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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Meine vollkommene Talentlosigkeit schmerzte in meiner vom Perfektionismus geschundenen Seele. Ich entschied, Ylenias Bissigkeit mit Schweigsamkeit zu begegnen. Sollte sie ihren Triumph genießen.
    Ylenia schnaubte, sagte jedoch nichts mehr. Ich gönnte ihr den Glauben, mich mundtot gemacht zu haben. Wenn sie bei Hofe tatsächlich Arbeit fand, würde man ihr früher oder später das schlechte Benehmen austreiben.
    Wir warteten noch eine geschlagene Stunde auf die Rückkehr des Kutschers, der uns nach Elvar bringen sollte. Es war bereits nach Mittag. Ylenia behauptete steif und fest, eine schnelle Kutsche könnte uns binnen eines Tages in die Hauptstadt bringen. Mein geografisches Gedächtnis ließ zu wünschen übrig, deshalb kommentierte ich ihre Aussage lediglich mit einem Kopfnicken.
    Das kleine und wendige Gespann ließ sich nicht vergleichen mit den anderen prunkvollen Fahrzeugen des Mietstalls. Der Kutscher, ein durchschnittlich aussehender Mann mittleren Alters, lenkte die Pferde in die Mitte des Hofes. Sie machten einen gut genährten und gesunden Eindruck. Der Mann sprang vom Bock und machte einen Schritt auf uns zu. »Kann ich Ihnen helfen, Ma’am?«
    Ylenia klimperte mit den Wimpern und strich über den Rock ihres Kleids. Seltsam, wie schnell sie vom Biest zur Dame umschalten konnte. »Man hat uns gesagt, Sie würden uns nach Elvar fahren. Wir haben hier auf Sie gewartet und uns die Beine derweil in den Bauch gestanden.« Ihr anklagender Tonfall trieb mir die Schamesröte ins Gesicht. Ylenia hatte uns eine Freifahrt organisiert und erdreistete sich nun, sich über die Verzögerung zu beschweren.
    »Ich habe nicht gewusst, dass heute noch ein weiterer Auftrag auf mich warten würde. Entschuldigen Sie mich für einen Moment.« Er nickte uns nacheinander zu, wandte sich ab und verschwand im Haupthaus.
    »Hast du den Verstand verloren?«, zischte ich Ylenia an.
    »Keineswegs.« Sie streckte die Unterlippe hervor und legte den Kopf in den Nacken. Damit gab sie mir mehr als deutlich zu verstehen, nicht weiter diskutieren zu wollen. Arrogantes Biest.
    Der Kutscher kehrte wenige Minuten später zurück. Er sah nicht glücklich darüber aus, heute noch eine weite Reise antreten zu müssen, doch er rang sich ein geschäftsmäßig freundliches Lächeln ab und half uns, das Gepäck zu verstauen. Ich fragte mich, ob sein Vorgesetzter ihm gesagt hatte, dass wir kein Geld für die weite Fahrt zahlten. Ich schämte mich in Grund und Boden, war zugleich jedoch froh und erleichtert, den Rest der Strecke im sitzenden Zustand zurücklegen zu können. Vielleicht würde der Besitzer des Mietstalls die Rechnung tatsächlich nach Denfolk schicken, weil er Ylenia als die Zofe einer reichen Hofdame erkannt hatte. Ich tröstete mich mit diesem Gedanken. Andererseits wüsste man in Denfolk somit Bescheid, wohin wir reisten. Ob das eine kluge Idee gewesen war? Sicherlich suchte man fieberhaft nach uns. Ich schluckte meine Bedenken hinunter. Wenn es uns gelang, den Palast zu erreichen, wären wir vorerst in Sicherheit. Selbst wenn Lord Awbreed erfuhr, wo wir uns versteckten – die Stimmung im Land konnte ohnehin kaum schlimmer werden. Der Lord hatte dem König mit seinem Angriff auf den Palast öffentlich den Krieg erklärt.
    Ehe ich mich versah, rumpelte die kleine Kutsche die Straßen von Brysben hinunter. Der Kutscher, der sich uns mit Mr. Beaver vorstellte, ließ die Peitschen knallen und trieb die Pferde zu einem schnellen Trab an. Er war fest entschlossen, die ganze Strecke an einem Stück zurückzulegen. Lediglich bis an den Stadtrand von Elvar wollte er uns bringen, den wir in der Nacht erreichen müssten. Er behauptete, keinen Fuß in diese verpestete Stadt setzen zu wollen, erst recht nicht in solch unruhigen Zeiten. Ylenia hatte zähneknirschend zugestimmt. Was wäre uns auch anderes übrig geblieben? Ich war froh, überhaupt bequem reisen zu dürfen.
    Die Fahrt gestaltete sich langweilig und gleichförmig, mehr als einmal döste ich ein, nur um kurze Zeit später vom Geschaukel und Gepolter, das den Schmerz in meinem Kopf wieder aufflammen ließ, aus dem Schlaf gerissen zu werden. Mittlerweile hatten wir das Stadtgebiet verlassen. Es ging immer geradeaus an Feldern und Wiesen vorbei. Ich biss die Zähne zusammen und fasste mir an den pochenden Hinterkopf. »Wir hätten den Zug oder ein motorisiertes Gefährt nehmen sollen. Du hättest am Bahnsteig um eine Fahrt betteln können.« Es hatte ein Spaß sein sollen, aber Ylenia

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