Fyrgar - Volk Des Feuers
Flammenritter machte sich sofort auf den Weg.
Aldavinur stand auf und schüttelte feuchten Sand ab. »Es ist so gut wie jede andere Möglichkeit«, sagte er zu Nefreta.
»Vielleicht besser«, meinte sie. »Ich hoffe es für uns alle.«
Bis zum Mittag hatten sie eine Öffnung in das Mauerwerk geschlagen, durch die sie hindurchkriechen konnten. Der Quellbach verlor sich im Dunkel, und es war gerade so viel Platz, dass sie am Rand des schmalen Kanals, durch den das Wasser unermüdlich hervorrauschte, entlangkriechen konnten. Kurz vor der Dunkelheit, die selbst Aldavinurs Augen nicht mehr durchdringen konnten, gelangten sie zu einem kreisrunden Wasserloch, das leichte Wellen und Blasen schlug.
»Das Wasser steigt von unten auf«, stellte Nefreta fest.
»Und wir brechen nach unten durch«, ordnete Aldavinur an. »Wir sind ganz nah, ich bin sicher.«
Niemand widersprach. Sie machten sich an die mühselige und schweißtreibende Arbeit auf engstem Raum, und dann war der Widerstand plötzlich weg, und sie gruben sich in einen weiteren Hohlraum hinein. Plötzlich brach vor ihnen ein kreisrundes Stück Boden weg und rauschte unter Getöse in die Tiefe. Kurz darauf fauchte eine Staubwolke nach oben, und sie mussten hustend ein Stück zurückweichen.
Nefreta mahnte zur Vorsicht und befahl alle aus dem engen Gang. Aldavinur als Oberbefehlshaber wurde von ihr ebenfalls ausdrücklich aufgefordert, draußen zu warten, sodass er nur wie durch ein Fenster beobachten konnte. Sie steckte zuerst eine angezündete Fackel durch das Loch und schaute dann hindurch, um sich umzusehen.
Aldavinur wartete nervös.
»Was ist denn?«, fragte er ungeduldig, als sie immer noch schwieg.
»Da unten ist ...«, setzte sie an. Ihre Stimme hatte einen seltsam hohlen Nachhall, der über das Wasserrauschen hinweg herausdrang und kalt über die Wartenden hinwegfegte.
Aldavinur bezwang mühsam seine Ungeduld.
»... Gestank«, führte Nefreta fort. »Unglaublicher Gestank aus brennenden Fischöllampen. Und ich sehe nicht weit von mir ein Fenster, und dort unten ist eine breite gepflasterte Straße, die sich weiter hinab windet, zwischen hohen Häusern hindurch.«
Einen langen Augenblick rührte sich niemand, obwohl der Hall von Nefretas Stimme inzwischen versickert war.
Dann jubelten die Flammenritter auf, umarmten sich und klopften sich gegenseitig auf die Schultern. Aldavinur stand abseits. Er war zu solch einem Gefühlsausbruch nicht in der Lage. Seine Gefährten trugen diese Gestalt schon länger als er und waren dem Tiefland und all seinen dramatischen Gefühlsäußerungen mehr angepasst. Der Mensch gewordene Flammenritter fühlte sich nicht zugehörig, er sah sich immer noch als Fyrgar der Berge, und auch wenn er mittlerweile weitgehend im Einklang war mit seiner Schandgestalt, fühlte sein Geist sich seinem verlorenen Baiku immer noch näher als dem Körper, in dem er gefangen war.
Nefreta schob sich aus dem Loch und stand auf, ihr Blick kreuzte sich mit dem seinen, und er fühlte sich ihr unendlich nah und vertraut. Sie nickte ihm zu und schickte sich an, den Hohlraum unter dem Terrassenfeld zu verlassen.
»Wir haben viel zu tun«, sagte sie.
Nun arbeiteten sie nahezu ohne Unterlass daran, einen Zugang zu Neluv zu schaffen. Bisher war nicht erkennbar, wer da unten noch lebte und die Öllampen auffüllte. Dass er ihre Anwesenheit nicht bemerkte, war ausgeschlossen bei all dem Getöse und einstürzendem Mauerwerk.
Ein weiterer Botenfalk brachte eines Vormittags Nachricht von Zuran, der nun auf dem Weg hierher war. Er meldete, dass sich alle Soldaten der Schattenweber nach Barastie zurückgezogen hätten, sodass das Heer sich inzwischen sammeln und ungehindert vorwärtsmarschieren konnte.
»Die Absicht, die dahintersteckt, ist klar«, sagte Nefreta. »Sie erwarten uns auf der anderen Seite, um die Spelzen von der Kornfrucht zu trennen und sich die einzuverleiben, die den Kampf überleben. Hier draußen besteht die Möglichkeit, dass wir dem Angriff der Schattenweber ausweichen und neue Kämpfer finden, solange das Land nicht vollständig erobert ist. Die Kämpfe würden sich lange hinziehen. In Barastie wären wir von jeglichem Nachschub abgeschnitten. Gondwin denkt sich das so: Wer ihn stellen will, muss das auf seinem eigenen Gebiet tun.«
Aldavinur stimmte ihr zu. »Gondwin wird vor allem neugierig sein, wie wir hinübergelangen wollen, um anschließend den Weg entweder selbst zu nutzen oder um ihn zu versperren. Er wird uns
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