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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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benutzten es in ihrer pervertierten Form des Kalten Kusses, doch bisher hatte er nicht darauf geachtet, weil es keinen echten Ton gehabt hatte. Aldavinur hatte dieses in Fyrgar unübersetzbare Fremdwort nie bewusst wahrgenommen, weil es nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit erklungen war.
    »Es ist ein schönes Wort«, schloss er leise. »Ich will es so oft wie möglich benutzen.«
    »Dann sag es«, forderte sie ihn auf.
    »Was soll ich sagen?«
    »Was du für mich empfindest.«
    Er sah sie an. Dachte nach. Dann sagte er aus tiefstem Herzen: »Ich liebe dich, Nefreta.«
    Ihre Augen bekamen einen besonderen Glanz, und ihre immer noch leicht spitzen Ohren zuckten als sanfte Erinnerung, wie sie sich am früheren Katzenkörper bewegt hätten. »Als ob Erenatar selbst seine ersten Worte durch dich gesprochen hätte. Reiner Klang und Glocken, schöner als jede Melodie, schöner als jeder Gesang, den ich bisher gehört habe. Selbst dort oben in den Bergen, nahe der Sphärenmusik.« Sie legte die Hand an seine Wange. »Und ich liebe dich, Aldavinur.«
    Er schloss die Augen und ließ den Nachhall auf sich wirken, hing dem vielfachen Echo in seinem Inneren nach, verzückt und verzaubert. »Ich verstehe, was du meinst.« Heftig zog er sie in seine Arme und küsste sie. »Wäre dies in unseren Bergen geschehen ...«
    »... bevor wir die Dritte Stufe betreten hätten, wären wir die vollkommenen Fyrgar gewesen. Ja. Aber vielleicht mussten wir erst diesen außerordentlich feinen Tastsinn der Fingerkuppen entwickeln, der nicht so gut ist wie ein Schnurrhaar, aber stimmungsvoller, und in diesen zerbrechlichen, nackten Körper gebannt werden, um das zu begreifen.«
    »Es ist eben immer nur ein Teil der Vollkommenheit möglich«, murmelte er. »Wir gehen durch das Feuer, um eine Stufe weiterzukommen, aber das hat seinen Preis und ist daher immer auch ein Rückschritt. Wie etwa Unsterblichkeit oder Zeugung ...«
    »Mein weiser Lehrer«, unterbrach sie leise lachend. »Was das betrifft, wirst du dich nie ändern. Aber da wir schon dabei sind, das große Wunder Liebe zu ergründen, sollten wir uns nicht nur auf das Gedankliche beschränken, findest du nicht auch?«
    Augenblicklich spürte er, wie das gesamte Blut aus seinem Kopf in seine Lenden schoss, um ihr recht zu geben. Hatte sie nicht sowieso immer recht? Und jetzt ganz besonders.
    Hastig sah Aldavinur sich um. Niemand war in der Nähe. Die Gefährten waren alle in die Stadt zurückgekehrt. Der Rappe war längst außer Sichtweite.
    Er wandte sich Nefreta zu, löste behutsam die Verschlüsse ihrer Rüstung, legte alles nacheinander ab. Er fühlte ihre wunderbare Haut, ertastete sie mit seinen empfindlichen Fingerspitzen. Für Menschen mochte das selbstverständlich sein, für ihn war es immer noch ein Wunder.
    Resimbar und Sarundi hatten wohl von Vergnügen beim Geschlechtsakt gesprochen, dem jedoch keine große Bedeutung beigemessen. Nach Efrynns Geburt hatten sie ganz damit aufgehört und waren zu ihrem gewohnten Leben zurückgekehrt, das sie vor dem Gang durch das Feuer geführt hatten. Sie hatten nie gelernt, Leidenschaft zu entwickeln, im Guten wie im Schlechten. Keinesfalls hatten sie Liebe füreinander empfunden. Wie sollte es da eine Fünfte Stufe geben?
    Lange standen Nefreta und Aldavinur Arm in Arm, fühlten einer die Nähe des anderen, streichelten sich. Tauschten Küsse. Liebten sich voller Innigkeit. Sie sprachen kaum, jetzt ging es nicht um Worte, sondern um ganz andere Klänge.
    »Ja, wir kommen Efrynn näher«, sagte Aldavinur später. »Die ganze Zeit über konnte ich ihn nicht spüren, doch das lag an mir. Nun aber habe ich mich endlich geöffnet ...«
    »Das denke ich auch«, stimmte Nefreta zu. »Was mit uns geschieht, bringt uns nicht nur einander, sondern auch allen Fyrgar näher. Erfüllt es dich mit Zuversicht?«
    »Ja, sehr.«
    Sie hoben den Kopf, als der Boden erzitterte und ein fernes Dröhnen erklang. Durch die Bäume hindurch sahen sie im letzten Licht des Tages aus westlicher Richtung eine Staubwolke nahen.
    »Zuran!«, rief Aldavinur.
    Nefreta teilte die Flammenritter in drei Gruppen ein, die das Heer durch die Stadt Neluv, Niemals-Sonne, wie Fothúm sie genannt hatte, oder auch Nicht-Licht, wie die Flammenritter dazu sagten, führen sollten, während sie mit Aldavinur vorangehen wollte. Ihnen war klar, dass den Menschen nicht wohl dabei sein würde, für längere Zeit der Sonne entsagen zu müssen, deshalb sollten sie ständig

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