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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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weiterreisen?«
    »Nun beruhig dich«, beschwichtigte sie mich. »Ich muss doch passend gekleidet sein, wenn ich vor den König trete. Ich habe gehört, die Frauen in Elvar kleiden sich gern extravagant und nach der neuesten Mode.«
    Wenn ich nicht so schwach gewesen wäre, hätte ich wohl die Beherrschung verloren, wäre aus dem Bett gesprungen und hätte irgendetwas zerschlagen. »Die Frauen in Elvar sind vor allem eines: zurückhaltend und höflich«, zischte ich durch meine zusammengepressten Zähne. »Wenn du dort tatsächlich bleiben willst, solltest du dir andere Manieren zulegen. Du wirst dich ein wenig anpassen müssen, wenn du die ernste Absicht hegst, dich bei Hofe als Angestellte zu verdingen.«
    Ylenia blies die Wangen auf und ließ die Luft langsam entweichen. Ich wertete es als Zeichen der Ablehnung, obwohl mir dieses Gebaren fremd war.
    »Von Emanzipation hat noch niemand in Elvar etwas gehört, oder? Nun ja, damit muss ich wohl leben. Ihr Alven habt ziemlich verstaubte Ansichten.«
    »Die sich allerdings bewährt haben.«
    »Ha!« Sie schob geräuschvoll den Stuhl zurück und ging zur Tür, wo sie sich noch einmal zu mir umwandte. »Wenn du etwas brauchst, sage es Jonah. Schließlich bezahle ich viel Geld für deine Pflege.« Sie warf den Kopf herum und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    Ylenia überraschte mich auch in den folgenden Tagen mit allerhand Eigenheiten. Sie kam und ging, wann sie wollte und brachte so manches Mal seltsame Dinge aus der Stadt mit. Nur ungern erinnere ich mich an das »Zauberamulett« gegen meine Kopfschmerzen, das ihr aus der Hand rutschte und passenderweise genau gegen meinen Schädel prallte – unnötig zu erwähnen, dass es nichts gegen meine Kopfschmerzen ausrichtete.
    Manchmal kam sie, um das Zimmer mit frischen Blumen zu dekorieren, die sie – wie ich vermute – aus irgendeinem Garten gestohlen hatte. Ich wusste nie, wo sie sich herumtrieb, oft besuchte sie mich nur einmal am Tag, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Jonah hatte ich indes eine Menge zu verdanken. Wenn er nicht regelmäßig nach mir gesehen, mir zu trinken und zu essen gegeben oder meinen Nachttopf ausgeleert hätte, wie peinlich, wäre ich vermutlich elendig in meinem Herbergsbett verendet. Für Ylenia schien ein schlechtes Gewissen etwas zu sein, das sie nur vom Hörensagen kannte. Sie gab selten klare Antworten und schaffte es immer wieder, dass ich mir dumm vorkam. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihr.

Kapitel 7
    Rückkehr

    Drei Wochen hütete ich das Bett, während derer meine einzige Abwechslung aus den kurzen Besuchen des schweigsamen Jonah und den sporadischen Begegnungen mit Ylenia bestand. Langeweile wurde zu meinem ständigen Begleiter, sie trieb mich beinahe in den Wahnsinn. Kaum zu glauben, wie anstrengend Müßiggang sein kann. Lieber hätte ich jeden Tag acht Stunden Sport getrieben oder Kampfübungen gemacht. Ich hätte alles lieber getan, als in meinem Bett zu liegen und die Decke anzustarren. Manchmal öffnete Jonah oder seine Frau Mona ein Fenster, sodass ich die Geräusche von der Straße auffing. Mona sprach ebenso wenig wie ihr Mann. Eine rundliche Frau mit schütterem dunklem Haar, die bei jeder Bewegung schnaufte. Jedes Mal, wenn ich daran dachte, dass sie mich unbekleidet gesehen hatte, rebellierte mein Magen.
    Nach den drei Wochen fühlte ich mich endlich wieder kräftig genug, um auf eigenen Füßen zu stehen, mich zu waschen und im Zimmer umherzulaufen. Mein gebrochener Arm juckte erbärmlich unter der Schiene, aber zumindest schmerzte er nicht mehr. Meine Knie zitterten, wenn ich mehr als fünf Schritte lief, was mich ärgerte und mir Tränen der Wut in die Augen trieb. Jahrelanges Konditions- und Krafttraining – innerhalb von wenigen Wochen zunichtegemacht. Wie ungerecht. Wenn der Ärger mich so weit brachte, ihn an den Möbeln im Zimmer auszulassen, ermahnte ich mich zur Ruhe. Immerhin lebte ich noch. Meine Gedanken flogen zu Ivnin, der weniger Glück gehabt hatte als ich, doch der Schmerz über seinen Verlust ließ bereits deutlich nach. Ich trauerte nie lange. Trauerte ich überhaupt? Oder redete ich mir lediglich ein, ich müsste traurig und bestürzt sein, weil es sich nun einmal so gehörte? Ich stieß den Gedanken beiseite.
    Norrizz sah ich in der Zeit meiner Genesung nicht mehr, dabei hatte unser letztes Gespräch unbefriedigend geendet. Zum ersten Mal hatte ich mich mit ihm unterhalten, ohne dass er mich zum Narren hielt oder mir

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