Fyn - Erben des Lichts
bedeutenderen zutraut.« Jetzt war es also heraus. Das erste Mal, dass ich den Umstand auch vor mir selbst zugab.
»Was wäre denn eine bedeutende Aufgabe für dich?« Sie sah mich mit einem Blick an, der von ehrlichem Interesse zeugte. Ylenia besaß die Fähigkeit, einem Dinge zu entlocken, über die man nicht sprechen wollte. Ich hasste und liebte sie dafür.
»Ich habe wochenlang mit Waffen trainiert, nun möchte ich meine Fertigkeiten endlich einmal unter Beweis stellen. So habe ich mir das Leben als Soldat nicht vorgestellt. Es langweilt mich.«
Ylenia scharrte mit der Fußspitze im Schnee und biss sich auf die Unterlippe. »Sprichst du vom Krieg? Möchtest du mitmachen?«, fragte sie nach einer Pause.
»Vielleicht.«
Sie sah mich tadelnd an. »Gib Acht, was du dir wünschst, denn es könnte in Erfüllung gehen. Du wirst noch eine wichtige Rolle spielen, dessen bin ich mir sicher.«
Der Ernst in ihrer Stimme machte mich für den Moment sprachlos. Als die Stille zwischen uns das Thema beendete, fragte ich: »Weshalb bist du hergekommen? Sicher nicht, um mir eine glorreiche Zukunft zu prophezeien.«
Ylenia schüttelte den Kopf. »Ich hatte den Eindruck, dir hat es nicht gepasst, dass ich mich heute Mittag mit Yeshard unterhalten habe.«
»Mir ist total egal, was du tust.« Mein Tonfall war der eines Mannes, der mit übertriebenem Dementi versucht, den Verdacht von sich abzulenken, sich dadurch jedoch erst recht verriet.
»Mir ist aber nicht egal, was du von mir denkst.«
Unsere Blicke trafen sich, und ihre grünen Augen sahen mich erwartungsvoll an. Sie verzog das Gesicht zu einem Lächeln, Grübchen bildeten sich auf ihren Wangen. Eine braune Locke lugte vorwitzig unter ihrer Wollmütze hervor. Ich sah sie wortlos an. Wenn ich nicht bald etwas erwiderte, würde sie es womöglich als Entschuldigung deuten, dabei war ich noch immer wütend.
»Was haben Yeshard und du im Techniklager verloren?«, fragte ich schließlich, auch wenn ich damit zugab, dass es mir doch nicht egal war.
»Wir verstehen uns gut, weiter nichts. Ich habe etwas gesucht, und er hat mir dabei geholfen, es zu finden.«
Solange er nichts gesucht hat, das sich unter deinem Kleid befindet . Die Worte lagen mir auf der Zunge, aber ich hielt mich zurück. »Yeshard ist ein Sonderling, niemand mag ihn. Seit dem missglückten Attentat misstraut ihm jeder, und ich sowieso.«
Ylenia blies die Wangen auf. »Er ist unschuldig.« Empörung sprach aus ihr.
Ich zuckte die Achseln. Natürlich hatte man nach dem Angriff im letzten Sommer Nachforschungen darüber angestellt, wie die Sprengsätze, die die Mauer zerstört hatten, in den Palast gelangt waren.
Man fand heraus, dass sie in den hässlichen Vasen versteckt waren, die ein Lord des Nordens dem König anlässlich seines Geburtstages gesandt hatte. Yeshard hatte die Vasen als Letzter berührt. Natürlich mutmaßte man nur über seine Beteiligung an dem Attentat, doch es erregte allgemeines Misstrauen. Yeshard war während des Angriffs unauffindbar und hatte augenscheinlich keinen Schaden davongetragen.
Ich wusste nicht, ob Ylenia von den Gerüchten gehört hatte.
Sie ließ das Thema ruhen. »Ich finde es rührend, wie du dich um mein Wohlergehen sorgst, aber Yeshard stellt für mich sicherlich keine Gefahr dar«, sagte sie stattdessen, während sie mir freundschaftlich in die Seite knuffte. Sie trat einen Schritt näher auf mich zu, sodass ihr Gesicht dicht neben meinem war. Ich atmete ihren Duft ein, eine Mischung aus Kochgerüchen und Jasmin. »Bist du etwa eifersüchtig?«, flüsterte sie mir ins Ohr. Ihr amüsiertes Kichern versetzte mich in Rage.
»Bilde dir bloß nicht ein, ich interessiere mich für dein Liebesleben«, stieß ich ein wenig zu aggressiv hervor, sodass mein Tonfall den Inhalt meiner Worte Lügen strafte.
Ylenia trat einen Schritt zur Seite. Anstatt ihrer Körperwärme umgab mich wieder die eisige Luft des Winternachmittags.
»Das muss dir nicht peinlich sein, Fyn.« Ein Grinsen trat in ihr Gesicht. Es trieb mich an den Rand meiner Selbstbeherrschung. »Ich mag dich doch auch.« Sie senkte den Blick. »Aber weder du noch ich dürfen vergessen, wer wir sind.« Sie klang plötzlich so ernst, dass es mir einen Schauder über den Rücken jagte. Als sie den Kopf hob, las ich Schmerz und Resignation in ihren Augen. »Wir müssen alle an unsere Pflichten denken und tun, was getan werden muss.«
Ich war mir nicht sicher, ob sie darauf anspielte, dass ich ein Alve und sie
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