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Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fricke
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gebildet. 
    „Das ist aber... interessant. Woher…?“ Doch ich konnte meine Frage nicht zu Ende stellen. 
    „Einen Moment… hier…“ Der Mann hatte sich schnell umgedreht, war mit dem Finger diverse Buchrücken entlang gefahren und griff dann zielsicher nach einem dünnen Heftchen.
    „Das ist eine Zusammenfassung der alten Schrift und Sprache der Kurenai. Du findest hier Anlaut- und Silbentabellen, das Alphabet und Übersetzungen in unsere heutige Sprache.“ Er reichte es mir und ich nahm es ohne Widerworte.
    „Danke…“, murmelte ich.
    „Nichts zu danken, junge Frau. Viel Erfolg noch bei den Nachforschungen…“ Der Mann wandte sich ab und ging mit würdevollen Schritten weiter durch die Gänge.
    Ich starrte auf das Heftchen. Als Autor war ein Mann namens Thomas Moch angegeben. Ich zuckte mit den Schultern, wie um mir selbst zu bestätigen, dass es ja nicht schaden konnte und blätterte darin herum.
    Ich fand in der Tat eine Tabelle, mit der sich einzelne Silben übersetzen ließen. Neugierig geworden begann ich in dem Yilupingan zu lesen. Die Überschriften waren in einer alten Sprache geschrieben. Dort kam die Tabelle aus dem Heft zum Einsatz, während die Texte an sich in Deutsch verfasst waren.
    Das Yilupingan ist der große Reisebericht des Clans der Kurenai. Bei diesem Werk handelt es sich um eine Übersetzung für den Unterricht in den ersten Jahren.
    Das waren die Einleitenden Worte. Unter ihnen befand sich abermals das Logo vom Buchcover und darunter stand das Wort Biaoqian. Ich schlug sofort die Bedeutung nach. Es handelte sich hierbei um den Namen unseres Symbols. Ich wusste nicht Mal, dass es einen Namen hatte und er bedeutete so viel wie Schild oder Schutzschild. 
    In dem Text unter dem Symbol fand ich auch eine Erklärung. In der Zeit der Großen Reise hatten die Krieger unseres Clans dieses Symbol auf ihren Schilden getragen. So wurde es über die Jahre zum Erkennungszeichen der Kurenai.
    Ich legte das Buch vor mich auf den Tisch und atmete tief ein. Der Geruch des alten Buches kitzelte mich im Rachen. Wieso war das alles nicht in unseren Lernbüchern enthalten?
    Verwirrt betrachtete ich die Seiten des Buches genauer. Ich legte einen Finger zwischen die Seiten und klappte es zu. Zuerst sah es aus wie ein altes Buch, doch dann stellte ich fest, dass die Registrierungsnummer am Buchrücken fehlte. 
    Verstohlen sah ich mich um. War das Buch gar nicht in der Kartei? Da ich den Bibliothekar nicht entdecken konnte, rückte ich zwei Plätze nach rechts. Hier stand ein Computer, in dem man nachgucken konnte, in welchen Regalreihen sich das gesuchte Buch befand. Ich tippte ‚Yilupingan’ in das Suchfeld ein und drückte auf Enter. Eine blaue Uhr mit wirbelnden Zeigern sagte mir, dass der Computer nach Übereinstimmungen suchte. Aufregung und ein Verdacht machte sich in mir breit. Mein Verdacht wurde bestätigt, als mir die Suchmaschine ‚keine Treffer gefunden’ ausspuckte. 
    Möglichst unauffällig rückte ich wieder zwei Plätze nach links vor das mysteriöse Buch. Ob ich es mitnehmen sollte? Eigentlich war ich ein gesetzestreuer Mensch.
    Verstohlen steckte ich das Buch blitzschnell in meinen Rucksack, das Übersetzungsheftchen direkt dazu und stahl mich unbemerkt aus den Räumen des Archivs.  
    Ich wunderte mich, dass ich den Bibliothekar nicht mehr sah, aber ich wollte auch nicht mein Glück auf die Probe stellen. Als ich weit genug gelaufen war und fast am Erdbeerstand angekommen, ließ ich mich auf dem Gehweg nieder.  
    Ich schlug das alte Buch erneut auf und las weiter.
    Zuerst entzifferte ich die Überschriften. Einige waren mir bekannt, andere gänzlich neu. Ich fand alte Kindergeschichten wieder, in denen Menschen auf Reisen gingen und Abenteuer wurden überstanden. Das waren die alten Märchen, die kannte jeder hier. Neu waren mir die Geschichten von einem Krieg und einer Spaltung des Clans. 
    Ich erinnerte mich an Zweiundsiebzigs Worte. Ja das muss ein vergessener Teil der Geschichte sein. Ich fragte mich nur, wieso noch keiner vor mir diesen kleinen Schatz gefunden hatte.
    Interessiert blätterte ich weiter die Überschriften durch. In einem Extrakapitel wurden die Feste beschrieben: Geburtstag, Hochzeit, Beerdigungszeremonien. Auch einen Absatz über den Erhalt der Bestimmung fand ich. 
    Heute hatte dieser Tag keinen Namen mehr, aber früher hieß er Shili. Dieser Tag wurde zu ehren der jungen Männer und Frauen gehalten, die einen Einblick in ihre Zukunft bekommen

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