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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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ein Mensch war, oder darauf, dass ich Soldat der Liga war und keine Zeit für Liebesbeziehungen haben durfte, oder ob etwas anderes hinter ihren Worten steckte.
    »Du hast deine Pflichten schon einmal vernachlässigt«, gab ich zu bedenken, »als du deine Herrin verraten und mich aus dem Kerker befreit hast.« Es war das Dümmste, das ich darauf hätte erwidern können.
    »Habe ich meine Pflichten tatsächlich vernachlässigt, oder habe ich sie am Ende womöglich erfüllt?« Ein undeutbares Lächeln huschte über ihre Züge. Sie strich mir mit der behandschuhten kleinen Hand über die Wange, bevor sie sich abwandte und den Rückweg antrat, ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen.
    Sie ließ mich mit meinen Gedanken allein. Eine ungewisse Zeit stand ich bewegungslos da und starrte auf das Automobil, ohne es wirklich zu sehen. Ich war derart in mich gekehrt, dass ich nicht einmal bemerkte, wie die Sonne hinter den Zinnen des Palastes versank und die Welt in mystisches Zwielicht tauchte. Erst als ich hinter mir erneut knirschende Schritte vernahm, erwachte ich aus meiner Paralyse. Meine Füße fühlten sich taub an und den Kragen meines Umhangs spickten gefrorene Tröpfchen, vermutlich meine Atemluft, die zwischen den Pelzfasern gefror. Ich wollte schnell herumfahren, doch mein gesamter Körper war steif. In unendlicher Langsamkeit drehte ich mich um.
    Ein Mann kam mit festen Schritten und erhobenem Haupt den Kiesweg herab. Er trug einen schwarzen Hut und einen ebenso dunklen Wintermantel. Selbst in der einsetzenden Dunkelheit konnte ich ihn dank meiner hervorragenden Sehkraft gut erkennen.
    In einer Hand schwang der Mann einen Gehstock, an dessen Griff ein faustgroßer Edelstein aufblitzte, wohl eher ein Statussymbol als eine Gehhilfe. Als er näher kam, sah ich, dass er einen sorgfältig gezwirbelten Schnurrbart trug. Sein Haar war blond und dicht wie das aller Alven, mit Ausnahme von mir natürlich.
    Er nickte zur Begrüßung, als er neben mich trat und mit einem verzückten Seufzer das Automobil betrachtete, als sehe er es heute zum ersten Mal.
    »Das ist wundervoll, nicht wahr?« Seine Augen funkelten voll Euphorie.
    »Es ist doch nur ein Automobil«, brummte ich teilnahmslos. Meine Stimme war vom langen Schweigen belegt, ich räusperte mich. »Ein Automobil mit einem nutzlosen Flugantrieb«, fügte ich hinzu, kaum bemüht, meine Enttäuschung zu verbergen.
    Der Mann wandte mir den Kopf zu und hob die Augenbrauen. Er bedachte mich mit einem Blick, als hielte er mich für einen Banausen. »Interessieren Sie sich für Autos? Dies hier ist ein Meilenstein der Technik!«
    »Ja, aber dennoch hätte ich mehr von den Künsten der Ingenieure des Südens erwartet. Die Konstruktion ist schon im Ansatz fehlerhaft.«
    Der feine Herr machte einen Schritt auf das Auto zu und strich rasch, fast eifersüchtig, über den Dampfkessel. »Sie haben es doch hoffentlich nicht angefasst!«
    »Nein. Und selbst wenn, hätte ich es kaum schlimmer machen können. Schon die Form würde einen ruhigen Flug nicht zulassen, falls es sich überhaupt je vom Boden lösen wird. Der Luftwiderstand ist zu groß und die verarbeiteten Metalle zu schwer. Außerdem ist der Kessel zu klein, um den nötigen Druck zu erzeugen.«
    Der Mann verengte die Augen und sah mich einen Moment an, als müsste er angestrengt nachdenken. »Sie sind Fynrizz, nicht wahr?«
    Seine direkte Ansprache verwirrte mich. Ich nickte nur.
    »Ich bin Mr. Tesmer, freut mich, Sie kennenzulernen.« Er streckte mir seine behandschuhte Hand entgegen. Ich erwiderte seinen festen Händedruck. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie nicht erkannt habe. Sie sehen gar nicht aus wie ein … nun ja …«
    »Wie ein was? Ein Alve? Ein Soldat?« Es war unhöflich, dennoch schnitt ich ihm das Wort ab. Ich war derlei Anspielungen einfach überdrüssig. Er musste gemerkt haben, dass mich seine Äußerung kränkte, denn er machte eine beschwichtigende Geste und verzog den Mund zu einem entschuldigenden Lächeln. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört.« Er versuchte augenscheinlich, die Situation zu entschärfen.
    Ich aber nicht von Ihnen , hätte ich am liebsten angefügt, schwieg jedoch. Stattdessen sah ich ihn nur teilnahmslos an. Vielleicht erwartete er eine erstaunte Reaktion, weil mein Name bis zu ihm vorgedrungen war, doch diesen Gefallen tat ich ihm nicht.
    Tesmer nickte mir zu und schickte sich an, auf den Fahrersitz der Fehlkonstruktion zu klettern. »Ich habe noch einen weiten Weg vor mir. Es

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