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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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allmählich gegen euch wettern. Die Zustände sind unerträglich.«
    Ich vermutete, dass sie mir eine Reaktion entlocken wollte, doch den Gefallen tat ich ihr nicht. Nach einer Pause wechselte sie das Thema. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie unangenehm es war, als Jonah unsere Namen in seine Gästeliste eintragen wollte. Ich hatte ihm erzählt, du seiest ein guter Bekannter, und ich konnte ihm nicht einmal deinen Namen nennen. Ich habe dich spontan Evan getauft, ist das in Ordnung für dich?«
    »Habe ich eine andere Wahl?« Die Unterhaltung brachte mich allmählich an die Grenzen meiner Geduld. Ylenia verhielt sich seltsam, sie verwirrte mich. Ich wollte nichts mit einer Dame zu tun haben, die in meinen Augen keine Dame war. Sie animierte mich zum Nachdenken, und ich hasste es, mein festgefahrenes Weltbild infrage stellen zu müssen. Ich hatte es mir darin bequem gemacht, und so sollte es bleiben. Chaos in meinem Kopf war für mich noch weniger erträglich als solches in meiner Umgebung.
    »Wie lautet dein richtiger Name?«, fragte sie in anklagendem Tonfall. »Ich denke, als deine Retterin habe ich ein Recht darauf, ihn zu erfahren, oder?«
    »Fynrizz. Mein Name ist kein Geheimnis.« Ich stopfte mir das Kissen unter den Kopf, ein wenig harscher als nötig.
    »Das ist ein seltsamer Name. Und wie lautet dein Familienname?«
    »Ich habe keinen Familiennamen.«
    »Ach ja, ihr Weißen Schatten müsst ihn aufgeben, ich vergaß.«
    »Weiße Schatten?« Den Begriff hörte ich zum ersten Mal.
    »Die Leute geben euch allerhand Namen. Farblose Diener, Eiskalte Waffenbrüder, Königspudel … Diejenigen, die euch wohlgesonnen sind, bezeichnen euch manchmal auch als Die Erben des Lichts .«
    Ich hatte nie darüber nachgedacht, was das Volk über die Liga sagte und welche Meinung es sich über sie bildete. Meine Perspektive war zu eingeschränkt. Wieder einmal löste Ylenia in meinem Kopf eine Kaskade neuer verhasster Denkanstöße aus.
    Eine Weile starrte ich nur auf den Zipfel meiner Bettdecke und nestelte am Ärmel meines Hemdes herum. Wie ein Blitz schoss mir der Gedanke in den Kopf, dass es mir jemand angezogen haben musste, während ich geschlafen hatte. Ich tastete unter der Bettdecke nach meinen Beinen. Ich trug eine Hose aus derbem Leinenstoff, die mir gänzlich unbekannt vorkam. Ein Schwall heißen Blutes stieg mir in den Kopf.
    »Hast du mich angekleidet?«
    Ylenia, die sich damit beschäftigte, in der Pappschachtel von Eddison & Gable herumzuwühlen, zuckte vor Schreck zusammen. Sie wandte mir den Kopf zu. »Nein, das war Mona.«
    »Mona?«
    »Jonahs Frau.«
    Der Gedanke, dass eine wildfremde Dame, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte, mir eine Hose über den Hintern gezogen hatte, behagte mir noch weniger. Ich wäre vor Scham am liebsten in der Matratze versunken.
    »Stell dich nicht so kindisch an«, sagte Ylenia. »Sei froh, dass du hier bist und nicht mehr im Verlies des Lords.«
    Ich musste ihr widerwillig zustimmen. »Ich bin dir etwas schuldig.«
    Ylenia machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sei nicht albern. Glaubst du, ich habe dich aus reinster Nächstenliebe gerettet?«
    »Weshalb dann?«
    »Ich verspreche mir davon eine neue Arbeit.«
    Aha. So standen die Dinge also. »Und du glaubst, wenn du mich zurückbringst, stellt dich der König in seine Dienste?«
    »Wäre doch möglich, oder?«
    »Weshalb ist dir eine neue Arbeit so wichtig? Du riskierst dafür Kopf und Kragen, befreist mich aus einem Kerker, fälschst Papiere und gibst eine Menge Geld für diese Herberge aus. Lord Awbreed muss ein grausamer Arbeitgeber gewesen sein.«
    Ylenias Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass sich eine kleine Falte auf ihrer Stirn bildete. Ich hatte dieses Verhalten schon öfter bei ihr beobachtet.
    »Ich hatte meine Gründe.« Sie warf den Kopf in den Nacken. »Meine Herrin hat mich nicht gut behandelt.«
    »Deinem Geldbeutel nach zu urteilen muss deine Herrin dich zumindest gut bezahlt haben.«
    »Ich habe das Geld von ihr gestohlen. Glaubst du, ich könnte mir sonst diese tolle Mode leisten?« Sie zog ein dunkelblaues Kleid aus feinem Brokatstoff aus der Pappschachtel. »Dafür habe ich das Pferd eingetauscht.«
    Der Schreck hätte nicht größer sein können, wenn mir jemand offenbart hätte, meine leibliche Mutter wäre eine Zyklopenfrau gewesen. »Du hast was ?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    »Du hast so viel Geld für einen Fetzen Stoff ausgegeben? Wie sollen wir denn jetzt

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