Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
Vom Netzwerk:
vielleicht sogar Soldaten der Liga. Es gab ein Funkgerät an der Akademie, eine geniale Erfindung Vaters, die er erst vor wenigen Monaten installiert hatte. Wenn Pers Hass ausreichte – und ich bezweifle nicht, dass er das tat – würde er womöglich sogar meinen Vater persönlich herkommen lassen, damit er sah, was ich getan hatte. Anhand der Zeit, die verstrich, hielt ich diese Variante sogar für wahrscheinlich. Per riskierte sogar die Gesundheit des Meistermagiers für eine möglichst spektakuläre Bloßstellung.
    Mein Blick zuckte zu Myrius’ Körper, er atmete noch. Gutes Zeichen. Dann würde man mich nicht wegen Mordes, sondern nur wegen versuchten Mordes verurteilen. Wer würde mir vor Gericht schon glauben, dass ich in Notwehr gehandelt hatte? Wenn er überlebte, würde mir zumindest nicht der Strang, sondern nur ein Leben im Arbeitslager bevorstehen. Einen Moment überlegte ich, ob dies nicht doch die größere Strafe darstellte.
    In meiner Verzweiflung lief ich zweimal die Barriere auf und ab und versuchte vergeblich, eine undichte Stelle zu finden, aber Per hatte einen soliden magischen Schild erschaffen.
    Ich vernahm ein Scharren aus Myrius’ Richtung und drehte mich um. Im ersten Moment glaubte ich, er wäre aufgewacht und hätte sich hingesetzt, denn jemand hockte dort, wo er zuvor gelegen hatte. Dann sah ich, dass es sich nicht um den Magier handelte. Neben ihm saß eine Person, die sich zu ihm hinabbeugte. Ich ging einen Schritt auf den Fremden zu, als ich feststellte, dass er mir wohlbekannt war. Eine Mischung aus Erleichterung, Ärger und Verwunderung durchströmte mich.
    »Was machst du hier?«, stieß ich hervor.
    Zunächst reagierte er nicht, wandte mir dann aber doch in einer unendlich langsamen Bewegung den Kopf zu. Seine blassen Augen funkelten. Er trug die Haare heute zu einem strengen Zopf gebunden, ebenso wie ich. Wir teilten stets dieselbe Frisur.
    »Ich will dir deinen Arsch retten.« Norrizz erhob sich vom Boden und schenkte mir ein böses Lächeln, das mir einen Schauder über den Rücken jagte.
    »Wie hast du es geschafft, auf die andere Seite der Barriere zu gelangen? Kannst du mir einen Ausweg zeigen?« Die Fragen schossen aus mir heraus. Ich hatte keine Zeit, um mich mit meinem Dämon zu streiten. Vielleicht war er meine einzige Chance.
    Norrizz nickte stumm, erhob sich und ging – ohne von der Barriere beeinträchtigt zu werden – Richtung Ausgang. Er blieb davor stehen. Neben der Tür steckten zwei Fackeln in ihren Halterungen. Norrizz nahm eine davon und kam zu mir zurück. Er ließ die Fackel vor seinem Körper kreisen, als wollte er etwas damit anzünden. Innerhalb von Sekunden fing die unsichtbare Barriere Feuer und fiel schließlich mit einem Klirren in sich zusammen.
    »Feuer zerstört Magie? So einfach ist das?« Ich starrte Norrizz mit offenem Mund an, unfähig, einen Finger zu rühren.
    »Hättest du im Unterricht besser aufgepasst, würdest du jetzt nicht herumstehen und glotzen«, raunte Norrizz mich an. Ich war noch zu paralysiert, um ihm eine passende Antwort zu geben.
    »Sieh zu, dass du verschwindest. Lass ihn hier liegen«, fügte Norrizz an und deutete auf den schlaffen Körper des Magiers. »Ich halte dir derweil den Rücken frei.«
    Ich hatte nicht die Kraft, ihm zu widersprechen oder eine Diskussion darüber zu führen, was er im Schilde führte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Per mit der Verstärkung hier auftauchte.
    Ich sah zu Myrius hinab, dessen entsetzliche Brandwunden stanken und mich würgen ließen. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Norrizz damit zugange war, in allen Ecken der Halle Feuer zu legen. Ob er dabei auf Magie zurückgriff, vermochte ich nicht zu sagen, jedenfalls breitete sich das Feuer schneller aus, als es das auf natürlichem Wege getan hätte. Schon bald musste ich husten, denn es entwickelte sich beißender Rauch.
    Ich fasste den Entschluss, Myrius nicht hier liegen zu lassen. Noch wenige Minuten zuvor hätte ich ihn am liebsten getötet, aber aus einem mir unerfindlichen Grund verließ mich der Mut dazu. Ich packte ihn unter den Armen und schleifte seinen Körper quer durch die Halle auf den Ausgang zu. Obwohl er mir nie besonders fettleibig vorgekommen war, schien er eine Tonne zu wiegen. Ich nahm an, dass es nicht an seinem Gewicht, sondern an meiner Schwäche lag. Der Schock steckte noch tief in meinen Knochen, meine Knie zitterten.
    Ich sah einen Schatten an mir vorbeihuschen. »Wenn du ihn schon mitnehmen

Weitere Kostenlose Bücher