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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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willst, solltest du zumindest in der Lage sein, seinen Körper schweben zu lassen. Levitation war Bestandteil des Unterrichts«, sagte Norrizz mit einem schadenfreudigen Grinsen im Gesicht. Wenn ich nicht damit beschäftigt gewesen wäre, einem verkohlten Magier das Leben zu retten, das er nebenbei erwähnt eigentlich nicht verdiente, hätte ich Norrizz die Kehle herausgerissen. Bei ihm hätte ich ganz gewiss den Mumm dazu aufgebracht …
    Ich ging nicht auf seine Stichelei ein, konnte vor Anstrengung nicht einmal sprechen.
    Norrizz öffnete die Tür, hinter der die Treppe zum Erdgeschoss lag. Immer noch mit der Fackel in der Hand machte er einen weiten Sprung auf die fünfte Stufe, drehte sich zu mir um und bedachte mich mit einem vorwurfsvollen Blick, als wollte er sagen: Geht’s nicht schneller?
    »Kannst du mir nicht helfen, ihn nach oben zu tragen?«, raunzte ich ihn an.
    »Du warst derjenige, der ihn unbedingt mitnehmen wollte, du …« Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür am oberen Ende der Kellertreppe. Ein Zug frischer Luft streifte mein Gesicht. Ich hob den Blick. Per, Rigus, Professor Hood und Fidgit, ein Mitglied der Weißen Liga, erschienen auf der Schwelle. Per zeigte mit dem Finger auf mich und verzog das Gesicht zu einer hassverzerrten Grimasse. »Da unten ist er! Da ist der Mörder! Er hat Feuer gelegt, um Beweise zu vernichten!«
    Norrizz, der auf halber Höhe der Treppe stand, warf mir einen vielsagenden Blick zu. »In der Tat, das hat er«, kicherte er. Per und die anderen nahmen keine Notiz von der weißhaarigen Gestalt direkt vor ihnen. Sie schienen nicht einmal das Licht von Norrizz’ Fackel zu sehen, denn sie hatten eine eigene Lampe mitgebracht, die Professor Hood nach vorn streckte, um die Treppe auszuleuchten.
    Per machte einen Satz auf mich zu und durchquerte dabei mühelos Norrizz’ Körper, dessen Gestalt dabei nur einmal kurz aufflackerte. Nie zuvor hatte ich so deutlich vor Augen geführt bekommen, dass Norrizz ein Geist war. Per streckte die Hand aus, um mir einen Zauber entgegenzuschleudern, aber dazu kam er nicht mehr, denn Norrizz machte eine rasche Geste mit der freien Hand, woraufhin die obere Tür zufiel. Rigus, der Schüler, mit dem ich in meinem Jahr an der Akademie höchstens zwei Worte gewechselt hatte, drehte sich um und rüttelte an der Klinke, doch die Tür blieb geschlossen. Auch Professor Hood und der alte Fidgit richteten ihre Aufmerksamkeit nun auf die verschlossene Tür. Ich stand unten an der Treppe und wurde zu einem stummen Beobachter der Ereignisse, Myrius’ schlaffer Körper lag vor meinen Füßen.
    Per nahm den Arm herunter, seine Augen traten hervor, das Gesicht war kreidebleich. Erst jetzt realisierte ich, dass Norrizz direkt hinter ihm stand und seine Kleidung mit der Fackel in Brand steckte. Er grinste hämisch, als Per innerhalb eines Herzschlags Feuer fing und lichterloh brannte – das Werk von Magie. Nie hatte ich etwas von Norrizz’ magischem Talent geahnt. Per stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus, der nun auch die Aufmerksamkeit der anderen auf ihn lenkte. Rigus schlug die Hände vors Gesicht, Fidgits Augen weiteten sich. Einen Moment trafen sich unsere Blicke, und ich las nicht nur blankes Entsetzen, sondern auch Enttäuschung in seinen Augen.
    »Er ist böse! Ich habe es immer gewusst«, kreischte Rigus. »Es war ein Fehler, das Monster an die Akademie zu lassen!« Abermals wandte er sich ab und rüttelte an der Klinke, aber wieder vergeblich. Der Geruch von Urin stieg mir in die Nase.
    Währenddessen sackte Per in sich zusammen, seine Schreie verstummten. Ich bemühte mich, den Blick von ihm abzuwenden, denn ich wollte nicht sehen, wie er verbrannte und starb. Ein Hustenanfall lenkte mich ab, der Sauerstoff in dem schmalen Flur wurde allmählich knapp. Wir würden alle ersticken, wenn Norrizz nicht bald die obere Tür freigab. Auch er schien im selben Moment diesen Gedanken zu haben, denn er machte einen Satz nach oben auf die verbliebenen drei Alven zu. Freilich bemerkten sie nicht, wie Norrizz auch sie binnen einer Sekunde in Brand steckte, denn sie konnten ihn nicht sehen. Kaum hatte ihre Kleidung Feuer gefangen, öffnete Norrizz die obere Tür. Die drei kreischenden und lichterloh brennenden Gestalten stürzten in Panik nach draußen. Norrizz wandte sich ab und kam auf mich zu. »Sie werden sterben. Das magische Feuer ist stark.« Er klang, als wollte er sich dafür rechtfertigen,

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