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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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äußerst Dummes gesagt. »Die Menschen sind in letzter Zeit nicht mehr gut auf euch zu sprechen. Gerade du solltest das doch gemerkt haben, wo du in einem ihrer Kerker gesessen hast.«
    Ich schalt mich einen Narren und wandte beschämt den Kopf ab. Wie ein Wasserfall stürzten die Erinnerungen auf mich ein. Hätten die Menschen nicht gegen den König aufbegehrt, würde ich mich nicht in dieser misslichen Lage befinden. Ich schwieg und hoffte, dass Ylenia das Thema nicht wieder aufgriff.
    Ein heftiger Schwindelanfall überfiel mich. Ich blieb stehen und stützte mich auf einen Zaun, der den Vorgarten eines Wohnhauses säumte. Ylenia ließ ihr Bündel auf den Boden gleiten und kam zu mir herüber. Sie legte mir ihre kleine Hand auf die Schulter, eine Berührung, die sich zugleich verstörend und angenehm anfühlte.
    »Geht es dir gut?« Ich glaubte, ehrliche Sorge aus ihrer Frage herauszuhören.
    »Ich muss mich ausruhen.« Nicht mit ihr Schritt halten zu können, beschämte mich. Die vergangenen Wochen hatten zwar an meinen Kraftreserven genagt, doch ich war immer noch ein großer Mann mit breiten Schultern. Sicherlich dachten die Leute von mir, ich sei ein Frauenschänder, weil ich Ylenia das Bündel tragen ließ. Ich kämpfte gegen den Schwindel an.
    »Ich glaube nicht, dass ich es zu Fuß bis nach Elvar schaffe.«
    Ylenia kicherte. »Dummchen, wir gehen doch nicht zu Fuß bis nach Elvar. Das würde nicht einmal ich schaffen.«
    Ich hob den Kopf und sah in ihr kleines mädchenhaftes Gesicht. »Sobald wir wieder in Alvengebiet sind, nehmen wir uns eine Kutsche. Dein Name ist dort doch sicher etwas wert, sodass wir nicht zahlen müssen.« Sie vergrub die Hand in der Tasche ihrer Kleidschürze und zog das Abzeichen heraus, das an meiner Uniform gesteckt hatte. »Das habe ich von deiner Jacke abgemacht. Es wird doch als Beweis reichen, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf, eigentlich eher ein Ausdruck der Verwunderung als eine Antwort auf ihre Frage, doch zwischen Ylenias Brauen grub sich eine Falte der Verärgerung. »Du glaubst also, man wird dich nicht gratis mitnehmen? Du bist ein Soldat der Liga!«
    »So läuft das nicht«, presste ich hervor. »Zumal sich jeder ein solches Abzeichen stehlen oder anfertigen lassen könnte. In Elvar stehen die Dinge ein wenig anders als bei euch in der Provinz. Bei uns ist man misstrauischer.« Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und knurrte. »Bis auf die Ohren sehe ich nicht einmal wie ein echter Alve aus. Ich bezweifle, dass mich jemand erkennen würde.«
    Ylenias Kehle entwich ein grunzender Laut, vermutlich eine Mischung aus Ärger und Verzweiflung. »Dann müssen wir uns eben etwas anderes überlegen.« Sie nahm das Bündel wieder auf. »Ich suche uns hier in Brysben eine Kutsche, die uns mitnimmt. Wenn ich mir dich so betrachte, ist es vielleicht auch besser so. Du kannst kaum stehen.«
    Ich wusste nicht, ob sie beabsichtigt hatte, mich in meinem Stolz zu kränken, doch es war ihr gelungen. Als ich den Mund öffnete, um ihr zu sagen, dass sie ohne Geld auch in Brysben niemanden finden würde, der uns mitnimmt, machte sie eine harsche Handbewegung und schnitt mir das Wort ab. Hinterher ärgerte ich mich über mich selbst, weil ich mich von einer Frau derart gängeln ließ.
    Ich riss mich zusammen, schüttelte Schmerz und Schwindel ab und trottete wie ein Hund hinter Ylenia her, die kreuz und quer durch die Straßen von Brysben stapfte und sich dabei nicht ein einziges Mal nach mir umdrehte. Ich fragte mich, ob sie überhaupt wusste, wohin sie ging, wurde jedoch eines Besseren belehrt, als sie zielstrebig vor einem schmiedeeisernen Tor einer Kutschenvermietung anhielt und mir befahl, draußen zu warten. Sie sagte, sie wolle uns eine Fahrt organisieren und versicherte mir, die Inhaber würden sie und ihre ehemalige Herrin aus Denfolk gut kennen. Wenn wir Glück hatten, würden sie die Rechnung zum Anwesen des Lords senden und nicht weiter nachfragen. Ich fühlte mich zu schwach, um meine Bedenken zu äußern. Ich wunderte mich mittlerweile nicht einmal mehr über Ylenias sonderbares Verhalten.
    Als sie das quietschende Tor öffnete und erhobenen Hauptes über den Hof zum Haupthaus stolzierte, ließ ich mich am Tor hinunterrutschen und lehnte mich mit der Schulter gegen die eisernen Verstrebungen. Pferde wieherten, und der Geruch von Stroh und Mist wehte zu mir herüber. Im Hof standen zwei Kutschen, eine prächtiger als die andere. Sie hätten König Castios mit

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