Fyrgar - Volk Des Feuers
bist eine Fyrgar, Eírtiti, und ich habe dich so erzogen. Du weißt, wie wir zum Tod stehen«, versetzte er ungerührt. »Außerdem haben wir darüber gesprochen, was geschieht, wenn du erwachsen bist, und davon bist du noch einige Jahre entfernt.«
Sie schüttelte den Kopf, sodass ihre langen, glänzenden schwarzroten Haare aufflatterten wie Flügel. »Das kann nicht dein Ernst sein!«
Er hob beschwichtigend die Hand. »Du verstehst das nicht, Eírtiti. Es gibt für mich dann nichts mehr zu tun. Ich lebe jetzt für dich und gehe den Weg aller sterblichen Menschen. So viele Jahre habe ich nicht mehr vor mir, und ich will nicht dereinst als Tattergreis von der Bank fallen.«
Ratlosigkeit ergriff das Mädchen, und Hilfe suchend wandte es sich an Alrydis, die gerade herauskam. »Mutter, steh mir bei! Erzähl ihm, wie es ist, weiterzuleben. Du hast es doch auch getan, nicht wahr?«
Die Lady zögerte mit der Antwort.
Eírtiti hob resigniert die Arme. »Ich gebe es auf! Euch beiden ist nicht mehr zu helfen.« Kopfschüttelnd lief sie zu den Pferdeweiden.
Alrydis setzte sich neben Aldavinur und ergriff seine Hand. »So schlau, so klug, und doch so rührend unbedarft, eben immer noch ein Kind. Nie hat sie etwas gemerkt. Wir müssen es ihr sagen.«
Er stieß einen trockenen Laut aus. »Was sollen wir ihr sagen? Dass wir miteinander schlafen? Dass wir es tun, weil wir so davon träumen können, unsere wahren Geliebten lägen in unseren Armen?«
»Es hilft uns doch«, erwiderte sie. »Sie hat recht, weißt du.«
»Natürlich hat sie recht«, schnaubte er. »Was wir beide da tun, ist töricht. Aber was bleibt denn schon für mich? Du ... kannst zur Umschließenden See, und dort ist dein Mann, dort sind deine Kinder.«
»Dein Kind ist hier«, erinnerte sie ihn. »Du hast es aufgezogen. Und ich habe meine Sehnsüchte gestillt, indem ich Eírtiti die Mutter ersetzte, da ich meine eigenen Kinder nicht aufwachsen sah. Längst schon sind sie erwachsen und haben selbst Kinder. Die Zeiten, da sie nach Ardig Hall oder zu Besuch hierhergekommen sind, sind lange vorbei. Und ich ... es ist doch nur eine Erinnerung, der ich nachhänge. Mein Prinz ist tot, daran lässt sich nichts mehr ändern. Das Wesen, das mich aus dem Wasser begrüßt, trägt nur noch eine schwache Erinnerung an ihn in sich. Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr vergisst er, wer er einst war. Eines Tages wird er davonschwimmen und nicht mehr zurückkehren.«
»Er wird dich nie vergessen«, widersprach Aldavinur.
»Und was ändert das für mich? Er hat ein Leben. Ich nicht.« Alrydis strich sich eine Strähne aus der Stirn.
»Wir sind es doch, die nicht vergessen können, Aldavinur«, murmelte sie. »Fast jede Nacht klammern wir uns aneinander wie Ertrinkende, und unser Liebesakt trägt den Geruch von Verzweiflung, nicht von Lust.«
Betroffen schwieg er.
Sie stieß einen seufzenden Laut aus und neigte leicht den Kopf. »Es tut mir leid, das ist ungerecht. Zwischen uns besteht Harmonie, das lässt sich nicht leugnen. In deiner Nähe fühle ich mich wohl und geborgen. Ich finde dich sehr anziehend, und ich mag es, wie du ... du weißt schon.« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Er legte eine Hand in ihren Nacken und küsste sie auf die Stirn. Es war die erste Zuneigungsbekundung, die Auge in Auge stattfand, und beide vergaßen in diesem Augenblick, dass sie nicht unter sich waren. Seine Hand streichelte ihre Wange. »Aber wir sollten es beenden, willst du das sagen?«
»Es wäre besser für uns beide. Halrid mag die Hoffnung gehegt haben, dass unsere Seelen heilen, wenn wir zusammen sind. Doch er hat nie so sehr geliebt wie wir, er kann es nicht verstehen. Wir pflegen unsere Trauer und bestärken einander nur darin. Unternehmen wir wenigstens den Versuch, ein normales Leben zu führen. Ich lebe zwar vermutlich schon zu lange wie eine Witwe, als dass sich etwas ändern könnte, aber bei dir besteht noch Hoffnung.«
»Also gut.«
Sie hielten genau einen Halbmond durch, dann war alles wie vorher.
Zu Mittsommer erreichte er das abgeschiedene Tal. Es war alles noch so, wie er es in Erinnerung hatte. Inzwischen war er so groß und so stark, dass sich ihm nichts mehr in den Weg stellen konnte. Noch beherrschte er das Feuer nicht, doch das brauchte er auch nicht. Er wusste, dass er Hilfe bekommen würde.
Er wanderte am Adfall vorbei, ohne ihn zu beachten, und strebte dem Passdurchgang zu. Es war sehr still, so als würde etwas fehlen.
Sie bemerkten ihn
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