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Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fricke
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wusste und Mama uns kein Einhalt gebot, war alles in bester Ordnung.  
     
     
    Kapitel 4
     
     
     
     
     
    Ein Verbündeter?
    Frühjahr 2012
    Ich schlich mich beim ersten Sonnenstrahl davon. Es hatte tatsächlich erst früh am Morgen aufgehört zu regnen.
    Zweiundsiebzig schlief noch. Ich ließ das Schaf nur ungern zurück. Was da alles passieren konnte! Die Wiese war zwar verlassen und nur selten verirrten sich wilde Tiere dorthin, Wenn überhaupt nur Rehe und Kleintiere, aber ich hatte trotzdem Angst um das Schaf. Es wirkte so zerbrechlich. Doch ich musste nach Hause, bevor jemand merkte, dass ich mich in der Nacht draußen herumgetrieben hatte.  
    Bei Tageslicht sah die Welt übrigens noch mal anders aus, als im Dunkeln. Die Welt sah so verzerrt aus, die Farben so anders, nicht mit menschlichen Worten zu beschreiben. Zwar hatte ich hier und da Defizite (ich sah kein Rot und Grün, was mir erst nach reichlichen Überlegungen auffiel) aber diese Defizite konnte ich nicht nur durch andere Sinneseindrücke überbrücken, sie erlaubten mir sogar meinen Blick für das Wesentliche zu schärfen. Natürlich das wölfische Wesentliche. Um sich ein passendes Ballkleid auszusuchen, war mein neuer Blick nicht gerade praktisch.  
    Mein Elternhaus wirkte auf mich seltsam befremdlich, als ich frontal auf die Vordertür zulief.
    Ich wusste schon seit ich meine Gabe einsetzten konnte, dass unser Haus wolfsfreundlich eingerichtet war. Dazu gehörte auch die Kippschaltung an der Hintertür, sodass man sie öffnen konnte, ohne die Klinke zu drücken.
    Das Haus war schon über Generationen im Besitz der Geisterwolffamilie. Immer von der Mutter an die ältere Tochter weiter gegeben. Eines Tages könnte ich hier mit Jasper meine Kinder aufziehen, wenn er es denn auch so wollte.
    Mein Herz schlug schnell, als ich heimlich durch die Wohnung huschte. Dieses Mal ignorierte unsere Hündin mich, als wäre es das Normalste der Welt, dass sich ein Wolf durch die Wohnung stahl.
    Als ich meine ehemalige Kinderzimmertür erreicht hatte - wo Jasper und ich zurzeit schliefen - verwandelte ich mich wieder zurück. Ich versuchte der Tür kein Knarren zu entlocken, was schwieriger war, als ich dachte, da meine Finger vor Aufregung zitterten. Jasper schlief noch, Glück gehabt, es wäre schwierig gewesen, das zu erklären.  
    Die langsam aufgehende Sonne drang durch vier oder fünf Spalten der Jalousie in mein Zimmer. Noch vor eineinhalb Jahren standen hier mein Bett, mein Fernseher und mein Schreibtisch mit einem Computer, auf dem ich online in fantastische Welten eintauchte.  
    Doch nun stand hier die ausrangierte Kommode meiner Großmutter und der kaputte Balkontisch, eine Dachlawine hatte ihm den Garaus gemacht. Dennoch konnte man viele Spuren des Teenagers erkennen, der hier seine Jugend verbracht hatte. Sogar ein altes Johnny Depp Poster hing noch an der Wand. Ein sehr geschmackvolles so nebenbei bemerkt. Ein leises Murmeln weckte mich aus meinen Erinnerungen. 
    "Fynia… Was machst du denn…?“ Seine Stimme klang knatschig, wie immer wenn ihn etwas vor der Zeit weckte.
    "Ich war kurz auf Klo…", flüsterte ich zurück und drückte die Tür betont leise ins Schloss.
    "Hmhm…" Jasper drehte sich auf die andere Seite und schlief weiter.
    Wenn er wieder aufwachte, würde er sich nicht einmal daran erinnern, dass das gerade passiert war. Er sprach sogar manchmal im Schlaf über seine Arbeit im Rechenzentrum oder seine Doktorarbeit.
    Meine Augen ruhten auf seinem Gesicht. Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Seine Stirn, die sonst ständig in Falten lag, war glatt. Sein halblanges, dunkelbraunes, fast schwarzes Haar schien sich kaum merklich zu bewegen. Hm, es sah strähnig aus, er würde morgen bestimmt noch vor dem Frühstück duschen.
    Ich tappte auf unser provisorisches Lager aus zwei Matratzen zu. Bevor ich jedoch die Augen schloss, fuhr ich mit zwei Fingern über Jaspers Wange. Seit wir uns kannten, trug er einen Bart. Halb wild und halb gebändigt glänzte er in den schönsten Brauntönen. Die Koteletten waren eher dunkel gefärbt, während sein Kinnhaar, welches kräftig wuchs, aber jeden Tag getrimmt wurde, einen stielvollen Blaustich aufwiesen.
    Ein hübscher Bursche, eine Ecke älter als ich und von manchen als Nerd verschrien. Gerade das gefiel mir.
    "Gegen diesen Freak soll ich dich eintauschen? Niemals…", hauchte ich kaum hörbar in sein Ohr. Er zuckte nur kurz zusammen und unternahm träumend den Versuch mich zu

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