abzufangen.
    »Er wollte mich zuerst töten«, spie ich ihm entgegen. »Ich habe mich nur gewehrt.« Ich fragte mich in diesem Moment, ob es tatsächlich so gewesen war, denn noch immer wollte sich mir nicht erschließen, weshalb Myrius beinahe bei lebendigem Leib verbrannt wäre. Aber alles deutete tatsächlich darauf hin, dass ich etwas mit dem Vorfall zu tun hatte, das konnte ich nicht leugnen.
    Pers Miene verwandelte sich in einen Ausdruck puren Hasses. Er zeigte mit dem Finger seiner unversehrten Hand auf mich. »Ich werde jetzt Hilfe holen. Und dann werden sie dich fertigmachen, das schwöre ich dir. Du wirst am Strang baumeln für dieses Verbrechen.«
    Ich wollte einen Schritt auf ihn zugehen, ihn am Arm packen und davon abhalten, nach oben zu laufen und die anderen Lehrer zu verständigen, doch in diesem Moment schoss ein helles Licht aus seiner Hand, das mich blendete und mich rückwärts taumeln ließ. Als ich mir die Tränen aus den Augen gewischt hatte und wieder klar sehen konnte, befand sich Per bereits auf der Türschwelle. Ich wollte ihm nachsetzen, prallte jedoch gegen eine unsichtbare Wand und stieß mir den Kopf. Einen Moment tanzten Sterne vor meinen Augen. Den zweiten Versuch, Per zu verfolgen, ließ ich etwas geruhsamer angehen. Ich tastete mich zunächst mit den Händen voran, stieß aber ein weiteres Mal gegen einen Widerstand. Ich lief den ganzen Raum in beide Richtungen ab, doch der unsichtbare Schutzschild, den Per heraufbeschworen hatte, verlief von einer Wand zur anderen und versperrte mir den Weg. Er hatte gute Arbeit geleistet, das musste ich ihm lassen. Und wenn ich im vergangenen Jahr ebenfalls gute Arbeit geleistet hätte, wäre diese Barriere vermutlich kein allzu großes Hindernis für mich gewesen. Doch für einen magielosen Nichtsnutz stellte sie ein unüberwindbares Problem dar. Panik durchströmte mich. Per würde bald zurückkehren, im Schlepptau die anderen Lehrer,

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