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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Kittel.
    »Ein menschliches Kind!«, stieß er hervor.
    Das Kind war so erschrocken, dass das Weiße in seinen aufgerissenen Augen durch die Dämmerung leuchtete, doch es fasste sich schnell. Wie ein Regenwurm wand es sich im Arm des Mannes, trat kräftig mit den Beinen aus und biss zu.
    Aldavinur knurrte unwillig, hielt das magere Bündel von sich weg und packte es mit der anderen Hand im Genick. Ein leichter Druck auf eine Nervenbahn, und das Kind hielt still.
    »Ganz ruhig«, sagte er sanft. »Ich will dir nichts tun. Kannst du mich verstehen?«
    Er lockerte den Griff etwas, und das Kind nickte langsam.
    »Wer bist du?«
    »Lundi.«
    »Wie kommst du hierher, Lundi?«
    »Ich komme aus Nerovia, genau wie mein Papa, aber mein Papa ist tot, und Gibliwigg sorgt jetzt für mich und die anderen.«
    »Die anderen?« Aldavinur sah gerade noch, wie sich Lundis Blick veränderte, von Angst und Wut zu Triumph, und er ließ ihn los und fuhr herum.
    Er stand einer Gruppe Kinder gegenüber, angeführt von einem bleichen, mageren Wesen mit spinnenartigen Gliedmaßen und großen dunklen Augen. Früher mochte ein dichtes Haarkleid seine Haut bedeckt haben, doch heute waren die schütteren Überreste grau und räudig. Bevor Aldavinur etwas sagen konnte, schleuderte das Wesen eine brennende Fischöllampe auf ihn, die an seiner Brust zerbarst. Im Nu floss das Öl wie zäher Schleim über seinen Körper und setzte ihn in Brand.
    »Da hast du es, du verdammter Sklaventreiber!«, schrillte das bleiche Wesen, und alle Kinder jubelten, als sie sahen, wie der vermeintliche Feind in Flammen aufging. Lundi rannte an ihm vorbei.
    Aldavinur richtete sich zu seiner vollen Größe auf, sein Kopf reichte fast bis an die Decke der Höhle, und streckte die Arme aus. Er erweiterte seine Aura, damit die Kleidung keinen Schaden nahm, und betrachtete die Flammen, die stinkend und ölig an ihm hinab und wieder hinauf flossen.
    »Brenne!«, schrie das Wesen, das vermutlich Gibliwigg war. »Du wirst kein Kind mehr verschachern!«
    »Das hatte ich nicht vor«, erwiderte Aldavinur. Mit einer einzigen Bewegung löschte er das Feuer, woraufhin die Kinder und ihr Beschützer mit panischem Geschrei vor ihm zurückwichen.
    »Schon gut!«, rieferund hob beschwichtigend die Hände. »Beruhigt euch, ich bin kein Sklavenhändler, ich tue euch nichts! Ich will euch helfen.« Langsam ging er vor der Gruppe in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihnen zu sein. Gibliwigg war durch seine gekrümmte Haltung kaum größer als die Kinder.
    »Ich bin ein Fyrgar, ich komme hoch von den Bergen. Seht her.« Er drehte die Handfläche nach oben, ließ eine kleine Flamme entstehen, die die Form eines Tänzers annahm und sich anmutig auf der Hand zu einer imaginären Melodie wiegte.
    Die Kinder starrten wie gebannt darauf und flüsterten miteinander. Neugierig rückten einige von ihnen etwas näher.
    »Passt auf! Lasst euch nicht einlullen, gleich wirft er sein Netz über euch!«, warnte Gibliwigg. Er wirkte ziemlich ratlos. Das Feuer war seine einzige Waffe gewesen, ansonsten besaß er nichts zur Verteidigung.
    Aldavinur lächelte. »Ich bin kein Schattenweber, mein kluger Freund. Du bist einer von den Alten, richtig? Und wenn mich nicht alles täuscht, bist du sogar unsterblich. Nachdem ich dich so ansehe, hast du entfernte Ähnlichkeit mit einem Wipfelspringer, wie ihr einst genannt wurdet. Euer eigener Name lautet Tannvist. Wir sind also tatsächlich in Barastie, deine eigentliche Heimat dürfte nicht weit entfernt liegen.«
    Staunen breitete sich aus auf dem knochigen, blassen Gesicht Gibliwiggs. Er kam ein wenig näher und streckte die Hand nach der tanzenden Flamme aus. »Kann es sein ...«, flüsterte er. »Gibliwigg kann sich kaum mehr erinnern ... so sehr verändert hat er sich in der langen dunklen Zeit hier unten ...«
    »Ich glaube kein Wort!«, schrie Lundi. »Wir sollten ihn töten, denn er weiß jetzt, dass wir hier sind! Wir werden nie mehr Ruhe finden und sind nirgends sicher, wenn wir ihn gehen lassen!«
    Aufgeregt redeten die Kinder durcheinander, während der Tannvist verwirrt verharrte.
    Aldavinur löschte die Tänzerflamme und richtete sich auf. »Ihr werdet mich begleiten«, sagte er. »Wir werden euch in Sicherheit bringen. Kommt.«»Wir? Du bist nicht allein?«
    »Nein. Wir sind mehrere Tausend hier unten, auf dem Weg zum Sitz der Schattenweber, um diejenigen zu bestrafen, die euch das angetan haben: eure Eltern ermordet und euch in die Sklaverei verkauft.

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