Fyrgar - Volk Des Feuers
selbstsicher. Er neigte den Kopf auf dem langen Hals herab. »Wie sehr habe ich auf dich gewartet. Sieh, was aus mir geworden ist!«
»Ich sehe«, sagte Aldavinur.
»Aber was ist nur mit dir geschehen?«, fuhr Efrynn fort.
»Auch ich bin durch das Feuer gegangen«, antwortete Aldavinur. Er öffnete den Helm und nahm ihn ab. »Doch ich bin immer noch ich selbst.«
Efrynn zuckte leicht zurück, als der Blick der rotgrünen Turmalinaugen ihn traf. Er war viermal so groß wie zuvor, doch seine Ehrfurcht hatte er nicht verloren. »Es scheint so«, stellte er fest.
»Du hingegen bist nicht mehr du selbst«, setzte Aldavinur fort.
»Natürlich bin ich es! Genau diese Gestalt hast du doch erwartet, das hast du damals selbst gesagt! Meine Entwicklung deutete es bereits an. Und du hattest in allem recht, oh Meister!« Efrynn ereiferte sich immer mehr und klang beinahe wie früher. »Aus mir ist sogar etwas sehr viel Mächtigeres geworden, als du erhofft hast - ich bin der Erlöser!«
»Nicht der Erlöser der Fyrgar!«, fuhr Nefreta dazwischen.
»Nein«, bestätigte Gondwin. »Sondern der Erlöser der Schattenweber.«
»Es gibt nur einen!«, rief Aldavinur.
»Richtig.« Efrynn fletschte grinsend die Zähne. »Mich.«
Aldavinur taumelte, als habe er einen heftigen Schlag erhalten. Er bekam kaum noch Luft, seine gebrochenen Rippen brannten. »Unmöglich«, keuchte er.
Gondwin aber nickte. »Es ist die Wahrheit.«
»Nichts aus deinem Mund ist wahr ...«
»Du hast ihm nie zugehört, oh Meister«, warf Efrynn ein. »Er wollte es dir schon lange sagen. Bereits damals in den Bergen.«
»Ich v-verstehe nicht«, stotterte Nefreta erschüttert. »Lýtir war es doch, der ...«
»... in den Schlafenden Vulkan hinabstieg, richtig«, bestätigte Efrynn. »Statt des ersehnten Diamanten fand er dort unten etwas Erstaunliches. Ein uraltes Artefakt, den Splitter einer Dunklen Macht, der irgendwann einmal dorthin gelangt war. Er steckte wie ein Speer im Herzen des Vulkans. Als Lýtir ihn berührte, ging die Dunkle Macht in dem Splitter auf ihn über, und er wurde zum ersten Schattenweber, wenngleich er nur der Träger der Macht war. Der Schattenweber machte sich auf die Suche nach demjenigen, der der wahre Träger werden sollte - dem Erlöser.«
»Und so sind wir uns begegnet«, setzte Gondwin fort. »Ich war ebenso auf der Suche, und zwar nach einer neuen Heimat für mein Volk, die Krahim. Obwohl ich ein halber Mensch bin, stellte sich für mich nie die Frage, wohin ich gehöre.«
»Es ist ohnehin kaum vorstellbar, dass Mensch und Krahim sich freiwillig miteinander vereinigen«, spottete Nefreta.
Gondwins Grinsen wurde noch breiter. »Es war nicht freiwillig. Mein Vater vergewaltigte meine Mutter, ohne zu ahnen, dass diese Verbindung fruchtbar sein könnte. Nach meiner Geburt nahm er mich mit zu den Krahim und zog mich auf. Aber genug von mir, meine Geschichte ist nicht weiter von Belang.«
»Nur insofern, als du dich freiwillig dem Schattenweber angeschlossen hast«, bemerkte Aldavinur.
»Ja, und daran hat sich nichts geändert«, gab Gondwin zu. »Wir stehen treu zueinander, und ich habe meine Überzeugung. Höre weiter. Der Schattenweber erfuhr von den Fyrgar, die ihm bis dahin völlig unbekannt waren. Fürst Réando hat einiges über sie preisgegeben, und der Schattenweber begriff sofort, dass der Erlöser nur bei deinem Volk zu finden war. Daher schickte er mich aus, und ich fand viel mehr, als wir erwartet oder gar erhofft hatten. Es musste eine glückliche Fügung gewesen sein, anders war es nicht möglich. Großes würde geschehen. Waldsee ist neutral, doch der Sturm des Ewigen Krieges nähert sich, und die Welt muss ihm standhalten. Deshalb wurde der Schattenweber erweckt, und deshalb wurde Efrynn geboren.«
»Was für ein Unsinn!«, fuhr Aldavinur auf. »Du hast dir die leichtere Beute gesucht und Efrynn zu deinem Werkzeug gemacht. Und zum Gefäß des Schattenwebers!«
»Nein, so ist es nicht«, widersprach Efrynn. »Ich bin der Schattenweber selbst. Die Dunkle Macht dient mir, nicht umgekehrt! Wir sind gemeinsam durch das Feuer gegangen!«
Gondwin nickte. »Ich habe Efrynn nach der Entführung alles genau dargelegt, und er war sofort bereit, sich mir anzuschließen. Denn er erkannte in diesem Augenblick, was seine Bestimmung war! Er nahm die Dunkle Macht in sich auf, während er durch das Feuer ging, und wurde zum Schattenweber selbst.«
»Ich bin weder befallen noch beeinflusst, sondern ich bin zu dem
Weitere Kostenlose Bücher